Donnerstag, 14. Mai 2009

Von der Geschlechtlichkeit des Menschen überwältigt

Die "Venus vom Hohen Fels"

Natürlich ist der Fund heute überall in der Presse: die neue Mammutzahn-Figurine aus der Höhle am Hohen Fels in der Schwäbischen Alp (BdW, Spektrum). Dennoch aber sei er auch auch hier noch einmal dokumentiert (1-3).

Unsere Vorfahren. Sie waren an Fleisch und Beute interessiert - auch in ihrer Kunst. Man sehe sich dazu die Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien an. Und bei Menschen waren sie auch - oder sogar vor allem - an den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen interessiert, also offenbar von der Geschlechtlichkeit des Menschen "überwältigt". Das ist auch noch in den ersten Ackerbauern-Gesellschaften im Vorderen Orient und in Europa und in deren Kunst sichtbar.

Abb. 1: Körperschmuck aus Nordafrika, 110.000 Jahre alt

Aber Körperschmuck ist nach allem, was wir bisher wissen, noch älter. Schon vor einigen Wochen wurde der Fund dieser neu entdeckten Teile einer Kette veröffentlicht, die jüngst in Nordafrika gefunden worden sind und 110.000 Jahre alt sein sollen.

Abb. 2: Aus Frankreich

Auch dieser Fund ist der Forschung schon länger bekannt und stammt aus Frankreich.

Abb. 3: Die neue Venus vom Hohen Fels

Hier nun die neue "Venus" vom Hohen Fels in der Schwäbischen Alp.

Abb. 4: Die neue Venus vom Hohen Fels

Ergänzung 30.6.2019: Heute, zehn Jahre später, wissen wir sehr viel besser, daß es ganz richtig nicht ist, wie oben geschehen, so ganz undifferenziert von "unseren Vorfahren" in Bezug auf die Eiszeitjäger der Kultur des "Gravettien" zu sprechen. Über die Ancient-DNA-Forschung haben wir inzwischen besser verstanden, wie viel genetische Veränderung es seither noch in Europa gegeben hat, und daß das Volk der Eiszeit- und Mammutjäger des Gravettien längst als ausgestorben gelten muß. So wie die Neandertaler, so wie der ersten Ackerbauern Europas und so weiter. In nächster Zeit wird es sicher genetische Tests geben, die jedem von uns nicht nur - wie bisher - ihren individuellen Anteil Neandertaler-Gene im Genom anzeigen, sondern auch ihren individuellen Anteil Gravettien-Gene und so weiter.

Die eindrucksvolle Darstellung von "kräftigen" Körpern und auch von Geschlechtlichkeit findet man heute am ehesten noch in ursprünglicher Kunst in Afrika. Und so wird erahnbar, daß auch die Eiszeitjäger Europas im äußeren Erscheinungsbild (Haut- und Harfarbe) noch viel afrikanisches genetisches Erbe in sich trugen.

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leicht überarbeitet: 30.6.2019,
ursprünglicher Beitrag: hier.
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Literatur: 
  1. Conrad, Nicholas J.: A female figurine from the basal Aurignacian of Hohle Fels Cave in southwestern Germany. In: Nature Volume 459, pages 248–252 (14 May 2009), https://www.nature.com/articles/nature07995
  2. Mellars, Paul: Origins of the female image. In: Nature, April 2009, https://www.nature.com/articles/459176a.pdf
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_vom_Hohlefels
  4. Bading, Ingo: 10.000 Jahre lang lebte ein großes Volk in Europa Das Volk der west- und mitteleuropäischen mesolithischen Fischer, Jäger und Sammler, 14.4.2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/04/10000-jahre-lang-lebte-ein-groes-volk.html 

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