Der Potsdamer Platz liegt im Zentrum Berlins und ihm wird traditionell eine große Bedeutung zugesprochen. Seit der Wiedervereinigung ist er mit moderner Architektur neu aufgebaut worden. Dabei bildete er zeitweise die größte Baustelle Europas. Man muß nicht unbedingt mit der dort heute gebotenen Architektur etwas anfangen können. Ob der neue Platz irgendwie "individuell" geworden ist oder ob er wieder nur das "Dutzend-Gesicht" von hunderten von modernen Großstadt-Plätzen heute auf dem Erdball zeigt, kann hier dahingestellt bleiben. Nachdem der "Rausch der Neuheit" vergangen sein wird, wird sich, wie man vermuten kann, allmählich auch diesbezüglich sehr bald eine Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung herausbilden. Und wenn es in einigen Jahrzehnten um Abbruchgenehmigungen gehen wird, werden die "berühmten" Architekten wieder der Tatsache hinterhertrauern, daß man ihre Gebäude nicht unter Denkmalschutz stellt - was ein gültigeres Kriterium dafür wäre, daß es sich um eher "überzeitliche" Architektur handelt.
Am 2. März ist nun auf diesem Platz ein Giordano Bruno-Denkmal enthüllt worden. Über die Ästhetik der kopfüber dargestellten Giordano Bruno-Statue neben einer Rolltreppe wird man sicherlich ebenfalls geteilter Meinung sein dürfen. Das Denkmal soll nicht nur an das Leiden eines einzelnen Denkers, sondern an das aller religiös Verfolgten erinnern.
"Heldenverehrung" im Sinne des 19. Jahrhunderts wird hier bestimmt nicht betrieben. Was man nicht will, wird deutlich. Was man will, nicht wirklich ... Eine neue Art "Jesus-Kult"? Anbetung des Leidens einer - nun auf wissenschaftlich-philosophischem Wege - die Menschheit "erlösenden" Kreatur? Es kann sich einem auch die Frage stellen, warum ein solches Denkmal vertieft stehen muß und warum eine Statue, die an einen solchen Feuergeist wie Giordano Bruno erinnern will, ein Dach über dem Kopf tragen muß. Erinnerung an seinen Kerker?
Und warum gerade Berlin?
Ein sicherlich beabsichtigter Symbolgehalt eines solchen Denkmals ist also nicht übersehbar. Er wird insbesondere durch seine Nähe zu dem nur wenige hundert Meter entfernten Holocaust-Mahnmal, zum Bundeskanzleramt (wo auch oft "leidende" Mienen aufgesetzt werden und man gerne mal - sinnbildlich gesprochen - "Kopf steht"), zum Reichstagsgebäude und zum Brandenburger Tor unterstrichen. Sowie zu zahlreichen sonstigen bedeutungsvolleren "Institutionen" und Erinnerungsstätten im Zentrum der deutschen - und früheren preußischen - Hauptstadt.
Aber: Giordano Bruno in Berlin? Ausgerechnet in Berlin? Ist er dort nicht immer noch "irgendwie" ein Fremdkörper? Giordano Bruno weilte, bevor er in die Kerker der römischen Inquistition geriet, in Deutschland, an den damals protestantischen Universitäten Marburg, Wittenberg, Prag, Helmstedt und Frankfurt am Main. Nicht jedoch in dem damals noch ganz unbedeutenden Berlin. Wären da nicht jene genannten Orte zur Aufstellung eines solchen Denkmales viel naheliegender gewesen? Und besonders in Wittenberg, der Kernstadt des Protestantismus weltweit, jener Stadt, die mit dem "Intercity" nur eine halbe Stunde vor der preußisch-protestantischen Stadt Berlin gelegen ist? (Stud. gen.) Hätte man dort ein Giordano-Bruno-Denkmal aufgestellt, hätte man zugleich bewußt gemacht, daß die europäische Aufklärung gar nicht möglich war ohne die vormalige Reformation.
Hat man sich denn gar nicht klar gemacht, daß gerade auf kulturellem Gebiet Deutschland nicht dadurch geprägt ist, daß es - wie etwa Frankreich - eine einzelne, besondere Hauptstadt hat, sondern viele kleinere kulturelle Zentren? So würde man es doch als bedeutende Aufwertung jeder einzelnen dieser "kleineren" genannten Städte empfinden, wenn in diesen daran erinnert würde, daß hier Giordano Bruno, einer der bedeutensten Denker der europäischen Geschichte auf seinem schweren Lebensweg Zuflucht gefunden hatte - und sei es auch nur für einige Monate. Es kostet Mühe, sich einen solchen Feuerkopf selbst heute noch in einer unserer modernen Städte vorzustellen. Feuerköpfe passen hier irgendwie gar nicht mehr hin. Und schon gar nicht in akademische Zirkel ...
Aus Anlaß der Denkmal-Enthüllung wurde aber auch eine ganz nützliche Internet-Seite eingerichtet, der man mancherlei Auskünfte entnehmen kann: www.bruno-denkmal.de.
Nützliche Auskünfte über Giordano Bruno
Giordano Bruno ist ja nicht eine Geistesgröße, die uns Heutigen noch besonders leicht zugänglich wäre. Seine Werke lesen sich nicht einfach. Sie sind aus einem ganz anderen Zeitgeist heraus entstanden, auch aus einem ganz anderen akademischen Zeitgeist. Zudem sind sie original in Italienisch und Latein erschienen und Standard-Übersetzungen ins Deutsche haben sich bis heute nicht durchgesetzt. Man erfährt auf der angegebenen Seite, daß der Meiner-Verlag eine Gesamtausgabe in deutscher Sprache vorbereitet.
Der Lebensweg von Giordano Bruno wird dort ebenfalls skizziert, sowie seine Hauptwerke genannt. Auch wird eine offenbar gut ausgewählte Liste von jüngst erschienener Literatur über Giordano Bruno geboten. Erstaunlich viele Neuerscheinungen in den letzten zehn Jahren.
Die auf der Seite gebrachten Zitate aus den Werken Bruno's sind nicht alle selbsterklärend. Aber auch in ihnen wird besonders deutlich, wie sehr Giordano Bruno Zeit seines Lebens damit beschäftigt war - und offenbar damit beschäftigt sein mußte -, sich zunächst einmal nur die bombastische ("barocke") Dummheit seiner Zeitgenossen vom Leibe zu halten. Schön auch ein gebrachtes Zitat des deutschen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel über Bruno:
Am 2. März ist nun auf diesem Platz ein Giordano Bruno-Denkmal enthüllt worden. Über die Ästhetik der kopfüber dargestellten Giordano Bruno-Statue neben einer Rolltreppe wird man sicherlich ebenfalls geteilter Meinung sein dürfen. Das Denkmal soll nicht nur an das Leiden eines einzelnen Denkers, sondern an das aller religiös Verfolgten erinnern.
"Heldenverehrung" im Sinne des 19. Jahrhunderts wird hier bestimmt nicht betrieben. Was man nicht will, wird deutlich. Was man will, nicht wirklich ... Eine neue Art "Jesus-Kult"? Anbetung des Leidens einer - nun auf wissenschaftlich-philosophischem Wege - die Menschheit "erlösenden" Kreatur? Es kann sich einem auch die Frage stellen, warum ein solches Denkmal vertieft stehen muß und warum eine Statue, die an einen solchen Feuergeist wie Giordano Bruno erinnern will, ein Dach über dem Kopf tragen muß. Erinnerung an seinen Kerker?
Und warum gerade Berlin?
Ein sicherlich beabsichtigter Symbolgehalt eines solchen Denkmals ist also nicht übersehbar. Er wird insbesondere durch seine Nähe zu dem nur wenige hundert Meter entfernten Holocaust-Mahnmal, zum Bundeskanzleramt (wo auch oft "leidende" Mienen aufgesetzt werden und man gerne mal - sinnbildlich gesprochen - "Kopf steht"), zum Reichstagsgebäude und zum Brandenburger Tor unterstrichen. Sowie zu zahlreichen sonstigen bedeutungsvolleren "Institutionen" und Erinnerungsstätten im Zentrum der deutschen - und früheren preußischen - Hauptstadt.
Aber: Giordano Bruno in Berlin? Ausgerechnet in Berlin? Ist er dort nicht immer noch "irgendwie" ein Fremdkörper? Giordano Bruno weilte, bevor er in die Kerker der römischen Inquistition geriet, in Deutschland, an den damals protestantischen Universitäten Marburg, Wittenberg, Prag, Helmstedt und Frankfurt am Main. Nicht jedoch in dem damals noch ganz unbedeutenden Berlin. Wären da nicht jene genannten Orte zur Aufstellung eines solchen Denkmales viel naheliegender gewesen? Und besonders in Wittenberg, der Kernstadt des Protestantismus weltweit, jener Stadt, die mit dem "Intercity" nur eine halbe Stunde vor der preußisch-protestantischen Stadt Berlin gelegen ist? (Stud. gen.) Hätte man dort ein Giordano-Bruno-Denkmal aufgestellt, hätte man zugleich bewußt gemacht, daß die europäische Aufklärung gar nicht möglich war ohne die vormalige Reformation.
Hat man sich denn gar nicht klar gemacht, daß gerade auf kulturellem Gebiet Deutschland nicht dadurch geprägt ist, daß es - wie etwa Frankreich - eine einzelne, besondere Hauptstadt hat, sondern viele kleinere kulturelle Zentren? So würde man es doch als bedeutende Aufwertung jeder einzelnen dieser "kleineren" genannten Städte empfinden, wenn in diesen daran erinnert würde, daß hier Giordano Bruno, einer der bedeutensten Denker der europäischen Geschichte auf seinem schweren Lebensweg Zuflucht gefunden hatte - und sei es auch nur für einige Monate. Es kostet Mühe, sich einen solchen Feuerkopf selbst heute noch in einer unserer modernen Städte vorzustellen. Feuerköpfe passen hier irgendwie gar nicht mehr hin. Und schon gar nicht in akademische Zirkel ...
Aus Anlaß der Denkmal-Enthüllung wurde aber auch eine ganz nützliche Internet-Seite eingerichtet, der man mancherlei Auskünfte entnehmen kann: www.bruno-denkmal.de.
Nützliche Auskünfte über Giordano Bruno
Giordano Bruno ist ja nicht eine Geistesgröße, die uns Heutigen noch besonders leicht zugänglich wäre. Seine Werke lesen sich nicht einfach. Sie sind aus einem ganz anderen Zeitgeist heraus entstanden, auch aus einem ganz anderen akademischen Zeitgeist. Zudem sind sie original in Italienisch und Latein erschienen und Standard-Übersetzungen ins Deutsche haben sich bis heute nicht durchgesetzt. Man erfährt auf der angegebenen Seite, daß der Meiner-Verlag eine Gesamtausgabe in deutscher Sprache vorbereitet.
Der Lebensweg von Giordano Bruno wird dort ebenfalls skizziert, sowie seine Hauptwerke genannt. Auch wird eine offenbar gut ausgewählte Liste von jüngst erschienener Literatur über Giordano Bruno geboten. Erstaunlich viele Neuerscheinungen in den letzten zehn Jahren.
Die auf der Seite gebrachten Zitate aus den Werken Bruno's sind nicht alle selbsterklärend. Aber auch in ihnen wird besonders deutlich, wie sehr Giordano Bruno Zeit seines Lebens damit beschäftigt war - und offenbar damit beschäftigt sein mußte -, sich zunächst einmal nur die bombastische ("barocke") Dummheit seiner Zeitgenossen vom Leibe zu halten. Schön auch ein gebrachtes Zitat des deutschen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel über Bruno:
... seine Philosophie zeugt von einem eigentümlichen, überlebendigen und sehr originellen Geist. Der Inhalt seiner allgemeinen Gedanken ist die Begeisterung für die schon erwähnte Lebendigkeit der Natur, Göttlichkeit, Gegenwart der Vernunft in der Natur.
Viele Phrasen und Urteile in den Werken Hegels wird man sich als entstanden vorstellen müssen in den langen philosophischen Gesprächen mit seinem Freund Friedrich Hölderlin, der selbst von allen Deutschen sicherlich noch am ehesten als ein Geistesverwandter Giordano Bruno's angesprochen werden kann. (Jedenfalls gewiß nicht Hegel selbst ...)
Mein lieber Herr Doktor, diese Gedichte von Giordano Bruno sind ein Geschenk, für welches ich Ihnen von ganzem Herzen dankbar bin. Ich habe mir erlaubt, sie mir zuzueignen, wie als ob ich sie gemacht hätte und für mich - und sie als stärkende Tropfen „eingenommen“. Ja. wenn Sie wüssten, wie selten noch etwas Stärkendes von außen zu mir kommt!- - - Merkwürdig überhaupt: Die Giordano Bruno-Stiftung, die maßgeblich an der Errichtung dieses Denkmales beteiligt war, "verwaltet" ein breites geistesgeschichtliches europäisches Erbe, für das sich außer ihr kaum noch eine andere gesellschaftliche Gruppierung heute in größerem Umfang und fokussierterer Weise verantwortlich fühlen würde. Und doch könnte es sich dabei um zentralste Bestandteile der abendländischen Kultur handeln. Beispielsweise die Werke eines Hegel, eines Nietzsche waren von Anliegen erfüllt, von Anliegen, deren gesellschaftliche Verwirklichung auch heute noch aussteht.
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