Freitag, 16. März 2007

Die Physiologie der Konversion nach William Sargant

Religionswissenschaftler Michael Blume laut eines neuen Berichtes:
"Religiöses Empfinden kann durchaus auf neuronale Zustände zurückzuführen sein, aber Religion umfasst viel mehr als nur Erfahrungen des Transzendenten, zum Beispiel (auch) zwischenmenschliche Rituale wie Tanz oder die Ehe."
Ja, tatsächlich - es kann einem doch auch scheinen, daß Religiosität eine "Ganzkörper-Erfahrung" ist, die sich nicht auf irgendeinen Gehirn-Bereich beschränkt. Vielleicht sollte man wieder verstärkt zurückkehren zu Forschern wie dem britischen Psychiater William Sargant (1907 - 1988), der eines der ersten empirisch gesättigten Bücher zur "Physiologie der Konversionen" oder zur Physiologie der "Gehirnwäsche" geschrieben hat, "The Battle for the Mind - The Mechanics of Indoctrination, Brainwashing and Thought Control" (1957), auf deutsch erschienen unter dem Titel: "Der Kampf um die Seele". Er hat während des Zweiten Weltkrieges die britischen Soldaten an der Invasionsfront psychiatrisch behandelt. 1997 wurde sein Buch neu aufgelegt mit dem Untertitel "A Physiology of Brainwashing and Conversion".

Es wird darin beschrieben, daß Menschen unter psychischem Streß (wie ihn die Invasionsfront darstellte) Persönlichkeits-Veränderungen durchmachen können. Ähnliche Mechanismen sind auch bei missionarischen Religionen oder atheistischen Ideologien zu beobachten, die ebenfalls - zum Beispiel - mit Angst und Drohungen arbeiten, um Menschen psychisch unter Streß zu setzen und dadurch zu ihren Ansichten, Lebensweisen und Einstellungen zu "bekehren". "Gehirnwäsche" und Bekehrungen bringen oft sehr schwerwiegende Persönlichkeits-Änderungen mit sich. Das wurde zum Beispiel in aller Öffentlichkeit in den Schauprozessen des Stalinismus demonstriert und der dabei geübten "Selbstkritik". Die von Sargant beschriebenen psychischen Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten sind wohl - für sich gesehen - "neutral". Es fragt sich dann immer, zu welchen Zwecken sie jeweils eingesetzt werden und wie man Abwehrstrategien entwickeln kann.

William Sargant

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