Mittwoch, 24. April 2019

Germanen und Kelten - Was unterscheidet sie genetisch?

Völker, Gene und Archäologen - Einige Fragestellungen und Ergebnisse der aktuellen Forschung

In diesem Video werden einige neue Forschungsergebnisse behandelt, die in den letzten beiden Wochen bekannt geworden sind, und über die ich auf Facebook berichtet habe.




Die "Germania" des Tacitus - Ein zuverlässiger Bericht


01:15 - In Dänemark wurden Skelette einer Schlacht zwischen Germanenstämmen ausgegraben, die Hinweise auf rituelle Behandlung aufweisen, von denen auch Tacitus berichtet hat (1). (Leider ist mir hier wieder einmal ein schon vier Jahre alter Artikel als "aktuell" angezeigt worden, aber egal.) Wieder einmal Bestätigungen des Tacitus aus der Archäologie heraus, was den Quellenwert seiner Schriften einmal erneut erhöht und auch bestätigt, was auf Wikipedia zu seiner "Germania" schon verzeichnet ist (2):
"Andere Forscher halten das Werk (...) für eine objektive Ethnographie. Diese, stellenweise stark polarisierenden, negativen und positiven Gegensätze zu Tacitus’ eigener Kultur dienten demnach lediglich dem Verständnis des Andersartigen. Dafür spricht, daß sich viele seiner Beschreibungen als richtig herausgestellt haben und durch die moderne Archäologie bestätigt wurden."

Germanen und Kelten - Was unterscheidet sie genetisch?


06:45 - Mein erster Archäogenetik-Test sagt, ich bin am ehesten mit einigen germanischen Völkerwanderungs-Stämmen verwandt (Alemannen, Franken, Langobarden) und auch mit Kelten und Glockenbecher-Kultur (3). Ich vermute, daß die Kelten, abstammend von der bevölkerungsdichten Aunjetitzer Kultur, genetisch weniger homogen waren als die Germanen aus Skandinavien, das vor der Eisenzeit geringere Bevölkerungsdichte aufwies als zeitgleich die deutschen Mittelgebirge. Deshalb dürften die Kelten mehr mediterrane Genetik in sich getragen haben als die Germanen. Die Germanen haben die Kelten jedenfalls als "Welsche" empfunden (Wiki).

Stammen die Philister aus Mitteleuropa?


Ergänzung 7.7.2019: Vielleicht ist damit auch die europäische Genetik zu erklären, die soeben nachgewiesen wurde für das Volk der Philister um 1200 v. Ztr. in Askalon im heutigen Libanon (11-14). Damit kommt das Atlantis-Rätsel seiner Auflösung nämlich vermutlich näher. Die Seevölker, die um 1200 v. Ztr. Ägypten angriffen, als das Großreich der Hethiter zusammen brach, stammten nämlich genetisch aus Europa, vielleicht aus dem nördlichen Mittelmeerraum. 

Während in der Bronzezeit in Askalon, im heutigen Libanon, Menschen vorwiegend kaukasisch-neolithischer Abstammung lebten, kam mit dem Seevölkersturm um 1200 v.d. Ztr. und mit der Ansiedlung der Philister europäische Genetik nach Askalon.  Leider ist noch nichts Genaues darüber zu sagen, wie diese europäische Genetik konkreter eingegrenzt werden kann. Auf eindeutigere "Steppen"-Herkunft (Indogermanen) scheinen die Ergebnisse bislang nicht hinzudeuten.  Dennoch ist wohl auch weiterhin nicht völlig ausgeschlossen, daß Teile der Seevölker aus Mittel- oder sogar Nordeuropa kamen.  Und übrigens: Oben im Himmel sitzen gerade Gustaf Kossinna und Jürgen Spanuth zusammen und reden sich die Köpfe heiß über die neuen Ergebnisse.

11:45 - Die Ethnogenese der aschkenasischen Juden ist weiterhin nicht sehr gut geklärt. Stammen sie zum Teil von spätantiken, hellenisierten Römern ab (4, 5)?

Sollte Intelligenz-Forschung verboten werden?


14:30 - Sollte Intelligenz-Forschung verboten werden?, ist 2016 ernsthaft in der wissenschaftlichen Literatur gefragt worden, der IQ-Forscher Gerhard Meisenberg hat darauf 2019 in einem Artikel geantwortet. Paige Harden hatte ja auch schon - eher scherzhaft - an die Verfolgung von Wissenschaftlern im Zusammenhang mit dem Lyssenkoismus (6) erinnert. 

17:00 - Mehrere hunderttausend Wohnungen in Berlin fehlen, nachdem die Einwohnerschaft um mehrere hunderttausend Zuwanderer gestiegen ist. Peter Mersch erinnert an die Zusammenhänge, die hier vorliegen. Nur für die bisherige deutsche Bevölkerung gäbe es keine Wohnungsnot. 

Stonehenge - Es wurde von der gleichen anatolisch-neolithischen Völkergruppe begründet wie Göbekli Tepe


18:00 - Begrabene in mittelneolithischen Megalithgräbern liefern keinen Hinweis darauf, daß matriarchalische Lebensverhältnisse vorlagen, wie oft in der Forschung angenommen worden war (Marija Gimbutas und andere). Außerdem zeigen sie geringe Anteile schwarzafrikansicher Genetik schon im Mittelneolithikum auf der spanischen Halbinsel an (Sklavenhandel?).

19:40 - Konrad Lorenz und wie wir bereit sein müssen, um der Wahrheit willen, Lieblingshypothesen zum Frühstück zu verspeisen und aufzugeben. Der Weg zur Wahrheit ist eben KEIN geradliniger. Hier aufgezeigt anhand der Megalithkultur und der Trichterbecherkultur, die eben beide genetisch nicht - wie Jahrhunderte lang angenommen - "urgermanisch" waren. 

20:00 - Wurden Göbekli Tepe und Stonehenge im Prinzip von der genetisch gleichen Völkergruppe errichtet, der anatolisch-neolithischen (7)?

22:05 - Vertrete ich in meinen Videos "wilde Thesen" und stelle ich in ihnen "unhaltbare Behauptungen" auf?

26:20 - Hausmäuse als Indikatoren bronzezeitlicher Stadtkultur in Mitteleuropa und Südengland. 

27:45 - Woher kamen die ersten Bauern auf den britischen Inseln (8, 9)? 

30:30 - Der Herausgeber von "Science" blickt auf Consumer genetics (10).
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  1. Fate of the Vanquished. By Eric A. Powell, Nov./Dec. 2014, https://www.archaeology.org/issues/153-1411/trenches/2605-trenches-danish-sacrifical-bog 
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Germania_(Tacitus) 
  3. Bading, I.: Mein Archäogenetik-Test. 12.4.2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/04/mein-erster-archaogenetik-test.html 
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/SchUM-St%C3%A4dte 
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Kalonymiden 
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Lyssenkoismus 
  7. Göbekli Tepe-Stonehenge - Erörterung mit Jens Notroff, https://twitter.com/I_Bading/status/1120378921520906246 
  8. https://studgendeutsch.blogspot.com/2011/08/4100-v-ztr-tertiare-neolithisierung-im.html 
  9. Selina Brace, Yoan Diekmann, Thomas J. Booth (...) Chris Stringer, David Reich, Mark G. Thomas & Ian Barnes: Ancient genomes indicate population replacement in Early Neolithic Britain. In: Nature Ecology & Evolution, April 2019, DOI: 10.1038/s41559-019-0871-9, https://www.researchgate.net/publication/332430722_Ancient_ genomes_indicate_population_replacement_in_Early_Neolithic_Britain 
  10. https://www.facebook.com/ingo.bading/posts/2415407271826425, bzw. EDITORIAL Consuming personal genomics. By Jeremy Berg. In: Science 19 Apr 2019: Vol. 364, Issue 6437, pp. 213, https://science.sciencemag.org/content/364/6437/213
  11. https://www.sueddeutsche.de/wissen/israel-knochen-dna-erbgut-philister-bibel-1.4511393
  12. https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/archaeologie/id_86039928/geheimnisvolle-philister-goliaths-vorfahren-stammen-aus-europa.html
  13. Philister waren offenbar Europäer | AFP, https://youtu.be/NEm7B9mh7AY
  14. Detailierter Bericht: "Ancient DNA May Reveal Origin Of The Philistines", https://youtu.be/USv9v9j1lNI

Freitag, 19. April 2019

Die bronzezeitlichen Gesellschaften Nordeuropas - Ihre Komplexität wurde bislang unterschätzt

"Zwingen zur Korrektur" - Die Forschungen auf dem ältesten Schlachtfeld Europas im Tollensetal in Mecklenburg, 1.300 v. Ztr.

Das älteste Schlachtfeld Europas (1.300 v. Ztr.) befindet sich im Tollensetal in Mecklenburg zwischen den Dörfern Weltzin im Süden und Burow im Norden (der braun markierte Bereich beiderseits des Flüßchens auf der Karte von Abb. 1).

Abb. 1: Das drei Kilometer lange, bzw. breite spätbronzezeitliche Schlachtfeld an der Tollense in Mecklenburg (aus 1)

Man fand am südlichen Ende des Schlachtfeldes Holzreste einer Brücke jener Zeit (1; Min. 4) und vermutet, daß eines der beiden Heere, die hier aufeinander trafen, diese Brücke (von Osten aus?) überqueren wollte und daß die Brücke (von der Anhöhe im Westen aus?) erbittert verteidigt wurde, so daß die Angreifer nach Norden ausgewichen sind, um dort die Tollense zu überschreiten.

Der Autor dieser Zeilen hat sich das Schlachtfeld erstmals im Juni 2010 angesehen (2). Damals war die Gegend so verschlafen wie man sich nur immer denken kann. Ob sie das heute, neun Jahre später noch immer ist? Oder ob man schon beginnt, sie touristisch zu erschließen ähnlich wie in Kalkriese oder andernorts? In Bezug auf die weltgeschichtliche Einordnung der Schlacht an der Tollense in Mecklenburg um 1.300 v. Ztr. kommen die Archäologen allmählich nämlich zu immer wirklichkeitsnäheren Einschätzungen (3):

Die Zahl (der anzunehmenden Schlachtteilnehmer) zwingt zur Korrektur des bisherigen Wissens. (...) Sie kann nur mit der Existenz einer zentralen Herrschaft erklärt werden, die für jene Epoche bislang kaum vorstellbar schien.

Man möchte meinen, daß es vor allem die heute "übervorsichtig" gewordene Vorgehensweise der Archäologen beim Interpretieren der von ihnen vorgefundenen Befunde ist, die zu solchen "Überraschungen" führt. Oder stellen sie einfach nicht genug in Rechnung, was alles schon bekannt ist? Die größte Siedlungsdichte vor dem Frühmittelalter gab es in Europa schon mit der ersten bäuerlichen Kultur, der Bandkeramik um 5.000 v. Ztr.. Das haben wir hier auf dem Blog schon vor Jahren behandelt.

"Weitreichende Bevölkerungsverschiebungen" kinderreicher Völker

Braucht man - wenn man das weiß - nicht in der Wissenschaft auch für die Nachfolgekulturen mitunter nur einmal ein wenig Phantasie? Wenn es schon um 3.100 v. Ztr. - wie ebenfalls hier auf dem Blog berichtet - Rinderwagen-Prozessionen an den Gräbern bedeutender Vorfahren in Norddänemark gegeben hat, wenn es Prozessionsstraßen gegeben, dann hat es Herrscher gegeben, Fürsten, Könige, die zentrale Herrschaften errichtet hatten (4, 5). Alle bekannten Kulturen, die heute oder bis vor kurzem noch den Rinderwagen als Transportmittel kannten (in Südostasien vor allem), waren gesellschaftlich und wirtschaftlich sehr komplexe Kulturen. Es wird also auch schon in der Bronzezeit in Nordeuropa ein staatliches Abgabensystem gegeben haben, es gab zentrale Kult-Orte, Herrschersitze und vieles dergleichen mehr.

Außerdem werden ja auch reiche "Salzherren" für die Fürstengräber der bronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur im Süden vermutet. Wie überhaupt - erstmals von dem Archäologen Häusler und anderen - mit guten Gründen schon für die Aunjetitzer Kultur stadtähnliche Siedlungen ("Höhenburgen") angenommen werden. Angesichts all dessen überrascht es einen eher, daß man hier allseits so "überrascht" ist. - Immerhin werden allmählich auch deutlichere Bezüge zu den Vorgängen sonst in der Welt hergestellt, etwa im Mittelmeer-Raum (3):

Veränderte Begräbnisformen - Brand- statt Erdbestattung - deuten auf weitreichende Bevölkerungsverschiebungen hin. Der Einbruch des Fernhandels nahm ein Szenario vorweg, das 50 Jahre später die Hochkulturen des Vorderen Orients überwältigen sollte: Invasionen, Aufstände, Hungerkatastrophen und Ressourcenmangel machten dem hoch entwickelten Staatensystem der Bronzezeit den Garaus.

Damals gab es im Levanteraum archäologisch durch Keramik gut bezeugte Zuwanderung aus Mitteldeutschland. Die Zusammenhänge zwischen Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum sind also schon länger bekannt. Deshalb gehört auch diese Schlacht an der Tollense offensichtlich ebenfalls in das große weltgeschichtliche Szenario des Seevölkersturms im Mittelmeerraum hinein. Womit die lange verrufene These des Jürgen Spanuth weiterhin ihr Gewicht behält, nach dem die Seevölker ("Atlanter") von der Insel Helgoland gekommen seien.

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  1. Tollense - Die erste Schlacht Mitteleuropas? In: W wie Wissen - Das Erste. 21.12. 2016, https://youtu.be/H8fj70enl1Q
  2. Bading, Ingo: 1320 v. Ztr. - Die Schlacht an der Tollense in Mecklenburg - Ein Ortstermin, 30. Juni 2010, https://studgenpol.blogspot.com/2010/06/1320-v-ztr-die-schlacht-der-tollense-in.html
  3. Seewald, Berthold: Fernhandel provozierte größte Schlacht der Bronzezeit. In: Die Welt, 28.11.2017, https://www.welt.de/geschichte/article171024374/Fernhandel-provozierte-groesste-Schlacht-der-Bronzezeit.html
  4. Johannsen, N., & Laursen, S. (2010). Routes and Wheeled Transport in Late 4th–Early 3rd Millennium Funerary Customs of the Jutland Peninsula: Regional Evidence and European Context Praehistorische Zeitschrift, 85 (1), 15-58 DOI: 10.1515/PZ.2010.004
  5. Bading, Ingo: Der Rinderwagen in der Weltgeschichte, 2010, http://studgendeutsch.blogspot.de/2010/10/3100-v-ztr-der-rinderwagen-in-der.html
  6. Bading, Ingo: Schlacht mit Holzknüppeln, 2010, https://studgenpol.blogspot.com/2008/10/schlacht-mit-holzknppeln-in-der-ostsee.html

Mittwoch, 17. April 2019

Der Höhlenbär - Er wurde kleiner und starb aus ...

Ancient DNA kann sich 700.000 Jahre lang erhalten
- Ein neuer Überblicksartikel zum Forschungsstand

Der Ancient-DNA-Forscher David Reich hat einen Überblicksartikel veröffentlicht zum Stand der Ancient-DNA-Forschung, insbesondere hinsichtlich nichtmenschlicher DNA (1). Der Artikel enthält aber auch eine schöne Grafik zu Ort und Zeitstellung jener menschlichen Skelette, deren DNA schon publiziert worden ist (Abb. 1).

Abb. 1: Überblick über menschliche Alte DNA publiziert bis 15.12.2018 (aus: 1)




Das sind schon eine ganze Menge, möchte man meinen. Weitere Dinge, die man in diesem Artikel erfährt*):
  • DNA-Reste werden sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht in organischem Material finden, das älter als 700.000 Jahre alt ist.
  • Am Besten erhalten sich DNA-Reste nach derzeitigem Wissensstand in Knochen.
  • Andere organische Materialien sind zu weich und Bakterien kommen zu leicht an die DNA-Reste heran und können sie zerstören.
  • Deshalb wird es künftig schwieriger sein, erhaltene DNA in Pflanzen- als in Tierresten zu finden.
  • Am meisten wird man mittels AncientDNA-Forschung in den nächsten Jahren über Tiere und Pflanzen des arktischen Lebensraumes der letzten 700.000 Jahre lernen, weil sich dort die DNA aufgrund der Kälte am besten erhält.
  • Auch spielt die wichtige Erkenntnis eine Rolle, daß AncientDNA sich am besten im Innenohrknochen (petrous bone) hält, dem härtesten Knochen des menschlichen Körpers (und vermutlich anderer Tiere). Deshalb konnten in den letzten Jahren auch DNA-Reste im tropischen Pazifik, sowie in semiariden Regionen Südost-, Mittel- und Westasiens gewonnen werden.

Das Schicksal des europäischen Höhlenbärs


Als Beispiel wird angeführt, daß die genetische Geschichte des eiszeitlichen Höhlenbärs auf diese Weise teilweise schon hat aufgeklärt werden können. Er wurde von Menschen verdrängt, wurde über die Jahrtausende kleienr und ist vor 25.000 Jahren ausgestorben. Der Grund liegt vermutlich darin, daß er dieselben Höhlen bewohnte wie die Menschen selbst. Der Braunbär hingegen hat sich bis heute gehalten, hat seine Körpergröße auch nicht verändert. Denn er nutzt andere Schlafplätze. Im heutigen Braunbär sind allerdings auch 1 bis 2 % Gene des Höhlenbären enthalten (1):
Stiller et al. found that European cave bear population sizes decreased significantly over the 25.000 years prior to their extinction, while brown bear populations did not experience the same dramatic collapse. They proposed that the different hibernation strategies of cave bears and brown bears (cave bears hibernate in caves whereas brown bears hibernate in a variety of locations) may have put cave bears in direct competition with humans for access to cave sites.

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*) Das folgende paraphrasiert dieses Zitat:
Despite a wide range of potential sources of aDNA data, there are spatial and temporal limits to aDNA research. To date, the oldest ancient genome comes from an approximately 700 000-year-old horse bone preserved in permafrost. It is unlikely that DNA will preserve in samples that are much older than this, which means aDNA can only be used to study animals and plants that lived during the Middle Pleistocene and especially during the Late Pleistocene and the Holocene. The time periods available for study are even more restricted when working with natural history and museum specimens that represent flora and fauna collected during the past few hundred years. We still do not fully understand the processes that lead to DNA degradation in various types of materials, but preservation conditions in bone seem anecdotally to be better than in other soft tissues from plants and animals, even when they are somewhat intact such as in natural or anthropogenic mummies. As a result, it may be more difficult to obtain very old DNA from plants than animals. While age, temperature, and microbial attack are major factors that destroy DNA, it is unclear how other factors, especially storage conditions for materials after excavation and when they enter museum collections, contribute to DNA destruction. Therefore, it may not always be possible to extract aDNA from otherwise well-preserved archaeological, ethnographic, and natural history collections. The types of ancient habitats that can be studied using aDNA are also limited because of unequal DNA preservation under different environmental conditions. DNA survival depends on thermal age, with higher levels of DNA preservation in temperate and cold environments than in hot equatorial climates. We may be able to learn a great deal about plants and animals that lived in arctic environments, but relatively less about ecological diversity in ancient desert or tropical ecosystems at lower latitudes. For animals with large ranges that extend across multiple environmental zones, high resolution analysis may therefore be much easier for subpopulations that lived in the cooler parts of their original range. Encouragingly, recent technical improvements in aDNA analysis (including more efficient methods of extraction of DNA, conversion of the DNA into a form that can be sequenced, and the realization that the inner ear region of the petrous bone can preserve up to 100 times more DNA than other skeletal elements) have made aDNA analysis in humans sufficiently efficient that high-quality data are now regularly being obtained from hot or tropical regions, and from Middle Pleistocene and Late Pleistocene material in temperate zones. It is reasonable to think that application of similar approaches will enable paleogenomic research in warm regions for non-human species as well. 
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  1. The Promise of Paleogenomics Beyond Our Own Species. Autoren: Katherine Brunson, David Reich. In: Trends in Genetics, Volume 35, ISSUE 5, P319-329, May 01, 2019, DOI:https://doi.org/10.1016/j.tig.2019.02.006, https://www.cell.com/trends/genetics/fulltext/S0168-9525(19)30035-6

Sonntag, 14. April 2019

40.000 v. Ztr.: In Rumänien vermischten sich anatomisch moderne Menschen mit Neandertalern

Waren die ersten Europäer Negritos?

Das aufregende Wechselspiel von modern(er)en Menschenformen, die sich ausbreiten, während sogenannte ursprünglichere Bevölkerungen zu Randbevölkerungen oder Reliktbevölkerungen werden oder schließlich ganz aussterben, ist nach der neuesten Ancient-DNA-Forschung sowohl in Asien wie in Europa zu beobachten. In Asien konnte für eine nur noch wenige hundert Menschen umfassende Volksgruppe von Fischern am Amurfluß festgestellt werden, daß diese dort genetisch weitgehend unverändert seit 8.000 Jahren gelebt hat (siehe anderer Beitrag hier auf dem Blog). Eine vergleichbare altertümliche Menschenform, die vor dem Übergang zum Ackerbau große Teile Europas bewohnt hat, hat sich als kleine und zudem vermischte Reliktbevölkerung heute nur noch an einem Ort in der Welt erhalten, nämlich: vermutlich auf den Kanarischen Inseln. 

Abb. 1: Die Menschen von Peștera cu Oase (Rumänien, Banat), die vor 40.000 Jahren lebten, und deren Knochen 2002 gefunden wurden (Wiki)  - Herkunft: Pressebilder Neanderthal Museum, Mettmann, https://www.neanderthal.de/de/urmenschen.html, Fotograf: Daniela Hitzeman (Wiki) - Rekonstruktion geschaffen von Adrie und Alfons Kennis ("Kennis & Kennis") 2017

Diese Erkenntnis veranlaßte die Zusammenstellung des vorliegenden Blogbeitrages. Bei der Suche nach einer bildkräftigen Bebilderung (siehe Abbildung 1) stießen wir dann aber noch viel tiefer in die europäische Vorgeschichte hinein, nämlich 40.000 Jahre tief, als wir auf die überraschend eindrucksvolle Abbildung 1 stießen. Genauere Recherche bringt nun zutage, daß diese Rekonstruktion von - mit Recht - berühmten Rekonstrukteuren geschaffen wurde, nämlich von Adrie und Alfons Kennis, und zwar erst im Jahr 2017 (KennisandKennis). Die Einstellung dieser Brüder kann einem sehr gefallen (16):

"Symmetrische Brüste sind langweilig", sagt Alfons. Die Zwillinge zeigen Bilder indigener Völker etwa aus Papua-Neuginea, die sie zu Hunderten auf ihrem Rechner gespeichert haben. "Wunderschön, oder?" sagt Adrie. "Schauen Sie sich diese Gesichter an!" Sie würden das gern genau so unverblümt darstellen, mürrisches oder lachendes Gesicht, unverhüllter Penis, hängende Brust. 

Aber fangen wir erst einmal mit dem Augsgangsthema an (A), um dann auf diese aufregende Rekonstruktion (B) einzugehen.

A. Das Volk der europäischen mesolithischen Fischer, Jäger und Sammler (12.000 bis 2.000 v. Ztr.)

10.000 Jahre lang lebte ein großes Volk in Europa. Die Genetik der ausgestorbenen, letzten west- und mitteleuropäischen dunkelhäutigen, aber blauäugigen Jäger und Sammler, des sogenannten "Villabruna-Cluster's", die sich auch auf den britischen Inseln fand, und von denen "Kennis&Kennis" ebenfalls eine aufsehenerregende Rekonstruktion angefertigt haben, nämlich vom "Cheddar Man", hat jedenfalls auf den kanarischen Inseln offenbar noch bis in die letzten Jahrhunderte recht unvermischt fortbestanden (1). Sie hat sich dort allerdings schon vor Jahrhunderten vor allem mit der Genetik nordafrikanischer Zuwanderer vermischt. Diesselbe Genetik hat aber in Mittel- und Nordeuropa an den Ufern von Flüssen und Gewässern - zum Schluß an der östlichen Ostsee - nur bis zum Mittelneolithikum fortbestanden und hat sich dort dann sehr weitgehend mit nachfolgenden Völkern vermischt. Dazu finden wir nun (1):

"Die vorkolonialen Guanchen der Kanarischen Inseln hatten einige genetische Verwandtschaft mit europäischen Jäger-Sammlern zusätzlich zu ihrer vorwiegend nordafrikanischen genetischen Herkunft."
"... The pre-colonial Guanche inhabitants of the Canary Islands had some European hunter-gatherer affinity in addition to their mainly North African origin."

So wie sich also auf Sardinien am unvermischtesten die ansonsten ausgestorbenen Menschen der ersten Bauern Europas und des Mittelmeeres gehalten hat, so auf den Kanarischen Inseln die ansonsten ausgestorbenen Menschen der letzten westeuropäischen Jäger und Sammler. Nun gut, die Studie, auf die sich hier bezogen wird, hat die DNA von 12 Skeletten der Guanchen des 19. Jahrhunderts sequenziert. Sie fand (2):

"Wir stellen außerdem fest, daß ein von uns sequenziertes Guanchen-Skelett einen größeren Anteil von Jäger-Sammler-ähnlicher genetischer Herkunft aufweist als die anderen Individuen, was womöglich auf einen geringen europäischen genetischen Zufluß hinweisen könnte in der Zeit vor der europäischen Kolonisierung."
"We also note that one Guanche individual (gun005) carried a greater proportion of hunter-gatherer (HG)-like ancestry than the other individuals, possibly suggesting low-level gene flow from a European source that predates the European conquest."

Die heutigen Einwohner von Gran Canaria tragen noch 15 bis 30 % der vorkolonialen Genetik in sich (3).

Aber auch auf die Ethnogenese der anatolisch-neolithischen Bauernvölker sollen die mesolithischen Villabruna-Leute (die letzten westeuropäischen Jäger und Sammler, zu denen auch der Cheddar Man gehörte) einen gewissen genetischen Einfluß ausgeübt haben (1). Der genetische Anteil, den wir heutigen, modernen Europäer noch von ihnen in uns tragen, dürfte jedenfalls um etliches größer sein als jener genetische Neandertaler-Anteil, den jeder von uns heute schon bei 23andme und andwärts mitgeteilt bekommt, wenn er sich seine Gene sequenzieren läßt. Künftig wird uns sicherlich unser westeuropäischer Jäger-Sammler-Anteil im Genom ebenfalls mitgeteilt werden. Denn in dieser Form leben sie durchaus "in uns" weiter.

Auf Wikipedia ist jenes großartige europäische Volk, das in Europa 10.000 bis 15.000 Jahre lang lebte, noch nicht sehr rund und eingängig dargestellt (4-7). Über ihre Nachbarn, die osteuropäischen Jäger und Sammler, erfahren wir (1):

"Die osteuropäischen Jäger und Sammler, eine Population, die eine Mischung darstellt aus westeuropäischen Jägern und Sammlern und Menschen mit sibirischer Herkunft des Oberen Paläolithikums (verwandt mit dem Funden von Mal'ta und Afontova Gora vom Baikalsee, die in der Zeit vor 24.000 bis 17.000 Jahren lebten), sind im europäischen Rußland vor 8.000 Jahren nachgewiesen. Dieses Volk trug zur Herkunft der Jäger und Sammler in Schweden vor 8.000 bis 5.000 Jahren bei, sowie in Norwegen, auf dem Balkan, in der Ukraine und an der Ostsee."
"Eastern European hunter-gatherers (EHG), a population of mixed WHG and Upper Paleolithic Siberian ancestry (related to the Mal’ta and Afontova Gora specimens from Lake Baikal (∼24–17 kya) are attested in European Russia ∼8 kya. This group contributed ancestry to hunter-gatherers in Sweden ∼8–5 kya, Norway, the Balkans and Ukraine, and the Baltic."

In früheren Blogartikeln referierten wir schon, daß die hier angeführten großen Jäger-, Sammler- und Fischer-Völker des europäischen Mesolithikums sich untereinander genetisch so stark voneinander unterschieden wie wir heutigen Europäer uns von den Ostasiaten unterscheiden.

Übrigens stellte einen wesentlichen Lebensraum der west- und mitteleuropäischen Jäger und Sammler auch das "Doggerland" dar, das heute untergegangene Land zwischen Deutschland und England (8) (Wiki). Damals mündete die Themse noch in den Rhein, sowie Ems und Weser in die Elbe. Auf ihm ragten die Felsen von Helgoland ähnlich prägnant aus der Landschaft heraus wie heute noch die Externsteine im Teutoburger Wald.

Es mußte sich jedenfalls genetisch auch noch nach dem Übergang zum Ackerbau noch sehr viel ändern, damit das heutige äußere Erscheinungsbild und die angeborene Psychologie der Europäer, insbesondere der Nordeuropäer entstand. In den nächsten Jahren wird das von Seiten der Archäogenetik sicher noch in besseren Überblicksartikeln dargestellt werden als das derzeit irgendwo zu finden ist.

Aber nur einen Tag nach Veröffentlichung dieses Beitrages erschien schon wieder eine neue Studie über die genetisch klar westeuropäischen Jäger und Sammler auf den britischen Inseln. Sie bestätigt schon zuvor gemachte Feststellungen, die auch in die Rekonstruktion von Kennis&Kennis einflossen (9):

Wir schlußfolgern, daß der Cheddar Man höchstwahrscheinlich blaue/grüne Augen hatte, dunkelbraunes (vielleicht schwarzes) Haar und dunkle oder dunkle bis schwarze Haut, während unser bestsequenziertes neolithisches Individuum braune Augen, schwarze (vielleicht dunkelbraune) Haare und dunkle bis weniger dunkle Haut hatte.
Original: We infer that Cheddar Man mostly probably had blue/green eyes, dark brown (possibly black)  hair  and  dark  or  dark  to  black  skin,  whereas  our  highest-coverage Early Neolithic individual had brown eyes, black (possibly dark brown) hair and dark to intermediate skin.

B. Die Peștera cu Oase (Knochenhöhle) in Rumänien, 40.000 v. Ztr.

Nun aber zu den Menschen von Peștera cu Oase (Knochenhöhle) in den Südkarpaten, gelegen im heutigen Rumänien, die vor 40.000 Jahren lebten, und deren Knochen seit 2002 untersucht werden (Wiki), hatten sich wenige Generationen zuvor mit den einheimischen Neandertalern vermischt und hatten deshalb doppelt so viel Neandertaler-DNA in sich als wir (nämlich 9 %). Für das Werden der europäischen Völker werden diese Neandertaler-Mischlinge als "Ausreißer" betrachtet, als nicht typisch für die ersten anatomisch modernen Menschen, die Europa besiedelten (15). In einem Neandertaler-Museum darf eine Rekonstruktion von ihnen ihren Platz finden, nur darf man von ihrer Rekonstruktion nicht zurückschließen auf den typischen Europäer, der damals Europa besiedelte. Vorhergehende Rekonstruktionen betonten auch die archaischen, negroiden Merkmale nicht so deutlich wie das das niederländische eineiige Zwillingspaar Adrie and Alfons Kennis in ihrer Rekonstruktion taten (18, 19) (siehe Abb. 2). Trotz der besonderen Wirklichkeitsnähe ihrer Rekonstruktionen, werden diese auch häufig kritisiert. Über die des Ötzi wird berichtet (16):

Manche Forscher sehen die Rekonstruktionen etwas kritisch. Der Mumienforscher Albert Zink aus Bozen etwa hätte sich bei Ötzi eine "stärkere Berücksichtigung der Forschungsergebnisse" gewünscht. "Es gibt keinen Hinweis, daß er bereits graue Haare hatte, auch die Hände sind zu groß und fleischig", sagt er. "Wir denken nicht mehr, daß Ötzi ein älterer Herr mit Gesundheitsproblemen war." 

Da "Kennis&Kennis" wirkungsmächtigste Rekonstruktionen schaffen, die ob ihrer lebendigen Bildhaftigkeit weit über die Wissenschaft hinaus wirken, wünschte man sich zu jeder dieser Rekonstruktionen sehr genaue kritische Beurteilungen aus wissenschaftlicher Sicht (17).


Abb. 2: Schädel "Peștera cu Oase 2" - Rekonstruktion von 2014 (aus: 19)

Jedenfalls: Ob es solche Menschen wie in Abbildung 1 waren oder eher solche aus Abbildung 2, die zu gleicher Zeit in der Höhle Hoher Fels in der Schwäbischen Alp die "Venus vom Hohen Fels" geschaffen haben (14), darf zunächst wohl doch ein wenig bezweifelt werden. Vielleicht waren die archaischen Merkmale auch geringer. In Gesichtsdarstellungen der Aurignacien-Kultur findet man sie jedenfalls sonst so nicht.

Die in Abbildung 1 dargestellten negroiden Merkmale könnten aber auch etwas zu tun haben mit der Tatsache, daß die ersten Auswanderer aus Afrika Richtung Südasien und Australien sogenannte "Negrito" (Wiki) waren. Und findet sich jene weibliche Fettleibigkeit, die in vielen Kunstwerken des Aurignacien dargestellt wurde - wie in der Venus vom Hohen Fels - nicht heute vor allem auch ausgeprägt in Afrika (13, 14)?


Jedenfalls: Die Menschen, die die europäischen Höhlenmalereien der Eiszeit hervorgebracht haben, die Rentier-Jäger, die Jäger der Höhlenbären, ja, auch noch die letzten Fischer, Jäger und Sammler, die sich nach der lückenlosen Wiederbewaldung Europas nach der Eiszeit vor allem an die Fluß-, See- und Meeresufer zurück gezogen hatten, waren uns vom äußeren Erscheinungsbild her - alle Ancient-DNA-Daten sagen da bislang dasselbe - noch sehr unähnlich.

Es waren andere Völker, ja, andere Rassen als wir selbst (15). Sie sind aber deshalb nicht weniger spannend, ja, man kann es geradezu unheimlich und aufregend finden, daß in unserer eigenen, Jahrtausende langen Heimat einstmals so ganz andere, fremde Völker gelebt haben. Sogar Menschen, die sich mit dem noch viel fremderen Neandertaler vermischt hatten! Solche Umstände darf man gerne sehr lange auf sich wirken lassen. - Hat zum Beispiel womöglich die Vermischung mit diesem ganz "Fremden" zu einem Evolutionsschub geführt? Evolution ist aufregend, wohin wir schauen.

In diesen Zusammenhang gehört auch die hoch interessante Feststellung, daß der archäogenetisch festgestellte Menschentyp des "Basal Eurasian" (Wiki) in den Menschen, die vor 12.000 Jahren im "Fruchtbaren Halbmond" als erste zum Ackerbau übergegangen sind (sogenannte "Natufier"), genetisch noch zu etwa 50 % fortbestand, in den anatolisch-neolithischen Bauernvölkern zu 44 % (Wiki). Die archäologisch festgestellte Lebensweise und Siedlungsdichte der letzten Jäger und Sammler im Vorderen Orient glich auch noch sehr stark der Lebensweise und Siedlungsdichte der heutigen Buschleute in Südafrika (10, 11).


/Beträchtlich ergänzt und umgeschrieben:
30.6.2019/

________________________________________________
  1. The evolutionary history of human populations in Europe. By Iosif Lazaridis, Current Opinion in Genetics & Development, Volume 53, December 2018, Pages 21-27 https://doi.org/10.1016/j.gde.2018.06.007, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959437X18300583 (dankenswerter Weise frei zugänglich)
  2. Current Biology 2017, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982217312575
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Guanchen
  4. https://en.wikipedia.org/wiki/European_early_modern_humans
  5. https://en.wikipedia.org/wiki/Genetic_history_of_Europe
  6. https://en.wikipedia.org/wiki/Portal:Mesolithic
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Cheddar_Man  
  8. Filser, Huberg: Der erste Brexit. In: Die Zeit, 5. April 2019, https://www.sueddeutsche.de/wissen/doggerland-archaeologie-1.4397840
  9. Selina Brace, Yoan Diekmann, Thomas J. Booth (...) Chris Stringer, David Reich, Mark G. Thomas & Ian Barnes: Ancient genomes indicate population replacement in Early Neolithic Britain. In: Nature Ecology & Evolution, April 2019, DOI: 10.1038/s41559-019-0871-9, https://www.researchgate.net/publication/332430722_Ancient _genomes_indicate_population_replacement_in_Early_Neolithic_Britain
  10. Bading, Ingo: Die Neolithische Revolution im Vorderen Orient 12.000 bis 6.000 v. Ztr.. (Eigentlicher Titel: Populationsstrukturen und Transitions-Vorgänge im Levanteraum vom Epi-Paläolithikum bis zum PPNB.) Seminararbeit für den Anthropologischen Kurs II (Populationsstrukturen) von PD Dr. Winfried Henke, Universität Mainz, SS 1995, http://independent.academia.edu/IngoBading/Papers/1599513/Die_Neolithische_Revolution_im_Vorderen_Orient_12.000_-_6.000_v._Ztr._
  11. Bading, Ingo: Die lange "Vorbrennphase" der "Neolithischen Revolution". 5.5.2012, https://studgendeutsch.blogspot.com/2012/05/die-dreistufige-rakete-neolithische.html 
  12. Roswitha Budeus-Budde: Die Guanchen - Woher stammen die Ureinwohner der Kanaren, die im 15. Jahrhundert von den Spaniern vernichtet wurden? Süddeutsche Zeitung, 24. Juni 2016, https://www.sueddeutsche.de/stil/dem-geheimnis-auf-der-spur-die-guanchen-1.3046274
  13. Bading, Ingo: Von der Geschlechtlichkeit des Menschen überwältigt. Studium generale, April 2009, https://studgendeutsch.blogspot.com/2009/05/von-der-geschlechtlichkeit-des-menschen.html
  14. Bading, Ingo: Zur Evolution des weiblichen Hintern, 2014, https://studgendeutsch.blogspot.com/2014/10/zur-evolution-des-weiblichen-hinterns.html  
  15. Bading, Ingo: Die genetische Geschichte der europäischen Eiszeit. Die Aufeinanderfolge unterschiedlicher Völker und Rassen in Europa seit 43.000 v. Ztr.. 19.6.2016, https://studgendeutsch.blogspot.com/2016/06/die-genetische-geschichte-der.html
  16. Hubert Filser: So sahen wir aus. Die Brüder Adrie und Alfons Kennis sind weltberühmt für ihre realistischen Rekonstruktionen von Vor- und Frühmenschen in Lebensgröße. Ein Werkstattbesuch. In: Süddeutsche, 11. Januar 2019, https://www.sueddeutsche.de/wissen/palaeoanthropologie-so-sahen-wir-aus-1.4283745
  17. Buchan, Kit: Meet the ancestors… the two brothers creating lifelike figures of early man. In: The Guardian, 5.5.2018, https://www.theguardian.com/science/2018/may/05/meet-the-ancestors-two-brothers-lifelike-figures-early-man-adrie-and-alfons-kennis
  18. Neave, Richard: Reconstruction of an early European skull. Auf: Mathilda's Anthropology Blog, 5.5.2009, https://mathildasanthropologyblog.wordpress.com/2009/05/05/reconstruction-of-an-early-european-skull/
  19. Bogdan Petry: Oase Skull, 14.12.2014, https://youtu.be/5wIXCiYCiiw

Freitag, 12. April 2019

Mein erster Archäogenetik-Test ....

Er sagt, ich bin ein Germane

Aus der Reihe "Meine Gene", Teil 8

Angesichts des rasanten Fortschritts im Bereich der Archäogenetik war es nur eine Frage der Zeit, wann es die ersten Angebote geben würde, seine eigenen sequenzierten Gene mit denen von archäologischen Kulturen zu vergleichen. Nun wird mir das erste diesbezügliche Angebot bekannt (über die Facebook-Gruppe "Ancient DNA"). 

Auf der Internetseite "My True Ancestry" ( https://mytrueancestry.com ), betrieben von einer Schweizer Firma mit Namen "DNA Check LLC" (registriert im US-Bundesstaat Delaware), kann man seine eigenen sequenzierten Gene hochladen und auf Ähnlichkeit vergleichen mit den sequenzierten Genen inzwischen schon archäogenetisch erforschter archäologischer Kulturen. Natürlich habe ich das Angebot sofort wahrgenommen. Der Abgleich dauert nach dem Hochladen des Gendatensatzes nur fünf Minuten und er ist in der Einstiegs-Variante kostenlos. Hier nun die zur Verfügung gestellte Ergebnis-Karte (Abb. 1).

Abb. 1: Die archäologischen Kulturen, zu deren Angehörigen ich die höchste genetische Verwandtschaft aufweise

Zur Karte wird als Erläuterung in der Rubrik "FAQ" gesagt:

Blaue Punkte benennen eine klar definierte Gruppe von archäologischen Menschen. Rote Punkte benennen archäologische Funde, bei denen die Identität aufgrund der archäologischen Zusammenhänge allein schwer festzustellen ist. Helle Punkte bedeuten entferntere Verbindungen, dunkle Punkte bedeuten engere DNA-Nähe zu dir.
Blue dots link to a clearly defined set of ancient peoples. Red dots refer to ancient samples where identity is difficult to determine based on archaelogical evidence. Faded dots mean distant connection, brighter dots mean very close DNA distance to you.
Als archäologische Kulturen, die mir genetisch am nächsten stehen, werden mir unter den Rubrik "Your closest Ancient populations ..." genannt:
  1. Kelten + Langobarden (7.685)
  2. Langobarden + Franken (7.795)
  3. Franken (9.07)
  4. Langobarden (9.487)
  5. Kelten (9.985),
kurz gefaßt:
  1. Die Langobarden
  2. Die Franken
  3. Die Kelten

Die sind ja auf der Karte auch blau gekennzeichnet. In einer weiteren Rubrik werden mir "Your closest Archaeogenetic matches ..." genannt. Hier geht es vermutlich um die roten Punkte auf der Karte. Daß die archäologische Zuordnung zu bestimmten Stämmen und Völkern nicht sicher ist, halte ich übrigens für wenig wichtig. Schließlich ist die Genetik selbst der sicherste Hinweis, in welchen vermutlich auch kulturellen Zusammenhängen sie sich bewegt haben, zumal wenn die jeweilige Zeitstellung hinzugenommen wird. Hier werden mir dann noch einmal andere Volksstämme angeführt, mit denen ich am nahesten genetisch verwandt bin:

  1. Alemannisches Bayern (450 n. Ztr.) (6.469) 
  2. [Hidden] - upgrade your account (7.637) 
  3. Halstatt (775 v. Ztr.) (7.957) 
  4. [Hidden] - upgrade your account (9.07) 
  5. Glockenbecher-Kultur (2500 v. Ztr.) (9.483) 
  6. [Hidden] - upgrade your account (9.487) 
  7. Alemannisches Bayern (500 n. Ztr.) (9.929) 
  8. [Hidden] - upgrade your account (9.985) 
  9. Keltisch / Ungarisch (590 n. Ztr.) (10.19)
  10. .... die Liste wird noch bis 20. forgeführt, allerdings mit "verborgenen" Positionen

Kurz und gut: Ich bin ein Germane. Wie stark sich Germanen und Kelten genetisch überhaupt voneinander unterscheiden, darüber habe ich noch nie eine Studie gelesen. Aber solche sollte es ja - angesichts dieser Auswertung - auch schon geben. Da muß ich noch einmal recherchieren. Es dürfte überhaupt interessant sein, ob man die einzelnen germanischen Stämme der Völkerwanderungszeit rein genetisch voneinander unterscheiden kann. Kann man das?  Das wäre mir neu.

Sicher ist, daß man die oft männlichen, nach Süden zugewanderten Völkerwanderungsgermanen aus dem Norden, die man in den Reihengräberfeldern schon von Seiten der Physischen Anthropologie her als sehr einheitlich erkennen konnte, auch genetisch (als zugleich groß, blond und blauäugig) klar von den Frauen unterscheiden kann, die sie südlich von Main und Donau geheiratet haben, und die genetische Verwandtschaft zum Balkan aufwiesen. Eine solche genetische Verwandtschaft wird mir nicht angezeigt, auch nicht zu anderen heutigen Osteuropäern. Es würde mich interessieren, ob das für heutige Deutsche typisch ist und wie dieser Befund dann zu bewerten wäre angesichts der durch die Archäogenetik schon aufgezeigten Tatsache, daß es in der Völkerwanderung ja doch zu Vermischungen gekommen ist und man das ja auch heute noch im Bereich der Physischen Anthropologie sehen kann. (... Oder hat die heutige Vielfalt in der Physischen Anthropologie auch schon bei den Glockenbecher-Leuten vorgelegen? Das wäre ja interessant.)

Die Punkte hinter der Klammer geben übrigens, wenn ich es recht verstehe, statistische Verwandtschaftsbewertungen an. In der Erläuterung ("Info") werden anstelle dieser Zahlen die Zahlen 5, 10 und 15 genannt, die Punkte in der Zahlenreihe sind also offenbar als Komma zu verstehen.

Jedenfalls, das Ergebnis wird im Groben schon stimmen: Verschiedene germanische Stämme der Völkerwanderungszeit, Hallstadt-Kelten, Glockenbecher-Kultur, Indogermanen halt - und zwar genetisch jeweils etwas entfernter, je weiter man zeitlich zurück geht.

Exkurs: Germanen - Kelten - Homer

Gerade in den letzten Wochen, in denen ich mich mit den bronze- und eisenzeitlichen Höhenburgen der deutschen Mittelgebirge beschäftigte (siehe frühere und etwaige künftige Blogartikel), wo ja die ethnischen Übergänge, Kontinuitäten zwischen Urnenfelderkultur und Kelten gut greifbar sind, von der Forschung als sicher angenommen werden, wurde mir erst wieder bewußt, wie unsinnig es ist, Germanen und Kelten als genetisch gar so besonders unterschiedlich voneinander anzusehen. Zu dieser Frage erschien 2015 eine umfassendere genetische Studie (2-4). Sie zeigt durchaus auf, daß sich die Angelsachsen in England markanter genetisch unterscheiden lassen von diversen, einander genetisch markanter unterscheidenden keltischen regionalen Gruppen (Schotten, Waliser, Iren etc.). Aber das war keine Ancient-DNA-Studie und der Begriff "Yamnaja" findet sich in dieser Studie von 2015 noch gar nicht. Mit ihm würde aber die gemeinsame genetische Herkunft all dieser Gruppen betont werden.

Die Kelten waren den Germanen deshalb vermutlich dennoch vergleichsweise nahe genetisch verwandt, da sie alle im Wesentlichen Indogermanen waren. Sie waren ja auch ähnlich kriegerisch gesonnen und waren auch religiös nicht gar so unterschiedlich, abgesehen davon, daß sie - im Gegensatz zu den Germanen - schon einen Priesterstand, die Druiden, kannten. Solche "Seher" sind aber aus vielen indogermanischen Völkern bekannt. Wie man überhaupt bei den eigentlichen Germanen vieles nicht findet, was man bei allen übrigen indogermanischen Völkern sehr wohl findet. Womit eine einigermaßen neue Frage aufgeworfen sein könnte: Warum gibt es so vieles bei den Germanen nicht, obwohl es fast alle anderen indogermanischen Völker aufweisen?

Das sind Fragen, die einem schon bei der Forschungshypothese, daß die Ilias mündliche Überlieferungen aus der Bronzezeit enthalten könnte (1), kommen konnten. Dann würde sich nämlich die Frage stellen: Warum findet sich ein Geist wie der der Ilias nicht bei den nordeuropäischen Germanen? Oder warum konnte dieser bei ihnen - womöglich erst nach der Bronzezeit? - wieder verloren gehen?

Aber vielleicht schält sich allmählich heraus: "Germanen" sind einfach nur jene indogermanischen Stämme Skandinaviens, die am spätestens - nämlich erst in der Wikingerzeit - jene protourbane Stadtkultur angenommen haben, die in der Frühbronzezeit schon in Form der Höhenburgen der deutschen Mittelgebirge und in Südengland vorzufinden ist (einschließlich von Hausmäusen). 

Vielleicht sind sie deshalb genetisch einheitlicher geblieben, weil es keine so breiten Unterschichten gab wie in stadtähnlichen Gesellschaften. Und womöglich mögen solche Umstände auch dazu beigetragen haben dazu, daß bei den Germanen kulturell alles ein wenig "rustikaler" ausgefallen sein könnte, daß - beispielsweise - eine Himmelsscheibe von Nebra eben in ihrem Kulturraum weniger denkbar ist als in den Herrschaftsräumen der (vorkeltischen) Salzfürsten der Aunjetzer Kultur.

Verwandtschaft mit heutigen Völkern (Ethnizitätsabschätzung)

Unter der Rubrik "Your closest genetic modern populations ..." werden mir dann übrigens genannt:

  1. Deutsch_Mitte (3.374)
  2. Ost_Deutsch (5.432)
  3. Nord_Deutsch (9.654)
  4. West_Deutsch (10.08)

Da ich ja mütterlicherseits eine "großdeutsche Mischung", zugleich bin mit englischen, venezianischen, evtl. ungarischen genetischen Einsprengseln, väterlicherseits seit Jahrhunderten nur aus einer kleinen bäuerlichen Region des Westhavelland stamme, könnte es schon gut hinkommen, daß "German_Central" die mir genetisch am nächsten stehende heutige Population ist. Unter "FAQ" wird auch zu der Frage Stellung genommen, warum man nicht eine der großen Consumer genetics-Firmen bezüglich dieser Frage nutzen soll. Antwort:

Why do we use Google today and not Altavista? Innovation. MyTrueAncestry represents the latest algorithms to solve these problems with over 250 ethnicities. Other 'big companies' typically have about 20 categories. e.g. if you are German it will say you are half English and half Finnish.

Ganz genau, so war ja auch meine Erfahrung und ich empfand sie immer schon als unbefriedigend. 

... Und noch ein Seitenblick auf die aschkenasischen Juden

Was mich ein wenig stutzig macht, ist, daß auf der Internetseit unabhängig von meiner eigenen, persönlichen Auswertung unter der Rubrik "How do populations relate to each other?" als nächste archäogenetische Verwandte der aschkenasischen Juden genannt werden:

  1. *Hellenic Roman (7.562)
  2. *Roman (7.562)
  3. Hellenic Roman + Roman (7.562)
  4. Ancient Greek + Roman (11.27) 
  5. Hellenic Roman (11.9) 
  6. Roman (14.05) 
  7. Ancient Greek (16.33)

Ein Wert von 7 ist nicht gerade der höchste Verwandtschaftswert auf dieser Internetseite. Und ich dachte bislang immer noch, daß eine deutlich mittel- oder nordeuropäischere genetische Komponente, die mit den germanischen Langobarden zu tun gehabt hätte, bei den aschkenasischen Juden auch eine Rolle gespielt hätte. Scheinbar nicht. Auch als nächste heutige Verwandte werden genannt:

  1. East_Sicilian (5.157)
  2. Central_Greek (5.924)
  3. Greek_Crete (6.191)
  4. Greek_Islands (7.254)
  5. Italian_Abruzzo (8.393) 
  6. South_Italian (8.437) 
  7. Greek_Thessaly (9.336) 
  8. West_Sicilian (9.423) 
Und für sephardische Juden archäogenetisch:
  1. *Canaanite / Semite (13.97) 
  2. Hellenic Roman + Canaanite / Semite (11.69) 
  3. Canaanite / Semite + Hittite (12.31)
  4. Canaanite / Semite (13.97) 
  5. Hittite (16.63) 
  6. Hellenic Roman (17.65)
Oh, ein Wert von 13 zeigt ja schon eine recht entfernte genetische Verwandtschaft an. Näher verwandte Völker scheint man noch nicht gefunden zu haben. Und heutige Völker:
  1. Lebanese_Muslim (5.417)
  2. Kurdish_Jewish (6.955)
  3. Syrian (7.132) 
  4. Iranian_Jewish (7.469) 
  5. Assyrian (7.715) 
  6. Lebanese_Christian (11.01) 
  7. Cyprian_Greek (11.08) 
  8. Jordanian (11.44)

Auffällig, daß hier sephardische und aschkenasische Juden gar nicht als gegenseitig näher miteinander verwandt angezeigt werden. Auf Wikipedia ist zu erfahren, daß die Forschung auch heute noch nicht wirklich klare Ergebnisse aufweisen kann zur genetischen Herkunft und Entstehung der aschkenasischen (oder auch: der sephardischen) Juden. Es heißt dort immer noch (Wiki):

In the case of Ashkenazi and Sephardi Jews (...), who are closely related, the source of non-Jewish admixture is mainly southern European. Behar and colleagues have remarked on an especially close relationship between Ashkenazi Jews and modern Italians.

Da deuten sich endgültigere Einordnungen an, aber es scheint auch noch vieles offen zu sein. Die Frage der Ethnogenese der aschkenasischen Juden ist ja schon mehrmals anderwärts hier auf dem Blog behandelt worden.

Die Vorfahren meines niederösterreichischen Urgroßvaters aus St. Pölten 

Ergänzung (11.11.2019): Auf dem Domplatz von St. Pölten in Niederösterreich sind in den letzten Jahren zehntausende von Skeletten eines Friedhofs aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit geborgen worden. Sie werden als wertvolles "Bioarchiv" für die Forschung angesehen (5). 

Abb. 2: Franz Josef Schaufler

Alle Vorfahren des Vaters von einem meiner beiden Großväter - nämlich von Franz Josef Schaufler (1850-1896) (Abb. 2) - stammen aus Dörfern, die zwischen 18 und 35 Kilometer östlich von St. Pölten gelegen sind, aus: Baumgarten, Siegersdorf und Asperhofen (G-Maps).

Von ihnen habe ich ein Achtel meiner Gene, sprich 12,5 %. Das mittelalterliche und frühneuzeitliche Niederösterreich wird aber gegenwärtig bei MyTrueAncestry.com noch nicht als genetisch verwandte alte Bevölkerungsgruppe angezeigt. 

Der erwähnte Franz Josef Schaufler hatte nach den Familienaufzeichnungen seine Matura im Priesterseminar in St. Pölten gemacht. Er hatte zunächst Priester werden sollen. Er hatte schon sechs Priesterweihen erhalten. Dann wurde er aber durch Los, so heißt es, zum Militär bestimmt. Und auf diese wunderliche Weise wurde er Berufssoldat. Er diente als Schloßwache in Schönbrunn und stieg bis zum Hauptmann auf. In den Familienaufzeichnungen heißt es:

"Er ging nie in die Kirche und wollte nicht kirchlich heiraten."

Was er dann aber doch tun mußte. Er heiratete in der Franziskanerkirche in Salzburg.

[ 7.2.22 ] In einem neuen DNA-Match auf MyHeritage teilt jemand 0,5 % DNA mit mir, in dessen Stammbaum es auch einen Johann Schaufler gibt. Wie könnten wir miteinander verwandt sein? Meine Mutter ist eine geborene Schaufler und hat in väterlicher Linie folgende Vorfahren: 

  • Wilhelm Leonhard Oswald Schaufler (1892-1950), Soldat im 1. Wk, Bergsteiger, Maler, Leiter des Arbeitsamtes Zell am See.
  • Franz Joseph Schaufler (1850-1896), Berufssoldat. Verheiratet mit einer Tochter aus einer ursprünglich venezianischen adligen Beamtenfamilie, den Nobile Cicogna.
  • Josef Schaufler (1820-1851), Bauer in Baumgarten bei St. Pölten. Verheiratet mit einer Johanna Platzer. Mit 31 Jahren an den Schwarzen Blattern gestorben.
  • Joseph Schaufler (1793-1820), Bauer in Grabensee bei Asperhofen. Geboren in Siegersdorf. Verheiratet mit Johanna Ott. 
  • Johann Schaufler, Kleinhäusler in Siegersdorf bei St. Pölten. Verheiratet mit einer Anna Maria Wallnerin.

______________________________
  1. Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. Koehler & Amelang, München u. a. 2001
  2. Pallab Ghosh: DNA study shows Celts are not a unique genetic group. BBC News, 18.3.2015, https://www.bbc.com/news/science-environment-31905764
  3. The fine-scale genetic structure of the British population. Autoren: Stephen Leslie, (...) Barry Cunliffe, Wellcome Trust Case Control Consortium, International Multiple Sclerosis Genetics Consortium, (....) Peter Donnelly & Walter Bodmer. In: Nature volume 519, pages 309–314 (19 March 2015)  Published: 18 March 2015, https://www.nature.com/articles/nature14230
  4. http://eurogenes.blogspot.com/2018/09/celtic-vs-germanic-europe.html  
  5. "Knochen-"Schatz" in Österreich - Forscher bergen Zehntausende Skelette, 7. November 2019, https://www.n-tv.de/wissen/Forscher-bergen-Zehntausende-Skelette-article21380140.html

Mittwoch, 3. April 2019

2.200 v. Ztr. - Kriegerische Glockenbecherleute im westlichen Mittelmeer-Raum, kriegerische Hethiter in Anatolien

Eine neue Ancient DNA-Studie zur Geschichte der Indogermanen im Mittelmeer-Raum der Bronzezeit

Dem Autor dieser Zeilen war es gar nicht bewußt, was auf Wikipedia schon verzeichnet ist (Wiki):

Im 3. Jahrtausend v. Chr. (...) gelangte auch die Glockenbecherkultur nach Westsizilien.

Nach Westsizilien, mitten in den Mittelmeer-Raum? Die indogermanische Glockenbecher-Kultur? Und noch die heutigen Menschen im westlichen Mittelmeer-Raum stammen - auch - von diesen Zuwanderern ab?

Ein solches Geschehen, eine solche frühe Ausbreitung dieser indogermanischen Kultur innerhalb des Mittelmeer-Raumes dürfte selbst kenntnisreicheren Menschen noch gar nicht in jedem Fall wirklich bewußt geworden sein. Aber so ist es auf dem entsprechenden Wikipedia-Artikel in der Karte des Verbreitungsgebietes auch schon erfaßt (Wiki) (Abb. 1). Und soeben ist eine neue Ancient-DNA-Studie erschienen, die die Ausbreitung der Indogermanen innerhalb des westlichen Mittelmeer-Raumes genau in dieser Weise bestätigt (1).

Abb. 1: Ausbreitungsräume der Glockenbecherkultur, 2.600 bis 2.200 v. Ztr., bzw. in England bis 1.800 v. Ztr. (Herkunft: Wiki)

Und diese erst lenkt die Aufmerksamkeit auf diesen Umstand. Am 21. März 2019 ist die neue Ancient-DNA-Studie zur Verbreitung der ersten Indogermanen im westlichen Mittelmeer-Raum im Preprint erschienen (1-3).*) In einem Video-Referat werden die Inhalte der Studie vom Bloginhaber erläutert und erörtert (4).



Inhalte des Videos:

A. Überblick zum derzeitigen Kenntnisstand allgemein


1:30 - Wiederholung des Wissensstandes zur Geschichte der Völker in Europa seit 14.000 Jahren. (2:46 - Achtung, kleiner Fehler: die anatolisch-neolithischen Bauern haben NICHT die Balearen besiedelt, die sind scheinbar von Menschen erst in der Bronzezeit durch die Indogermanen besiedelt worden, nicht früher.)
3:30 - Rodungsbauern - was heißt das? Beispiel: die deutschen Rodungsbauern in Wolhynien im 19. Jhdt.. Das Leben an der "Frontier", an der Siedlungsgrenze ist vermutlich in der Geschichte immer ähnlich gewesen: Bandkeramik, deutsche Ostsiedlung, Rodungsbauern in Wolhynien, Besiedlung der USA ., hier herrscht großer Kinderreichtum vor.
6:30 - Geringe Einmischung einheimischer Fischer-Völker in die neolithischen Bauernvölker, größere Eimischung bei der Ethnogenese der mittelneolithischen Völker. Fürstentümer und Königreiche des Mittelneolithikums: der Alltag war bestimmt vom Rinderwagen.
9:00 - Wir Indogermanen lassen uns noch heute gerne durch Pferde erziehen.
10:45 - Die Indogermanen unterwarfen als erstes die Kugelamphoren-Kultur, zuvor wurden sie schon Könige in Varna in Bulgarien.
11:15 - Königs- und Fürstendynastien in den Volksstämmen der Indogermanen. Sehr umtriebige Stämme und Völker.
15:00 - Wie kann man sich das Verhältnis vorstellen zwischen den beiden großen zeitgleichen indogermanischen Völkern, den Schnurkeramikern und den Glockenbecherleuten?
 

B. Die Erkenntnisse der neuen Studie

16:45 - Nach dieser langen Einleitung nun die wesentlichsten Erkenntnisse der neuen Studie:

1.

Die Glockenbecherkultur breitete sich - vermutlich von Spanien aus - über die Welt der Mittelmeer-Völker aus, vor allem auch auf die Balearen-Inseln (die damit erstmals besiedelt wurden) und nach Sizilien. Dort hatte die Bevölkerung nach ihrer Zuwanderung ab etwa 2.200 v. Ztr. etwa zwischen 25 und 35 % indogermanische Gene (1). Nur auf Sardinien haben Jahrtausende lang Indogermanen und ihre Nachkommen fast gar nicht Fuß gefaßt.

Einfügung (2.1.2022) : Die Ausführungen dieses Blogartikels über den Zeitpunkt und die Art der Ausbreitung der iranisch-neolithischen Genetik innerhalb von Anatolien und im östlichen Mittelmeer-Raum sind seit einer Studie aus dem Jahr 2020 (19), die wir uns bislang hier auf dem Blog gar nicht angeschaut hatten, in weiten Teilen überholt und bedürfen der Korrektur und Präzisierung. Der neue Kenntnisstand wird in einem neuen Blogartikel aufgearbeitet. Grunderkenntnis: Die erste - und folgenreichste - Ausbreitung der iranisch-neolithischen Genetik nach Westen erfolgte schon im 7. Jahrtausend v. Ztr. mit der Entstehung der Halaf-Kultur im Fruchtbaren Halbmond. Die Frage, wie sich die in dem vorliegenden Blogartikel erörterten Theorien zu Ausbreitungsbewegungen von Völkern in Anatolien während der Bronzezeit archäogenetischen Daten zuordnen lassen, ist schon deshalb noch einmal völlig neu aufzurollen.

2.

Ab 1800 v. Ztr. breiteten sich Menschen mit iranisch-neolithischer genetischer Herkunft im Mittelmeer-Raum aus, so daß die Menschen auf Sizilien nach 1500 v. Ztr. etwa 15 % Gene dieser Herkunftsgruppe in sich trugen (1). Ob sich diese Genetik mit der Kura-Araxes-Kultur aus und dann mit den Hethitern vom Nordiran in den mykenischen und minoischen Mittelmeer-Raum und darüber hinaus ausbreitete, ob die Hethiter selbst diese Genetik trugen und nur noch zusätzlich eine indogermanische Sprache sprachen oder ob sich diese Genetik mit dem Sklavenhandel im Mittelmeer-Raum der Mittelbronzezeit ausbreitete, all das scheint gegenwärtig noch ganz offen zu sein. / 2.1.2022: Nein, diese Vermischung zwischen anatolisch- und iranisch-neolithisch hatte sich in Anatolien schon um 6.500 v. Ztr. ergeben und bestand von da ab südlich des Kaukasus ebenso wie im Levante-Raum. /

3.

Zur Zeit der Vorherrschaft der Phönizier im Mittelmeer-Raum gelangte nach Sizilien auch Genetik aus Nordafrika, die sich dort bis heute gehalten hat, vielleicht durch Sklavenhandel. In dieser Zeit breitete sich die iranisch-neolithische Genetik auch nach Sardinien aus. In Römischer Zeit erst kamen indogermanische Gene auch nach Sardinien, so daß dort die Menschen heute 10 % indogermanische Gene, 20 % iranisch-neolithische Gene und 70 % anatolisch-neolithische Gene in sich tragen.

/ 25.2.2020: In der endgültigen Fassung der Studie, die auch auf einer größeren Datengrundlage beruht, ist diese Angabe korrigiert. Sie geht jetzt nur noch von  56 bis 62 % anatolisch-neolithische Gene in den heutigen Sarden aus (13, 15). /

C. Die Westwanderung der nordwestkaukasischen Hattier und der Hurriter (1.900 v. Ztr.)

Die im Video aufgekommenen Fragen nach den Vorgängen, die dazu führten, daß um 1.800 v. Ztr. iranisch-neolithische Genetik angetroffen wird, werden in einem zweiten Video weiter verfolgt (5-7). Auf Wikipedia findet sich nämlich der Hinweis auf eine spannende These zur einem Zeitalter der Völkerwanderungen in der Mittleren Bronzezeit (6) (Abb. 2). Diese paßt gut zu der beschriebenen Ausbreitung der iranisch-neolithischen Genetik bis nach Sizilien um 1.800 v. Ztr., die im letzten Video angesprochen worden war. 

In ganz grob ähnliche Richtung hatten die Überlegungen schon gehen müssen vor knapp einem Jahr (7) damals anhand derselben archäogenetischen Studie, auf die man sich nun auch auf dem genannten Wikipedia-Artikel bezieht (6).

Abb. 2: Ungefähr um 2000 und 1900 v. Ztr. führte eine Abfolge von Ereignissen zu einer großen Welle der Zerstörung, die in Ost-Anatolien begann und sich bis zur Ägäis erstreckte. Erstellt anhand von Angaben in: Mellaart, James (Januar 1958). "The end of the early Bronze Age in Anatolia and the Aegean". American Journal of Archaeology vol 62 (no 1). Erstellt von Esemono, Herkunft: Wiki.

In Anatolien sind offenbar zahlreiche Städte in jener Zeit zerstört worden, es scheint Hinweise zu geben, daß die Hattier und Hurriter, die beide jeweils eine nordwestkaukasische Sprache (!) sprachen, nach Westen, nach Griechenland und womöglich darüber hinaus verdrängt wurden, oder nach dort geflüchtet sind. Diese Völker selbst oder zumindest Teile dieser Völker. Jedenfalls hat diese These 1958 der sicherlich verdiente britische Archäologe James Mellaart (8) vertreten. Dieser ist allerdings zwischenzeitlich auch in den Verdacht gekommen, der Forschung bewußt wissenschaftliche Fälschungen untergejubelt zu haben. Seine These von 1958 bleibt dennoch auf den ersten Blick bestechend und man möchte doch wissen, ob die heutige archäologische Forschung derselben etwas Besseres gegenüber stellen kann.

Offenbar kam aber iranisch-neolithische Genetik auch schon in der Kupferzeit (7) nach Anatolien und in die Levante. Wie kann das erklärt werden? (siehe auch "Ergänzung 3") Auf Wikipedia lesen wir über Anatolien in der Mittleren Kupferzeit (5.500-4.000 v. Ztr.), sowie in der Späten Kupferzeit (4.000 v. Ztr. bis 3.000 v. Ztr.)(Wiki):

Während demnach der Beginn der Kupferzeit (...) für die Zeitgenossen wohl kaum als Einschnitt wahrgenommen wurde, so mag dies im Gegenteil umso mehr für die Zeit um 5500 v. Chr. gegolten haben, also für die beginnende mittlere Kupferzeit, denn viele der alten Siedlungen wurden aufgegeben. Darüber hinaus übernahm die Marmararegion überhaupt erst in der späten Kupferzeit eine dauerhaft seßhafte Lebensweise und die Bodenbearbeitung, ähnliches gilt für Teile des ägäischen Raumes. Dort entwickelte sich in der 1. Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. eine erste Siedlung (Milet I). In der Zeit bis 3000 v. Chr. kam es zu einer massiven Steigerung der Siedlungstätigkeit, sodass man Tausende von Dörfern annimmt, die miteinander in intensivem Kontakt standen.

Anhand dieser Angaben läßt sich vermuten, daß der genetische Umbruch in Anatolien und das Hereinkommen von iranisch-neolithischer Genetik schon in der Mittleren Kupferzeit ab 5.500 v. Ztr. begonnen haben kann. Womöglich war danach der Raum schon viel zu dicht besiedelt, als daß ein so großer genetischer Umbruch noch hätte vonstatten gehen können, ohne daß dieser von den Archäologen bislang unbemerkt geblieben sein sollte (abgesehen von James Melaart).

Vielleicht hat sich der hier zu erörternde genetische Umbruch auch durch zwei West-Bewegungen iranisch-neolithischer Bewegung vollzogen, einer in der Kupferzeit und einer in der Bronzezeit. Letzterer könnte dann im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Hatti vom Kaukasus aus nach Anatolien hinein gestanden haben, wodurch es in der Mittleren Bronzezeit - nach James Melaart - zu einer Massenwanderung Richtung Westen und Ägäis gekommen sei (Wiki). Die anatolischen Hurriter (Wiki) stammen vielleicht ab von der kupferzeitlichen Kura-Araxes-Kultur (Wiki) im Südkaukasus ab, die zwischen 3.400 und 2.000 v. Ztr. existierte. Dies ist jedenfalls eine von mehreren Forschungsthesen, die auf Wikipedia erwähnt werden. Die Kura-Araxes-Kultur jedenfalls existierte zeitgleich mit der indogermanischen Maikop-Kultur im Nordkaukasus.

Abschließend sei erwähnt, daß auch eine neue Ancient-Studien zu den Schnurkeramikern in Osteuropa erschienen ist (9, 10).

Und es sei erwähnt, daß auch der Ramsch-, Billig- und Massentourismus es nicht verhindern kann, daß die Insel Mallorca eine bezaubernde, sehenswerteste Insel bleibt (11), ein Ort, wo schon Frederic Chopin Ruhe fand.

Ergänzung 1 (11.4.2019): Laut (Erb-Satullo 2019) (12) gab es zwischen 2.500 v. Ztr. und 500 v. Ztr. im südlichen Kaukasus, im heutigen Georgien Höhenburgen ganz genauso wie es solche im europäischen Mittelgebirge zu gleicher Zeit gegeben hat.

Ergänzung 2 (25.2.2020): Inzwischen sind die beiden Studien, die Ausgangspunkt dieses Blogartikels waren (1, 2), in ihren endgültigen Versionen erschienen (13, 14). Dazu ist hier auf dem Blog eine Aktualisierung erschienen (15).

Zuwanderung der Kura-Araxes-Kultur in den Südlevanteraum?

Ergänzung 3 (29.05.2020): Eine neue Studie (16, 17) finden von archäogenetischer Seite aus Hinweise auf eine Zuwanderung der Kura-Araxes-Kultur aus dem Südkaukasus in den Südlevanteraum in einer Zeit nach der Begründung der Großreiche und ihrer Schriftkulturen in Uruk und Ägypten, also nach 3.200 v. Ztr.. In der Studie heißt es (16):

Die Archäologie weist auf kulturelle Ähnlichkeiten hin zwischen der Kura-Araxes-Kultur im Kaukasus und der Khirbet Kerak-Kultur in der Südlevante in der ersten Hälfe des 3. Jahrtausends v. Ztr.. Und in Textüberlieferungen sind einige nicht-semitische Hurrische Personennamen dokumentiert im 2. Jahrtausend v. Ztr., zum Beispiel im Amarna-Archiv des 14. Jahrhundert v. Ztr..
Archaeology points to cultural affinities between the Kura-Araxes (Caucasus) and Khirbet Kerak (Southern Levant) archaeological cultures in the first half of the 3rd millennium BCE (Greenberg and Goren, 2009), and textual evidence documents a number of non-Semitic, Hurrian (from the northeast of the ancient Near East) personal names in the 2ndmillennium BCE, for example in theAmarna archive of the 14thcentury BCE (Na’aman, 1994b).

Diese Südwest-Wanderungen verliefen also parallel zu den nördlicheren indogermanischen Westwanderungen, sie gingen ihnen zeitlich sogar voraus. 

/ 2.1.2022: Die Herkunft der Hurriter und der Mitanni war bislang in der Forschung immer nur sehr vage und im Dunkeln stochernd mit den Indogermanen in Verbindung gebracht worden - so wie im Zitat auch angedeutet anhand sprachlicher Hinweise. Mit diesen neuen archäogenetischen Daten ist auch diese Frage jetzt endgülig geklärt. Die Bedeutung dieses Umstandes wird ebenfalls in einem neuen Blogartikel ausführlich herausgearbeitet werden (anhand: 19 und 16). /
Interessant ist, was weiterhin über diese Studie berichtet wird (18):

Die weitere genetische Veränderung, die die Wissenschaftler entdeckten, vollzog sich nicht so graduell. Sie sahen sich untersuchte Menschenfunde der antiken Städte Alalakh und Ebla in der heutigen südlichen Türkei und im nördlichen Syrien an und entdeckten, daß um 2.000 v. Ztr. die nördliche Levante ein vergleichsweise plötzliches Hereinkommen von neuen Menschen erlebte. Die genetische Veränderung deutet auf eine Masseneinwanderung. 
The other shift researchers detected wasn’t as gradual. They looked at samples from the ancient cities of Alalakh and Ebla in what is today Southern Turkey and Northern Syria, and saw that around 4,000 years ago the Northern Levant experienced a relatively sudden introduction of new people. The genetic shifts point to a mass migration.

Diese Ausführungen sind deshalb interessant, weil der Begriff "mass migration" in der Studie selbst nicht auftaucht. Im Großen und Ganzen bestätigt diese Studie - soweit wir es verstehen - das, auf was wir hier in diesem Blogartikel und anderwärts schon aufmerksam geworden waren, nämlich auf einen beträchtlichen Zufluß von iranisch-neolithischer Genetik in den östlichen Mittelmeerraum (und von dort dann sogar in den westlichen Mittelmeerraum). Von ausgesprochenen Indogermanen (Yamnaja-Genetik) im östlichen Mittelmeerraum scheinen weitgehend immer noch die erwarteten Spuren zu fehlen. 

/ 2.1.2022: Völlig falsch! Weil wir das übersehen haben, hatten wir uns mit den beiden außerordentlich bedeutsamen Studien von 2020 (16, 19) bislang in keiner Weise gründlich genug beschäftigt. In der Wissenschaftsberichterstattung ist die Bedeutung dieser Studien auch nicht ansatzweise heraus gearbeitet worden. Noch heute findet man zu Suchworten "Hurriter Genetik" oder "Mitanni Genetik" gar keine Artikel im Internet. Das gilt sogar für den englischsprachigen Wissenschaftsjournalismus.
Entschuldigend mag ins Feld gebracht werden, daß in diesem und in anderen Blogartikeln auch SONST so viele neue Daten zu verarbeiten und zuzuordnen waren und sind, daß dabei schon auch wichtigere Fragen unbeachtet bleiben konnten, die längst von uns hätten behandelt werden müssen. - Das entschuldigt einen Feierabend-Blogger. (Allerdings nicht so ohne weiteres Menschen, die beruflich für Wissenschaftskommunikation verantwortlich sind.) /

Eine einzelne Frau, die genetisch direkt aus Zentralasien stammte, fand sich in der bronzezeitlichen Südtürkei auf dem Boden eines Brunnens (17). Ob sie den ersten Vorboten der nachherig umfangreicher gewordenen Turkvölker-Zuwanderung darstellt? 

 

/ Um Angaben ergänzt entsprechend "(Wiki)": 9.7.2019.
Weitere Ergänzungen:  11.4.2019, 25.2. und 29.5.2020 /
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  1. The Arrival of Steppe and Iranian Related Ancestry in the Islands of the Western Mediterranean. By Daniel M. Fernandes (...) Ron Pinhasi, David Reich, bioRxiv 584714; doi: https://doi.org/10.1101/584714, 21.3.2019, https://www.biorxiv.org/content/10.1101/584714v1 
  2. Population history from the Neolithic to present on the Mediterranean island of Sardinia: An ancient DNA perspective. By Joseph H. Marcus, (...) Wolfgang Haak, David Reich, David Schlessinger, Francesco Cucca, Johannes Krause, John Novembre. 21.3.2019, doi: https://doi.org/10.1101/583104, https://www.biorxiv.org/content/10.1101/583104v1
  3. The most violent group of people who ever lived. By Joe Pinkstone, Daily Mail, 29.3.2019, https://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-6865741/The-violent-group-people-lived.html
  4. Bading, Ingo: Die ersten Indogermanen auf Mallorca, 2.400 v. Ztr., Videoreferat, 02.04.2019, https://youtu.be/IO5jPLwX16Q
  5. Bading, Ingo: Wie kamen Nachkommen von Kaukasus-Bauern nach Sizilien, 1.800 v. Ztr.? Video-Referat, 02.04.2019, https://youtu.be/DKKKEg3Wwgs.
  6. https://en.wikipedia.org/wiki/Middle_Bronze_Age_migrations_(Ancient_Near_East) 
  7. Bading, Ingo: Die Indogermanen, ihre Nachbarvölker, ihre Ausbreitungsgebiete. 26.6.18, https://studgendeutsch.blogspot.com/2018/06/die-indogermanen-ihre-nachbarvolker.html
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/James_Mellaart
  9. Mitochondrial genomes reveal an east to west cline of steppe ancestry in Corded Ware populations. By Anna Juras (...) Aleksander Kośko. In: Scientific Reports, Volume 8, 11603 (2018), 2.8.2018, https://www.nature.com/articles/s41598-018-29914-5 
  10. Yamnaya steppe ancestry, 1.3.2019, https://indo-european.eu/maps/yamnaya-steppe-ancestry/
  11. Deia, Mallorca, 16.10.2006, https://youtu.be/mYXNuLmylvs
  12. Erb-Satullo, N. L., Jachvliani, D., Kalayci, T., Puturidze, M., & Simon, K. (2019). Investigating the spatial organisation of Bronze and Iron Age fortress complexes in the South Caucasus. Antiquity, 93(368), 412–431. doi:10.15184/aqy.2018.191, https://www.cambridge.org/core/journals/antiquity/article/investigating-the-spatial-organisation-of-bronze-and-iron-age-fortress-complexes-in-the-south-caucasus/EB55B860C806435EB16FD25DB625C28A, url to share this paper: sci-hub.tw/10.15184/aqy.2018.191
  13. The spread of steppe and Iranian-related ancestry in the islands of the western Mediterranean. By Daniel M. Fernandes, Alissa Mittnik, […] David Reich. In: Nature Ecology & Evolution (2020), Published: 24 February 2020, https://www.nature.com/articles/s41559-020-1102-0
  14. Genetic history from the Middle Neolithic to present on the Mediterranean island of Sardinia. By Joseph H. Marcus, Cosimo Posth, […] John Novembre. In: Nature Communications volume 11, Article number: 939 (2020), Published: 24 February 2020, https://www.nature.com/articles/s41467-020-14523-6 
  15. Agranat-Tamir et al. (David Reich), The Genomic History of the Bronze Age Southern Levant, 2020, Cell 181, 1146–1157, May 28, 2020, https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.04.024, https://www.cell.com/cell/pdf/S0092-8674(20)30487-6.pdf.  
  16. https://www.shh.mpg.de/1708395/anatolian-dna 
  17. https://news.harvard.edu/gazette/story/2020/05/genetic-research-offers-insight-into-rise-of-first-cities/ 
  18. Eirini Skourtanioti, ... Wolfgang Haack, Johannes Krause: Genomic history of neolithic to bronze age Anatolia, Northern Levant, and Southern Caucasus. Cell 181(5), Mai 2020, 1158-1175. https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.04.044