Sonntag, 24. Juni 2007

Der Stolz wird erforscht

Peter Sloterdijk bekommt, wie man das hatte erwarten können, Unterstützung aus der psychologischen Forschung: "Einsichten in das Wesen und die Funktion des Stolzes" heißt ein neuer Forschungsartikel (Emerging Insights Into the Nature and Function of Pride). (Current Directions in Psychological Science) In der Zusammenfassung desselben heißt es:

Pride, a "self-conscious" emotion involving complex self-evaluative processes, is a fundamental human emotion. Recent research provides new insights into its nature and function. Like the "basic" emotions, pride is associated with a distinct, universally recognized, nonverbal expression, which is spontaneously displayed during pride experiences. Yet, pride differs from the basic emotions in its dependency on self-evaluations and in its complex structure, which is comprised of two theoretically and conceptually distinct facets that have divergent personality correlates and cognitive antecedents. In this article, we summarize findings from the growing body of research on pride and highlight the implications of this research for a broader understanding of emotions and social behavior.

Und so faßt "Bild der Wissenschaft" den Artikel zusammen (BdW):

Stolz ist (...) ein grundlegendes Gefühl, das durch eindeutig erkennbare Gesten ausgedrückt wird. Diese spontanen Gebärden werden in allen menschlichen Kulturen gemacht und erkannt, konnten Psychologen in mehreren Studien zeigen. Neben Furcht, Traurigkeit, Überraschtheit, Ekel, Ärger und Freude gehört der Stolz somit zu den grundsätzlichen menschlichen Gemütsbewegungen, die angeboren und nicht anerzogen sind.
Und es schreibt weiter:

Überall auf der Welt werden ein leichtes Lächeln, eine gestreckte Körperhaltung mit einem leicht erhobenen Kopf, die Hände an die Hüften gelegt oder als Faust geballt über den Kopf gestreckt als untrügliches Zeichen für den Stolz erkannt. In einem Vergleich mehrerer Studien sowie mit eigenen Experimenten zeigten die Forscher, dass diese Gesten von vierjährigen Kindern und Erwachsenen verschiedener Kulturkreise eindeutig von anderen, ähnlichen Gesten, wie beispielsweise für Freude, unterschieden werden konnten. Diese Gebärden sind nicht über einen Austausch zwischen den Kulturen verbreitet worden: Mitglieder eines isoliert lebenden Stammes in Burkino Faso in Westafrika erkannten die Gesten ebenfalls als Anzeichen für Stolz.

Stolz funktioniert möglicherweise als Übermittler des aktuellen Status und des Grades der Annerkennung einer Person innerhalb ihrer Gesellschaft. Dabei dürfte der Stolz auch für die Selbstachtung eine große Rolle spielen. Menschen, die Erfolg hatten, sind stolz auf sich. Haben sie dieses Gefühl im Laufe der Zeit öfter, steigert dies die Entwicklung der eigenen Selbstachtung.

In zukünftigen Studien soll untersucht werden, wie stark der Ausdruck des Stolzes in Alltags-Situationen ist, die nur schwach gefühlsbetont sind oder in denen Stolz als unangemessen empfunden wird. Ebenso interessiert die Forscher, wie sich der Ausdruck des Stolzes ändert, wenn man alleine oder in Gesellschaft ist.

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