Samstag, 3. November 2007

Muttersprache schafft Vertrauen ...

... und das heißt: Fremdsprache schafft Mißtrauen

Daß man Menschen, die die eigene Sprache, ja, sogar den eigenen Dialekt gut sprechen können, mehr Vertrauen entgegenbringt, als Menschen, die eine fremde Sprache sprechen, hat mit mehr zu tun als mit "kultureller Imprägnierung". Der Mensch scheint darauf genetisch programmiert zu sein, denn schon fünf Monate alte Kinder zeigen derartige Unterscheidungen und Bevorzugungen (Spektr. d. Wiss., PNAS). Soll man das nun "Rassismus" nennen (siehe voriger Beitrag)? Nein, besser neutraler Ethnozentrismus:
(...) Gerade einmal fünf Monate waren die jüngsten Probanden von Spelkes Team alt, mit denen die Forscher das Verhalten gegenüber verschiedenen Sprachklängen testeten. Spielten sie den Kleinen Filmaufnahmen vor, in denen Frauengesichter in der Mutter- oder einer fremden Sprache erzählten, schenkten die Säuglinge anschließend der Vertreterin mit den vertrauten Lauten mehr Aufmerksamkeit als der Sprecherin mit ungewohntem Klang. Zehn Monate alte Kinder waren eher geneigt, von einer Frau ein Spielzeug entgegenzunehmen, deren Sprache sie aus der eigenen Familie kannten, als von einer fremdländisch intonierenden. Hier zeigen sich also schon Präferenzen für bestimmte Sprachen und ihre Sprecher, bevor das eigene Sprachvermögen überhaupt vollständig entwickelt ist.

Und das Sortieren geht munter weiter. Fünfjährige wählten als potenzielle Freunde gezielt nach deren Sprache, ja sogar Dialekt: Ein fremder Akzent wirkte ganz offenbar abstoßend im Vergleich zu einem bekannten, obwohl sie auch die anders klingenden Worte problemlos verstanden hatten. (...)
In der Zusammenfassung der Studie heißt es:
What leads humans to divide the social world into groups, preferring their own group and disfavoring others? Experiments with infants and young children suggest these tendencies are based on predispositions that emerge early in life and depend, in part, on natural language.
Solcher Ethnozentrismus, solche ethnische Gruppenbezogenheit kann - später - in Inhumanität ausarten und das "Wort Gottes" hat uns Jahrhunderte lang mit solcher Inhumanität durchtränkt, wie die Forscher einleitend anhand eines eindrucksvollen Zitates verdeutlichen:
"Und die Gileaditer besetzten die Furten des Jordans vor Ephraim. Wenn nun einer von den Flüchtlingen Ephraims sprach: Lass mich hinübergehen!, so sprachen die Männer von Gilead zu ihm: Bist du ein Ephraimiter? Wenn er dann antwortete: Nein!, ließen sie ihn sprechen: Schibbolet. Sprach er aber: Sibbolet, weil er's nicht richtig aussprechen konnte, dann ergriffen sie ihn und erschlugen ihn an den Furten des Jordans, sodass zu der Zeit von Ephraim fielen zweiundvierzigtausend." (Buch der Richter 12: 5-6)
Diese in der Bibel geschilderte inhumane Verhalten ist sicherlich nicht "determiniertes" Verhalten, sondern die Menschen, die von Natur aus zu Gruppen-Unterscheidungen neigen, haben sich hier bewußt dazu entschieden, Menschen mit anderer Gruppenzugehörigkeit zu töten. Menschen sind keine Tiere und müssen so etwas nicht tun ...

Was hier über die Sprache festgestellt wurde, ist ja auch schon für biologische Körpermerkmale wie Hautfarbe etc. festgestellt worden: Größere genetische Verwandtschaft, kenntnlich an Köpermerkmalen, schafft unter Erwachsenen größeres Vertrauen, geringere genetische Verwandtschaft schafft unter Erwachsenen unbewußt Mißtrauen.

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