Dienstag, 16. Oktober 2007

"Niemand hat größere Liebe ..."

Die Kunst von Worpswede


Abb. 1: Der Barkenhoff in Worpswede, das Wohnhaus von Heinrich Vogeler
(eigene Aufnahme)

Worpswede ist ein Erlebnis.

Vor Kurzem erst war einem das Worpswede-Buch von Rainer Maria Rilke zum Erlebnis geworden (s. St. gen.). Zu diesem hat in der Kunsthalle Bremen vor vier Jahren eine Ausstellung stattgefunden. So wuchs die Neugier, auch Worpswede selbst einmal zu besuchen.

So groß war die Erwartung eigentlich gar nicht. Denn man sagte sich in etwa: Rilke selbst schrieb zwar sehr hochwertig. Aber er schrieb doch nicht gerade über die bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Der Maler Heinrich Vogeler


Kein Zweifel jedoch: Auch Worpswede selbst ist eine Überraschung. Gleich zuerst landet man im Barkenhoff, dem Wohnhaus des Malers Heinrich Vogeler, also jenes Malers, der einem nach dem Lesen des Rilke-Buches eigentlich am wenigsten interessiert hatte. Nun aber steht man plötzlich leibhaftig vor jenem Haus, das man von allerlei Abbildungen zur Künstlerkolonie Worpswede, besonders aber von dem berühmten Gemälde Vogelers selbst, schon so gut kennt.

Die nächste Überraschung: Im bestens bestückten Buchladen des Kunstmuseums im Barkenhoff ist eine Fülle von Literatur zu entdecken zum Lebensgang dieses außerordentlich merkwürdigen Künstlers Heinrich Vogeler. Ein sich vor 1914 geradezu biedermeierlich gebender Maler wandelt sich als Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges zu einem Kommunisten. In den 1920er Jahren war der Barkenhoff ein kommunistisches Kinderheim. Als Maler und "Sowjetkünstler" reiste Vogeler in der Sowjetunion herum. Auch noch aus dieser Zeit kann man seine Gemälde als sehr beachtenswert erachten. Selbst wenn man sie - plakativ - als "Sozialistischen Realismus" bezeichnen möchte.

Und dann das schreckliche Ende: Er wird als parteiloser deutscher Kommunist 1941 von Moskau nach Kasachstan deportiert. Dort verschreibt Vogeler dem Bauern, bei dem er untergebracht ist, seine Rente - um überleben zu können!! Die Rente kommt nicht. Vogeler muß betteln gehen. Und ein Jahr später stirbt er, der noch so viele Pläne hatte, mit 69 Jahren in einem ärmlichen Krankenhaus in Kasachstan, tausende von Kilometern fern seiner Heimat.

Erschütterndes Erlebnis Worpswede.

Der Bildhauer Bernhard Hoetger


Abb. 2: Niedersachsen-
Stein von
Bernhard Hoetger
Abb. 3: Niedersachsen-Stein
von Bernhard Hoetger
Dann gibt es da noch einen sogenannten Niedersachsen-Stein als Gedenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Worpsweder. Und man wird sich die in Kasachstan Gestorbenen hinzudenken dürfen. Mit dem Spruch: "Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben lässet für seine Freunde."

Man muß sich diesen Niedersachsen-Stein allerdings von einer Tafel erläutern lassen, um zu erfahren, was er bedeuten soll. Und die Frage entsteht, ob da nicht auch okkultes Gedankengut mit hineingespielt haben könnte. So kommt es einem jedenfalls vor.

Ergänzung 16. 09. 2012: Nachdem man sich auf dem Parallelblog in den letzten beiden Jahren sehr intensiv mit dem Okkultismus beschäftigt hat, insbesondere auch jenem rund um Kriegerdenkmäler, verstärkt sich dieser Eindruck, daß dieser Niedersachsen-Stein noch irgendwelche okkulte Bedeutung hat, die der Öffentlichkeit gar nicht bekannt ist.



Abb. 4: Erläuterungstafel zum Niedersachsen-Stein

Von dem Bildhauer Bernhard Hoetger (Wiki), der den Niedersachsen-Stein geschaffen hat, stammt auch ein fröhliches Menschenkind, das da irgendwo in Worpswede als Kunstwerk herumsteht und sich den Bauch vor Lachen hält.


Abb. 5: Skulptur von Bernhard Hoetger, Worpswede

Hoetger war ein enger Freund der Malerin Paula Modersohn, die diesjährig in Worpswede, Bremen und Hannover besonders gefeiert worden ist.


Abb. 6: Skulptur von Bernhard Hoetger, Worpswede

Dieses Menschenkind erinnert natürlich ein wenig oder "irgendwie" an China. Man fragt sich, ob es irgendeine Variante von asiatischem Okkultismus gewesen ist, mit dem Hoetger "schwanger" gegangen ist.


Abb. 7: Skulptur von Bernhard Hoetger, Worpswede

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