Mittwoch, 4. April 2007

Geographisch unterschiedliche Selektion beim Menschen (Völker und Rassen)

Ein weiterer Schwerpunkt der gegenwärtigen Forschungsförderung durch die "Volkswagenstiftung" liegt - sehr allgemein und zum Teil sehr grundsätzlich - im Bereich Evolutionsbiologie. Als das interessanteste unter den vielen hier aufgezählten Forschungsvorhaben fand ich das folgende:
Mit 113.500 Euro unterstützt wird ein Vorhaben von Johannes Engelken an der Universität Barcelona beziehungsweise an der Abteilung für Evolutionäre Genetik am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Er beschäftigt sich letztlich mit keinem geringeren Thema als der „Herkunft“ des modernen Menschen, der nach dem „Out of Africa“-Modell von Ostafrika aus seinen Zug um die Welt antrat. Während der Ausbreitung über den Globus innerhalb der vergangenen 100 000 Jahre war der Mensch einer Vielzahl neuer Umgebungen, ungewohnter Nahrung und diversen Krankheiten ausgesetzt. Evolutionsbiologen gehen nun davon aus, dass gerade die natürliche Selektion „vor Ort“ wahrscheinlich maßgeblich zur heutigen genetischen Vielfalt des Menschen beigetragen hat. Aktuell sind weltweit eine Reihe bedeutender Forscher auf der Suche nach Spuren sogenannter lokaler positiver Selektion im menschlichen Genom – darunter auch Johannes Engelken. Er hat bereits eine Reihe vielversprechender Gene und regulatorischer Elemente identifiziert. Diese „Kandidaten-Orte“ im Genom sind mit Merkmalen verknüpft, die vermutlich lokaler Selektion unterlagen, da sie unter anderem Hautunterschiede, Ernährung und Krankheiten betreffen. Im Rahmen der Promotionsarbeit will er jetzt 15 solcher Gene auf Spuren kürzlich erfolgter Selektion hin untersuchen.

Dabei werden in dem nächsten Forschungsvorhaben Mensch und Fruchtfliege - was die eben erwähnte positive Selektion betrifft - parallel gesehen. Positive Selektion meint natürlich Zeichen von jüngsten Selektions-Ereignissen im jeweiligen Genom, also Forschungen, über die NYT-Journalist Nicholas Wade in seinem Buch "Before the Dawn" erstmals berichtete:
Mit 94.400 Euro gefördert wird ein Projekt von Pavlos Pavlidis in der Abteilung Evolutionsbiologie am Biozentrum der LM Universität München. Auch er beschäftigt sich mit der Evolutionsgeschichte von Spezies. Sein Ziel ist es, Spuren positiv gerichteter Selektion in bestimmten Populationen zu finden. Zu diesem Zweck will er statistische Methoden entwickeln, die es ermöglichen, jene Varianten in DNA-Strukturen zu entdecken, die unter Selektionseinfluss gestanden haben – und sie von anderen dieser sogenannten Polymorphismen unterscheiden. Auch er richtet seinen Blick auf den Menschen (siehe „Out of Africa“-Hypothese), bezieht andererseits die Fruchtfliege Drosophila melanogaster in seine Modellierungsansätze ein.

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