Sonntag, 17. Juni 2007

Martin Walser - "Ich vertraue"

Der vorige Beitrag regt mich an, einige Kernsätze aus Martin Walser's Essay "Ich vertraue" von 1999 mal hier einzustellen (zuerst veröffentlicht in "Neue Züricher Zeitung", dann auch als eigene, kleine Buchveröffentlichung):

"... Fast nur noch unsere Flußnamen erinnern an unsere vorchristlichen Vorgänger. Da war in jedem Baum, in jeder Quelle und in jedem Bach ein anderer Gott. Unvorstellbar, daß unterm Schirm einer über Wiesen und Wälder hingestreuten Göttervielfalt dem Planeten hätte Gefahr drohen können. Was zuerst universalistisch daherkam und im Marxismus internationalistisch hieß, heißt jetzt global. Ist da nicht immer noch der alte Eifer am Werk?

Ich vertraue auf ältere Erbschaften. Natürliche. Unzerstörte. Deren Universalität oder Globalität nur darin besteht, daß der Planet aus lauter lokalen Bemessenheiten besteht und daß die überall anders ausfallende Natur überall eine anrufbare, immer noch erlebbare Größe ist. Warum finden wir Natürliches schön? Warum sind wir, was Naturerlebnis angeht, nicht zu sättigen? Warum können wir von allem anderen zu viel kriegen, von Natur nicht. Und Natur ist der Inbegriff des Lokalen. ..."

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