Freitag, 2. November 2007

Holocaust-Leugnung - hahaha ...

"Jewcy", ein "junges", "spritziges" amerikanisch-jüdisches Online-Kultur-Magazin, liebt es, in allen Farben zu schillern und in allen Tonlagen zu provozieren. Nicht, daß die "Washington Post" deshalb entsetzt wäre, sie betrachtet dieses junge journalistische Unternehmen mit Wohlgefallen. Die neueste Ausgabe von "Jewcy" hat einen Artikel mit der bösartigen Überschrift: "Holocaust-Leugnung im Jahr 2022". (Jewcy) Darin wird ein fiktiver Artikel aus dem Jahr 2022 formuliert - wohlgemerkt: alles reiner Spaß! -, der das "Neue Deutschland" den Völkermord an den Juden während des Zweiten Weltkrieges genauso leugnen läßt wie derzeit die Türkei den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges leugnet.

Ach, es ist immer so schön zu provozieren und in allen Farben zu schillern, besonders bei Themen, bei denen andere ins Gefängnis kommen, wenn sie es nur ein bischen weniger lustig meinen. Aber wir meinen es hier ja auch lustig und zitieren entscheidende Ausschnitte, insbesondere deshalb, weil sie beklemmend "realitätsnah" klingen. Es wird die spitzfindige Unterscheidung zwischen bewußtem "Völkermord" ("genocide") und ("bloßem",) zum Teil weniger bewußten "Greueln", "Massakern" ("atrocity", "massacre") gemacht:
(...) New Germany acknowledges that between 1 and 1.6 million Jews died during the war, but contends that a vast majority of those deaths occurred in the throes of war (= in der Endphase des Krieges) when disease and starvation was widespread. According to New Germany the intent to exterminate Jews is historically unfounded. "There was a context for these events. Many Germans died and suffered as well, far exceeding the number of Jews. These were the sad unintended consequences of war." (...)
Der Artikel geht noch bösartiger weiter uns spricht von einer fortschrittlichen Bewegung im "Neuen Deutschland", genannt "Identitäts-Reformation":
(...) The Jewish tragedy is a sensitive issue in New Germany. Under a progressive movement called "Identity Reformation," the New Germans have radically reconsidered what an older generation had taken for granted. Historians in New Germany argue that between the First and Second World War Germany was caught between Jewish industrialists and Jewish socialists intent on overthrowing the German state. "They wanted to destroy the country from within," said New German Ambassador Norbert Sommer. "It was a difficult time. Everyone regrets the death of Jews, but wartime choices had to be made to save Germany's very existence."

Today, New Germany rejects the verdicts of the Nuremberg Trials that found members of the Nazi party guilty of war crimes, pointing out that Germans admitted to those crimes under duress from the prosecuting Allies. "No document has ever been produced that shows that Hitler ordered the extermination of Jews," Sommer said. "Indeed, many attempts were made by Germans at the time to find a safe harbor for Jews, including some negotiations with Zionists in Europe. It is a total fallacy that there was anything resembling genocide." (...)
Die Kommentatoren auf der "Jewcy"-Seite zu diesem Artikel sind bislang alle begeistert.

Was hier mit viel bösartigem Spott und Humor daher kommt, hat - wahrscheinlich - (auch) einen ernsthafteren Hintergrund: Man versucht, längerfristig einzukalkulieren, was alles auf das jüdische Volk zukommen könnte in der Zukunft und versucht, auch mental darauf vorbereitet zu sein.

Aber allgemeiner gefragt: Kommen wir aus der Epoche der humorlosen Moralisiererei heraus, ohne in die Barbarei des 20. Jahrhunderts zurückzufallen? Das dürfte eine entscheidende Frage der Zukunft sein. Das unbekümmerte Übersehen von Völkermord, der heute passiert (etwa in Tschetschenien) von Seiten der freiesten Gesellschaften, die es wahrscheinlich je in der Geschichte gegeben hat, läßt einen bezüglich einer solchen Fragestellung nicht besonders hoffnungsfreudig sein.

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