Mittwoch, 23. Mai 2007

Presseschau des Familiennetzwerks

Das "Familiennetzwerk" (Familie-ist-Zukunft.de) betreibt eine Presseschau. Dort findet sich ein aktueller Beitrag von Jürgen Liminski:

"Ein Betreuungsgeld von 150 Euro" (also Stoibers Kompromiß - mehr siehe hier) "– das war doch ein netter Strauß Gänseblümchen zum Internationalen Tag der Familie. Es hat zwar mit Gerechtigkeit wenig zu tun, aber man sollte das nicht gering schätzen, die Politik hat die Familien schon mit weniger abgespeist, um nicht zu sagen, sie hat sie sonst immer nur geschröpft. Da ist man mit kleinen Aufmerksamkeiten schon zufrieden. (...) Das Bundesverfassungsgericht fordert seit Jahren, dass Fremdbetreuung und Selbstbetreuung gleichwertig und gleichrangig behandelt werden sollten."

Ich finde es zutiefst ekelhaft und befremdend, wie in einem der modernsten Staaten unserer Zeit eine der modernsten und wichtigsten staatlichen Einrichtungen und Kontrollorgane unserer Zeit fortlaufend von der Politik in einer derartig hohnvollen Weise mißachtet werden kann. Dies geschieht ja nicht erst seit wenigen Jahren, dies geschieht ja seit Jahrzehnten. Jürgen Liminski weiter:

"Wenn man nun Milliarden Euro für die Krippenindustrie ausgeben will, sind die 150 Euro eigentlich beschämend. Oder anders gerechnet: Ein Krippenplatz kostet im Monat in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen rund tausend Euro, da wäre es doch für den Staat ein gutes Geschäft, wenn er nur ein Drittel ausgäbe – so machen es die Schweden und Norweger. Sie zahlen den Eltern 300 beziehungsweise 405 Euro, wenn sie ihr Kind selbst betreuen und keinen Krippenplatz in Anspruch nehmen."


Es geht hier nicht um "gutes Geschäft", Herr Liminski, es geht um die verfassungsrechtlich festgelegte Gleichbehandlung. Da frage ich mich, ob Autor Jürgen Liminski im Namen der Familien Kuhhandel betreiben will und nur "ganz bescheiden" mal 405 Euro fordert, damit sich der Aufschrei ja in Grenzen hält - oder was? Liminski weiter:

"Außerdem ist es für das Kind besser, wie uns die Bindungsforschung mit immer neuen Belegen sagt und auch angesichts der demographischen Entwicklung vorausschauender und klüger, das Geld Tagesmüttern oder den Eltern direkt zu geben."

Und Tages"mütter" (!) stehen nicht "hinter dem Herd"? Ich frage mich, warum man nicht das Normalste von der Welt macht - das, was früher immer gemacht wurde, nämlich, daß man sich Hilfen in die Familie mit hinein nimmt. Und, Herr Liminksi: Nicht "außerdem", sondern: "vor allem".

Der Focus hatte schon zuvor geschrieben: "Warum argumentiert niemand mit einer Fabrikprämie, die ein oder auch das zweite Elternteil an die Werkbank oder ins Büro lockt. Denn nichts anderes wäre es, wenn der Staat nur denen hilft, die schnellstmöglich nach der Geburt wieder in ihren bezahlten Beruf zurückkehren." (- Aha, man sollte also vielleicht mal wieder häufiger "Focus" lesen.) Wenn es um Kinder geht, diskutiert alles nur um Geld, Geld, Geld. (Und meistens um Geld, das zum Nachteil der Kinder ausgegeben oder eingespart werden soll.) Und so muß offenbar jeder, der sich für aktuelle Familienpolitik interessiert, zum Finanz- und Steuerexperten werden, um nicht über's Ohr gehauen zu werden von den Egoisten und Kurzzeit-Denkern.

Auch ein Bericht über den Internationalen Familienkongreß in Frankfurt Anfang dieses Monats findet sich (Familiennetzwerk). Nach diesem referierte dort auch die

neunfache Mutter und bekannteste Familienexpertin Schwedens, Anna Wahlgren. Die Bestsellerautorin plädierte mit ihrem Vortrag "Rettet wenigstens die ersten drei Jahre" für einen Schutz der besonderen Beziehung zwischen Kleinkind und Mutter. In ihrem Beitrag kritisierte sie die moderne Gesellschaft, in der das Kinderkriegen nicht mehr in einem größeren Zusammenhang stehe, sondern zum Ausnahmezustand geworden sei. Deshalb entstehe zu Hause während der Elternzeit eine Art „künstliche Welt“, die meistens zur Frustration der Eltern führe. Auch die Grundlage eines echten familiären Zusammenseins sei heute längst verlorengegangen. Diejenigen, die in dieser Gesellschaft nicht gebraucht werden, würden einfach weggeschoben: alte Menschen in Altenheime, Kinder „bis zum späteren Gebrauch“ auf „Kinderparkplätze“, wie sie die Krippen nennt." (...)

Eva Herman (...) plädierte für „ein Leben mit Kindern, nicht trotz Kindern“. „Ich habe nie gesagt, die Frau müsse zurück an den Herd“, sagte Herman. „Mir ging es immer um das Wohl der Kinder. Heute spricht man in der Öffentlichkeit ja nur noch über das Wohl der Frau und ihre Selbstverwirklichung.“ Im Laufe ihrer Karriere habe sie zunehmend männliche Eigenschaften angenommen, um in der Arbeitswelt konkurrieren zu können. Als sie dann schwanger wurde, fehlten ihr die weiblichen Kompetenzen: Es war einfacher für sie, wieder arbeiten zu gehen, als zu Hause zu bleiben. „Ich frage mich, wie eine Gesellschaft sich verändern wird, in der die Hälfte der Frauen die Erfahrung von Kinderkriegen nicht mehr macht – und in der zunehmend nur männliche Qualitäten gefragt sind“, gab Herman abschließend zu bedenken.

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