Mittwoch, 2. Oktober 2024

Der Kampf um die Molotschna - September und Oktober 1943

Die Schlacht am Unteren Dnjepr 1943/44
Teil 1: Die Schlacht an der Molotschna
- Der Kampf um den "Ostwall", das Ringen um Melitopol 

Der Kriegsverlauf des Jahres 1943 an der Ostfront des Deutschen Reiches stand unter dem schweren, dunklen Schatten der verlorenen Schlacht von Stalingrad. Im Sommer 1942 waren deutsche Truppen noch bis in den Kaukasus gestürmt. Unendliche Strapazen hatten sie hinter sich gebracht. Und nun mußten sie - unter hinhaltendem Widerstand - bis Ende des Jahres 1943 in weiteren unzähligen Rückzugsschlachten wieder zurück gehen bis an den Unteren Dnjepr.

Abb. 1: Bewährt in hundert Schlachten - Der deutsche Soldat an der Ostfront - Hier: Angehöriger der 79. Infanterie-Division (Buchumschlag von: "Der Weg der 79. Infanterie-Division 1939 bis 1945", 1971)

Nach neuesten Erkenntnissen der Archäogenetik, die wir hier auf dem Blog ausführlich referiert haben ist der Raum am Unteren Dnjepr und die dortige Nordschwarzmeer-Steppe - in den deutschen Dokumenten des Zweiten Weltkrieges oft "Nogai-Steppe" genannt - die Urheimat der Späten Urindogermanen (Stgen2024) . Es ist die Urheimat des Volkes der Grubengrab- oder Jamnaja-Kultur, das als Sprache das "Späte Proto-Indoeuropäische" sprach. Während die Urheimat des "Frühen Proto-Indoeuropäischen" an der Mittleren Wolga liegt. Das Volk von der Mittleren Wolga bildete vor allem die Maikop-Kultur aus und von ihm stammen vermutlich die heute längst ausgestorbenen Völker der anatolischen indoeuropäischen Sprachen ab, die Trojaner, Hethiter, Lyker, Lyder und wie sie alle hießen.

Die deutschen militärischen Operationen im Süden der Ostfront, im Rahmen  der "Heeresgruppe Süd" (Wiki), wurden geleitet von Generalfeldmarschall Erich von Manstein (1887-1973) (Wiki). Die hier notwendige beweglichere Kriegsführung mußte immer wieder gegenüber Adolf Hitler durchsetzen werden. Nur so konnte nach dem Verlust von Stalingrad ein Super-Stalingrad südlich des Don verhindert werden. Auch die weiteren Rücknahmen der Front zurück auf den "Ostwall" an der Molotschna nördlich von Melitopol und am Unteren Dnjepr befehligte Manstein oft im Widerspruch zu Hitler.

Für die deutschen Soldaten im Herbst und Winter 1943/44 waren die Gegenden an der Molotschna und am Unteren Dnjepr "Kriegsgebiet". Kriegsgebiet wie jedes andere Gebiet, in das sie zuvor schon gekommen waren. Beim Vormarsch des Jahres 1941 waren sie zumeist - nach schweren Schlachten - sehr schnell durch weite Regionen hindurch gestoßen, zum Beispiel bis zum Don bei Rostow. Aber nach den schweren Kämpfen bis zum Kaukasus, innerhalb des Kaukasus und vom Kaukasus her zurück und entlang der Ostküste des Schwarzen Meeres war den Soldaten im Grunde schon alles "egal" geworden. Es waren schon so viele blutige Schlachten gefochten worden, daß es auf eine mehr oder weniger schon gar nicht mehr ankam. In den Berichten von der Schlacht an der Molotschna im Herbst 1943 klingt auch auf russischer Seite alles viel dramatischer als auf deutscher. Für die deutschen Soldaten scheint das Kämpfen und Abwehren eher "ruhiger Alltag" geworden zu sein, während die russischen Soldaten in Massen anstürmten und in Massen fielen. Sie haben das Ganze aber wohl weniger als "ruhigen Alltag" empfunden (siehe unten).

Abb. 2: In Verteidigung der Heimat und Europas - fast - immer den Kopf oben behalten (Umschlagbild von "Zwischen Nichts und Niemandsland" - Tagebuch von Hans-Jürgen Hartmann)

Für die deutschen Soldaten bestand der Krieg aus Verlegen, Marschieren, Stellung beziehen, Abwehrfeuer aus allen Rohren, Ausweichen, Gegenangriffe durchführen, wieder Rückzug, zwischendurch Ruhestellung, Neuaufstellung der ausgelichteten Verbände - immer wieder in einem ähnlichen Rhythmus. Zwischendurch hat man immer wieder die Kriegsgräber vieler Kameraden zurück gelassen oder hat sie schwer verwundet in die Heimat abziehen gesehen. Alles das wurde mit äußerer Ruhe hingenommen. Die Divisionen wurden herum gebeutelt, verlegt von einem Abschnitt der Front an die andere - wie es gerade paßte. Wichtig war den Soldaten nur noch: Waren sie gut ausgerüstet? Waren die Wetter- und Bodenverhältnisse erträglich? Oder waren sie - wie so oft - einfach nur gut für die übelsten Soldatenflüche? Gab es Schlammwetter? Gab es Kälte? Mußten Flüsse überwunden werden? Schlammwetter spielte auch im Januar 1944 in der Schlacht rund um Nikopol am Unteren Dnjepr einmal erneut die alles beherrschende große Rolle ... 

Die Schönheit und geschichtliche Bedeutung einer Landschaft konnte den deutschen Soldaten unter diesen Umständen kaum zum Bewußtsein gelangen. Und doch bewegten sie sich im Süden der östlichen Ukraine überall über geschichtsträchtigsten Boden. Im Herbst 1943 wurden über Wochen hinweg die deutschen Stellungen des "Ostwalls" entlang der Anhöhen westlich der Molotschna verteidigt. Die sowjetischen Soldaten empfanden die Stellung als eine Art "Verdun", da sie auch noch nach vielen Wochen von unablässigen Sturmangriffen kaum einen Meter voran gekommen waren. Über diese Anhöhen hinweg ziehen sich aber bis heute hunderte von vorgeschichtlichen Grabhügeln (Kurganen), in denen bis heute ganz zuunterst Menschen begraben liegen, die dem Urvolk der Späten Urindogermanen angehörten, der Jamnaja-Kultur, Menschen, von denen so gut wie alle Europäer zu einem beträchtlichen Ausmaß genetisch abstammen. 

Auf dem weiteren Rückzug zum Unteren Dnjepr und über ihn hinaus kamen die Soldaten sowohl auf der östlichen wie auf der westlichen Seite des Dnjepr überall erneut an Grabhügeln und Siedlungsstellen des Urvolkes der Späten Urindogermanen vorbei. Ahnten sie damals etwas von der großen geschichtlichen Bedeutung dieser Landschaft? 

Abb. 3: Blick von der Anhöhe bei Alt-Naussau (Vingradnoe) an der Molotschna hinunter in die Steppe - Hier am "Ostwall" hielt die Nürnberger 17. Infanterie-Division im September und Oktober 1943 über Wochen hinweg schwersten Sturm- und Massenangriffen der Sowjets stand - Und auf diesen Anhöhen haben die Urindogermanen in Grabhügeln ihre Verstorbenen bestattet - von ihnen stammen alle heutigen Europäer ab*)

Das war ihnen kaum möglich. Die genannte weltgeschichtliche Bedeutung dieser Gegenden zwischen Molotschna und Unterem Dnjepr konnte den damaligen Soldaten beider Seiten gar nicht bekannt sein. Sie ist eigentlich erst in diesem Jahr 2024 so definitiv geklärt worden wie es überhaupt jemals geklärt sein kann. Die kulturell Gebildeten damals wußten bestenfalls vage etwas von den sagenhaften Königreichen der Skythen, der Goten und der Waräger, bzw. Wikinger am Unteren Dnjepr und schließlich der Saporoger Kosaken. Insbesondere die Skythen haben in dieser Region prächtige Kurgane hinterlassen, genauso wie die Vorfahren der Skythen und von uns Europäern, nämlich die Späten Urindogermanen.

Interessanterweise hat die litauische Archäologin Marija Gimbutas nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg an der Universität Tübingen erstmals die Nordschwarzmeer-Steppe als die Urheimat der Indogermanen konkreter archäologisch charakterisiert, und zwar schon außerordentlich korrekt - wie sich heute durch die Archäogenetik zeigt.

Versucht man nun aber der Landschaft und Geschichte des Unteren Dnjepr - aufgrund des neuen, Gimbutas voll bestätigenden archäogenetischen Kenntnisstandes - näher zu kommen, wird auch dem geschichtlich Kenntnisreicheren erst mit der Zeit bewußt, welche schweren Kämpfe es in dieser Region im Winter 1943/44 gegeben hat. Und wie will jemand an diesen Kämpfen vorbei gehen, der sich bekannt machen will mit der Geschichte dieses Raumes? Viele Dorffriedhöfe und Kriegsgräberstätten dieser Region berichten von den schweren Kämpfen, ebenso die große deutsche Kriegsgräberstätte nahe Kirowograd (heute Kropywnytskyj) (Volksbund), auf die zwischen 2000 und 2020 22.000 deutsche Gefallene aus der gesamten Region der Südukraine umgebettet worden sind.

Seit 2014 und 2022 gibt es wieder frische Soldatengräber in dieser Region (Wiki). So daß man sich seither um die Gräber früherer Generationen nicht mehr so kümmern kann. Allerdings soll durch das Sprengen der Kachowka-Staumauer (Wiki) die vormalige sumpfige Niederung des Dnjepr über zweihundert Kilometer hinweg bis hinauf nach Saporischja wieder an die Oberfläche gekommen sein, jene Niederung, die zuvor von der weiten Wasserfläche des eindrucksvollen Kachowkaer Stausee's überdeckt gewesen war. Und darin sollen sterbliche Überreste deutscher Soldaten des Zweiten Weltkrieges sichtbar geworden sein.

Im Sommer 2023 ist nämlich der 1956 errichtete Kachowka-Staudamm des Dnjepr gesprengt worden. Und in der Folge ist der Wasserspiegel des riesigen, 200 Kilometer langen Dnjepr-Stausee's drastisch gesunken. Das ist noch bis heute spürbar bis hoch hinauf zur sagenumwobenen Choritza-Insel unterhalb von Saporischja. Im Schlamm des Stausees, so meldeten Nachrichtenagenturen, seien die Überreste deutscher Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden (FrRdsch2023). Diese waren bei der Aufstauung von 1956 unter den Wasserspiegel geraten. In diesem Zusammenhang erinnerte man sich an die schweren und verlustreichen Kämpfe um den Brückenkopf Nikopol im Januar und Februar 1944 (Guardian2023).

Die Ukraine zwischen den Mahlrädern der Geschichte des 20. Jahrhunderts

Blicken wir noch einmal zurück: Im Frühsommer des Jahres 1918 waren die Deutschen schon einmal in diese Regionen der Ukraine gekommen. Der Ausbruch der Revolution in Rußland hatte das möglich gemacht. Die Ukraine ist damals zum ersten mal von der Roten Armee befreit worden. Durch die Getreidelieferungen der Ukraine nach Deutschland konnte sie mithelfen, die Folgen der englischen Hungerblockade gegen Deutschland abzumildern. 1917 war der Steckrübenwinter in Deutschland gewesen.

Abb. 4: Deutsche Besetzung der Ukraine, März bis November 1918

Nach dem Abzug der Deutschen im November 1918 begann in dieser Region - wie in ganz Osteuropa - ein grausamer Russische Bürgerkrieg. "Weiße" Kosaken-Armeen stürmten gen Moskau, wurden aber aufgrund mangelnder Unterstützung durch die westlichen Demokratien zurück geschlagen.

Wenige Jahre später folgte 1929 bis 1932 der Hungerholocaust in vielen Teilen der Sowjetunion, schwerpunktmäßig in der Ukraine. Jeder noch aufrecht erhaltene Widerstand gegen das Sowjetregime - und wäre er auch nur passiver Art gewesen - sollte dadurch endgültig gebrochen werden. Und er wurde gebrochen. Außerdem konnte mit den Getreideausfuhren die militärische Aufrüstung der Sowjetunion finanziert werden. Hierdurch wurde sie zur stärksten Militärmacht der Weltgeschichte. 1941 standen den Deutschen auf sowjetischer Seite 35.000 Panzer gegenüber. In der Geschichte fast jedes ukrainischen Dorfes steht es in blutigen Lettern geschrieben, auf welch namenlosen Opfern diese absolut bestialische und menschenverachtende, zutiefst verbrecherische Aufrüstung voran getrieben worden war.

Ist es ein Wunder, daß die Menschen in der Ukraine nach solchen Erfahrungen die deutschen Armeen im Herbst 1941 wie Befreier begrüßten? Wer wollte ihnen das verdenken? Wer wollte es ihnen verdenken, daß sie mit den Deutschen zusammen arbeiteten? Aber die Ukrainer wurden durch die deutsche Zivilverwaltung unter Erich Koch aus Ostpreußen und der von ihr gelebten "Herrenmenschen-Mentalität" dann wieder und wieder vor den Kopf gestoßen, geradezu so, als sollten sie mit Gewalt auf die Seite der verhaßten Sowjetunion zurück getrieben werden. Nach der Rückeroberung durch die Sowjetunion wurden dann viele "Kollaborateure" in allen Teilen der zuvor von Deutschland besetzten Sowjetunion bestraft, nicht selten auch öffentlich erhängt, zum Beispiel im Oktober 1943 in Melitopol (Yt) gleich nach dessen Wiedereroberung. Nebenbei sei erwähnt (Wiki):

Der Osteuropa-Historiker Timothy Snyder verweist auf Josef Stalins Propaganda, der zufolge Kollaborateure typischerweise ukrainische Nationalisten gewesen seien. Tatsächlich aber waren die weitaus meisten Kollaborateure in der Sowjet-Ukraine wie auch allgemein in der Sowjetunion nicht etwa Nationalisten, sondern Kommunisten. Die deutschen Besatzer hätten normalerweise Menschen eingesetzt, die schon vor dem Krieg Autorität ausübten. Das waren meist Kommunisten. Außerdem hätten die Russen mit derselben Wahrscheinlichkeit wie Ukrainer kollaboriert. Snyder bezeichnet Putins Behauptung, daß die Ukrainer, aber keine Russen kollaboriert hätten, als ein Erbe des Stalinismus.

Der ganzen, unendlich billigen, im tiefsten Kern verlogenen "Geschichtspolitik" von heute auf allen Seiten soll an dieser Stelle gewiß nicht weiter nachgegangen werden. Diese Andeutungen genügen vollauf ...

Doch nun zurück zum Zweiten Weltkrieg. Am 28. Juni 1942 begann der "Fall Blau" (Wiki), der Angriff der deutschen Wehrmacht über den Donez und den Don hinweg bis nach Stalingrad an der Wolga, sowie über den Don bei Rostow hinweg bis hinein in die Kalmücken-Steppe und bis an den Kaukasus. 

Juni 1942 - Vorstoß bis zum Kaukasus

Bis zum 28. Juli 1942 waren von den Deutschen Brückenköpfe bei Rostow und andernorts am Don gebildet worden. Ab 25. Juli 1942 begann dann das "Unternehmen Edelweiß" (Wiki). Die 3. Panzerdivision erreichte am 29. Juli den Manytsch in der Kalmücken-Steppe (von wo die Vorfahren der Jamnaja-Kultur am Unteren Dnjepr stammten). Maikop fiel am 9. August in die Hand der 13. Panzerdivision. Jene Stadt, nach der die bedeutendste Kultur der Frühen Urindogermanen, abstammend von der Mittleren Wolga benannt worden ist. Wir lesen zusammenfassend (Wiki):

Das V. Armeekorps der 17. Armee sowie die rumänische 3. Armee wandten sich aus dem südlichen Brückenkopf von Rostow nach Süden über Tichorezk ins Kuban-Gebiet. (...) Das XXXX. Panzerkorps der 1. Panzerarmee erreichte am 9. August die Ausläufer des Kaukasus, nach einem Vorstoß von 500 Kilometern in weniger als zwei Wochen. Die auseinanderstrebenden Angriffsrichtungen und die Weite des Operationsraumes stellte jedoch die Versorgungslogistik vor unlösbare Probleme. Die vom III. Panzerkorps erreichten Ölfelder von Maikop waren von den sowjetischen Verteidigern vor ihrem Rückzug aus der Stadt so nachhaltig zerstört worden, daß sie trotz der intensiven Bemühungen der Technischen Brigade Mineralöl (TBM) auf Monate hinaus nicht zur Verfügung standen und daher nicht im ursprünglich eingeplanten Umfang zur Verbesserung der Treibstoffversorgung der deutschen Armeen beitragen konnten. Der Vormarsch kam in der Folge wegen Nachschubmangels und des Widerstandes der Transkaukasusfront zum Stehen.

Im Zuge dieses Vorstoßes gab es zum Beispiel auch im dort lebenden Volksstamm der Kalmücken "Kollaborateure". Es bildete sich nämlich auch ein Kalmückisches Kavalleriekorps (Wiki):

Im Verlauf der Operation Blau rückten Verbände der Wehrmacht im August 1942 in die Kalmückische ASSR (Teil der Russischen SFSR) ein. Dort hatten sich schon vor der Ankunft der deutschen Truppen Partisanengruppen zum Kampf gegen die Rote Armee und die sowjetische Herrschaft gebildet. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht stellten sich diese kalmückischen Partisanen und weitere kalmückische Freiwillige unter das Kommando der Wehrmacht. Die Kalmücken erhofften sich vom deutschen Einmarsch in ihr Land die Befreiung von der Herrschaft Stalins, der ihre buddhistische Religion und ihre nomadische Lebensweise unterdrückte.

Durch die deutschen Rückzüge der Jahre 1943 bis 1945 kamen auch die verbündeten Kalmücken-Verbände bis nach Ungarn und nach Österreich, ebenso wie die verbündeten Kosaken-Verbände aus der Ukraine. Dort in Österreich wurden nicht nur die Kosaken, sondern auch die Kalmücken von den USA an die Sowjetunion ausgeliefert (Wiki):

Die Kalmückische ASSR wurde in Vergeltung für die Kollaboration aufgelöst und die restliche kalmückische Bevölkerung nach Sibirien zwangsumgesiedelt. Ein Drittel der Deportierten kam ums Leben.

Die Kalmücken (Wiki) hatten in der Kalmücken-Steppe bis ins 20. Jahrhundert hinein noch wie die indogermanischen Vorfahren der Europäer, die Jamnaja, als Nomaden in Jurten gelebt (Wiki):

Als Nomaden und Halbnomaden lebten die Kalmücken bis ins 20. Jahrhundert vorwiegend von Viehzucht, auch von Fischfang und vereinzelt Ackerbau. Als Viehzüchter hielten die Kalmücken vorwiegend Rinder (das Kalmücken-Rind ist nach ihnen benannt), aber auch Kamele, Pferde, Schafe und Ziegen. Obwohl Kalmückien teilweise fruchtbare Böden hat, ist Ackerbau in der fast wasserlosen Steppe traditionell nur in den wenigen Flußtälern möglich.

In Saporischja am Dnjepr, der Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes, befand sich Anfang 1943 der Befehlsstand der Heeresgruppe Süd unter General von Manstein. 

Stalingrad und die Verhinderung eines Super-Stalingrad

Nach dem Verlust der Schlacht von Stalingrad, im Februar 1943, fand hier die Auseinandersetzung über die Stabilisierung der deutschen Südfront statt zwischen Manstein und Hitler. Hitler war dazu von der Wolfsschanze in Ostpreußen nach Saporischja gekommen (s. z.B. Yt2024). Es ist darüber zu lesen (Wiki):

Nach der Niederlage in der Schlacht von Stalingrad drohte der gesamten südlichen deutschen Ostfront der Zusammenbruch. Im Zuge der Woronesch-Charkower Operation konnte die Rote Armee die Stadt Charkow am 16. Februar 1943 vorübergehend einnehmen. 

Deutsche SS-Verbände unter General Hausser kämpften um Charkow. 

Abb. 5: von Manstein

Trotz ausdrücklichen "Führerbefehls" hatten diese Verbände am 16. Februar 1943 das Stadtzentrum von Charkow aufgegeben (Wiki):

Hitler, wütend wegen Haussers Befehlsverweigerung, flog am 17. Februar in Mansteins Hauptquartier (in Saporischja), wo der Feldmarschall dem Oberbefehlshaber seine Strategie erläuterte. Hitler bestand zunächst auf einer baldigen erneuten Eroberung Charkows, doch gelang es ihm nicht, sich durchzusetzen. Durch die mehr als 150 Kilometer breite Lücke (...) waren Truppen der sowjetischen Südwestfront (1. Gardearmee, 6. Armee sowie die „Gruppe Popow“) weit ins Hinterland der Heeresgruppe Süd durchgebrochen und hatten die Eisenbahnstrecke östlich von Dnjepropetrowsk unterbrochen. Da die sowjetischen Truppen zu diesem Zeitpunkt nur noch 60 km vom Dnjepr entfernt waren, beschloß Manstein - sehr zum Ärger Hitlers - die am Mius stationierten Panzerverbände abzuziehen und gegen Markian Popows Stoßkeile einzusetzen. Außerdem standen die sowjetischen Panzerspitzen nur noch 60 km vor Saporischja, wo sich Mansteins Hauptquartier befand. Als Hitler dies erfuhr, flog er zurück, und somit hatte Manstein die Möglichkeit, seinen Plan umzusetzen. (...) Die Panzergruppe Popow sowie die sowjetische 6. Armee wurden vom deutschen Angriff völlig überrascht, eingekesselt und zum großen Teil aufgerieben. (...) Durch die Gegenoffensive konnte die deutsche Wehrmacht den Südabschnitt der Front stabilisieren und einen drohenden Zusammenbruch verhindern, der selbst die Niederlage von Stalingrad in den Schatten gestellt hätte.

Weiter ist zu lesen (Wiki):

Generalfeldmarschall Erich von Manstein gelang es, mit einem strategischen Manöver, das oft mit einer Rochade verglichen wird, die Südflanke zu stabilisieren und die Stadt Charkow am 14./15. März zurückzuerobern.

Vermutlich hatte auch hier - wie sonst sehr häufig - die "Abwehr Ost", der militärische deutsche Geheimdienst mit Gehlen an der Spitze durch ihre Feindlageberichte viel mehr Einfluß auf Sieg und Niederlage als in der Militärgeschichtsschreibung in Rechnung gezogen wird. Der militärische deutsche Geheimdienst unter Admiral Canaris hat den gesamten Krieg hindurch im Sinne der Westalliierten gearbeitet. Und es war keineswegs im Sinne der Westalliierten, daß der Krieg an der Ostfront gar zu schnell ein Ende finden sollte. Die Planer im Hintergrund - etwa der US-amerikanische Präsidentenberater William C. Bullitt - hatten einen langen Abnutzungskrieg im Osten vorgesehen, bevor auch die Westmächte nachhaltig in diesen Krieg eintreten würden (s. Bading1993). Nach diesem wichtigen Erfolg Mansteins kam Hitler erneut nach Saporischja (Wiki):

Hitler beglückwünscht Manstein bei einem Frontbesuch in Saporischja am 10. März zu dessen erfolgreich verlaufenden Offensive.

Natürlich konnte all das nicht dazu hinreichen, daß die deutschen Armeen während des Jahres 1943 dennoch Woche für Woche, Monat für Monat weiter zurück gehen mußten (s. Abb. 6).

Abb. 6: Rückzugsoperationen der Heeresgruppe Süd bis zum Dnjepr (17.7. bis 29.9.1943) (Bundeswehr) - Bis zum "Ostwall" an der Molotschna nördlich von Melitopol

Auch das Donzebecken mußte von den deutschen Armeen wieder aufgegeben werden.

September 1943 - Rückzug zum Dnjepr

Wir lesen darüber (Wiki):

Auf höherer Ebene rang Generalfeldmarschall Erich von Manstein schon seit Tagen (27. August) mit Hitler, der sogar in das Hauptquartier der Heeresgruppe Süd nach Winniza flog, um die Genehmigung, die 6. Armee und die 1. Panzerarmee weit nach Westen zurücknehmen zu dürfen. Hitler wehrte sich vehement gegen diesen Vorschlag, denn er wollte nicht, daß das aus seiner Sicht kriegswirtschaftlich wichtige Donezbecken mit seinen reichen Kohlevorräten an die Rote Armee verloren ging. Aufgrund der Entwicklung der Lage beim XXIX. Armeekorps gab Manstein aber ohne Genehmigung die Zurücknahme der Front auf eine Stellung östlich von Stalino. Bei weiteren Besprechungen mit Hitler am 4. September sowie am 8. September bei einem neuerlichen Frontbesuch von Hitler im Hauptquartier der Heeresgruppe Süd in Saporischschja gab der Diktator endlich nach. Manstein befahl sofort die schrittweise Zurücknahme der Front bis zum Dnepr.

Am 1. Oktober 1943 verteidigte die deutsche 6. Armee schließlich entlang ihrer Frontlinie westlich der Molotschna und östlich von Melitopol. Es war dies der "Ostwall" (Wiki), der in diesem Bereich auch "Wotan-Stellung" genannt wurde. Der Bau dieser Stellungen hatte erst wenige Wochen zuvor, am 8. September 1943, begonnen. In den zeitgenössischen deutschen Berichten ist oft sehr allgemein von der "Nogaier-Steppe" die Rede. Das wird wohl allgemein als Nordschwarzmeer-Steppe zu verstehen sein (Paul Carell / Verbrannte Erde):

Die vielgenannte "Wotanstellung" war ein schnell ausgehobener Panzergraben; dazu ein paar Schützengräben am Steppenrand. Nur das erhöhte Ufergelände des Moletschnaja-Bachs bot ein bescheidenes natürliches Hindernis. 

So stellt es ein namhafter deutscher militärgeschichtlicher Bericht dar. In der sowjetischen Literatur wird diese Stellung jedoch als etwas ganz anderes dargstellt, als eine Art "Verdun"-Stellung, als eine bestens ausgebaute Verteidigungslinie mit vier Verteidigungslinien, die kaum einzunehmen gewesen sei (siehe unten). 

Front entlang der Molotschna und in Melitopol - Oktober 1943

Da ist etwa das ukrainische Dorf Blahodatne (Saporischschja) (GMaps) auf der westlichen Seite der Molotschna. Bei ihm handelt es sich - wenn wir recht sehen - um das deutsche Kolonisten-Dorf Weinau, das zur deutschen Molotschna-Kolonie der Schwarzmeerdeutschen gehörte. Hier gibt es heute eine sowjetische Kriegsgräberstätte, auf der sowjetische Soldaten bestattet sind, die hier vor Ort bei den Kämpfen um den Ostwall gefallen sind (Abb. 7). Weinau liegt sieben Kilometer südlich von Alt-Nassau (seit 1945 Vinogradnoe, bzw. Wynohradne) (Wiki) (GMaps), das wiederum gegenüber von Molotschansk (vormals Halbstadt) liegt. All diese Dörfer gehörten bis 1943 zur deutschen Kolonie Molotschna (Wiki). Deshalb ist es zum Zurechtfinden in dieser Gegend sehr nützlich, auf eine Liste der heutigen Dorfnamen der einstigen deutschen Kolonistendörfer an der Molotschna zurück zu greifen (s. Wiki). Diese ist ist für die Erarbeitung der weiteren Ausführungen oft benutzt worden.

Abb. 7: Blick von der sowjetische Kriegsgräberstätte in Weinau (Blahodatne, Saporischschja) westlich der Molotschna mit Blick hinunter auf die Molotschna (GMaps) - Blick aus der einstigen deutschen Stellung des "Ostwalls" von 1943 hinunter, wo die Angreifer zu tausenden gefallen sind

Einige Kilometer nördlich von Weinau/Blahodatne lag das deutsche Kolonisten-Dorf Durlach. Es scheint in den Kämpfen vom September und Oktober 1943 zerstört worden zu sein (s. Wiki). Sechs Kilometer südlich von Weinau/Blahodatne liegt das damalige Dorf Bogdanowka, das heutige Staro-Bohdanivka (Saporischschja) (GMaps). Südlich von Bogdanowka liegt das Dorf Troizkoje, bzw. Trojizke. Auch vom Umfeld dieses Dorfes sind zahlreiche Hügelgräber bekannt (Wiki): 

In der Nähe des Dorfes Troitsky wurden 10 Hügelgräber ausgegraben, in denen 89 Bestattungen entdeckt wurden, darunter Bestattungen aus der Bronzezeit (III.-I. Jahrtausend v. Ztr.), Skythen- und Sarmatenzeit (IV. und II. Jahrhundert v. Ztr.) sowie Bestattungen von Nomaden (10 -12. Jahrhundert n. Ztr.).

Diese Hügelgräber sind oft von neu hereinkommenden Völkern erneut benutzt worden, deshalb finden sich in ihnen oft Gräber aus so vielen Kulturstufen. So wie bei Stalingrad an der Wolga verteidigten die Deutschen also auch an der Molotschna ihre Front - umgeben von weltgeschichtlich keineswegs unbedeutenden Grabhügeln der Vorgeschichte. 

"Oktoberfeld" 1943

In der kriegsgeschichtlichen Literatur ist immer wieder von dem Kolonisten-Dorf "Oktoberfeld" die Rede. Um dieses habe es blutigste Kämpfe und Schlachten gegeben. Es handelt sich dabei um ein 1930 neu gegründetes Dorf für "nicht-feindselig eingestellte Kulaken" (!) (GB). Es wurde also zur Zeit des Hungerholocaust gegründet für die Landbevölkerung, die als "Sowjet-freundlich" erachtet worden ist. Es lag 10 Kilometer von der Ortschaft Prischib bei Alt-Nassau entfernt (GB). Bei dem damaligen Kolonisten-Dorf Oktoberfeld, in dem sich auch deutsche Kolonisten ansiedelten, könnte es sich - soweit wir das verstehen - um die heutige Ortschaft Pokrowske (WikiGMaps), gelegen 12 Kilometer nordöstlich der Rajonhauptstadt Tomak handeln (im Namen Pokrowske ist das Wort "Oktober" enthalten). (Dieser Blogartikel wird künftig noch in vielen Teilen ergänzt und korrigiert werden müssen, wenn weitere Studien angestellt worden sind.) 

Ganz allgemein lesen wir über die Kämpfe hier an der Molotschna nördlich von Melitopol (Paul Carell/Verbrannte Erde):

Es galt, dieses elende Steppendreieck zwischen Saporoschje, Asowschem Meer und Dnjepr-Mündung zu halten. Denn sonst war die 17. Armee auf der Krim verloren. (...) Dreißigmal stürmten die Russen gegen Oktoberfeld, dreißigmal wurden sie geworfen. Schlimme Tage waren das für die Jäger der 3. Gebirgsdivision, die Grenadiere der 258. und der 17. Infanteriedivision, sowie die Männer von Major von Gazas Kampfgruppe der 13. Panzerdivision. 62 Panzer verloren die Russen in diesen Gefechten. (...) Am 23. Oktober fiel Melitopol.

Die für die Sowjets schier "uneinnehmbare" Verteidigungsstellung an der Molotschna wurde von den Deutschen erst aufgegeben, nachdem den Sowjets in schweren Häuserkämpfen der Durchbruch bei Melitopol am 23. Oktober gelungen war. Danach war die Stellung für die Deutschen nicht mehr zu halten. Soweit wie wir das bislang übersehen, sind die die Kämpfe um diese Stellung auf den Höhen über der Molotschna in der ukrainischen und russischen kriegsgeschichtlichen Literatur sehr viel detailliert und umfangreicher dargestellt als in der deutschen (siehe unten).

Abb. 8: Sowjetische Kriegsgräberstätte zwischen Tomak und Oktoberfeld, Blick offenbar nach Südwesten (GMaps)

Ob es eine detailliertere deutsche Darstellung zu diesen Kämpfen gibt, ist uns einstweilen jedenfalls unbekannt. Vier Kilometer südlich des genannten Dorfes Pokrowske ("Oktoberfeld") liegt heute eine weitere sowjetische Kriegsgräberstätte (GMaps) (s. Abb. 8). Wenn sich im Sommer der Abend über die Weiten dieser Gegend senkt und sich Nebelschwaden über die Niederungen senken, gewinnt die Landschaft viel Zauber (s. Abb. 8). Auf dieser Kriegsgräberstätte sind vermutlich sowjetische Gefallenen von den Kämpfen um Oktoberfeld bestattet, vielleicht auch aus den vorausgegangenen Kämpfen rund um die östlich gelegenen Rajon-Hauptstadt Tomak, deren Flughafen von der Gedenkstätte nicht weit entfernt ist.

Die 13. deutsche Panzerdivision stand mit ihren Einheiten als bewegliche Verteidigung hinter den deutschen Infanterie-Divisionen und griff immer wieder an den brenzligsten Stellen mit in die Kämpfe ein. In einer Divisions-Geschichte heißt es (1971, S. 173f, GB):

... und besonders Oktoberfeld werden uns von damals in Erinnerung geblieben sein. Unsere 13. Panzer-Division gehörte zur Südgruppe im Bereich des XXXXIV. Armeekorps. Unsere Kampfgruppen mußten an verschiedenen Stellen zur Bereinigung von Feindeinbrüchen im Raume Melitopol ein-... (...) erneut zeigte sich, daß ein an bewegliche Kampfweise gewöhntes und geschickt geführtes Panzerregiment überlegen war. Der Feind erlitt bei den Kämpfen um Oktoberfeld unvorstellbare Verluste. Er verlor Hunderte von Gefangenen und ...

Es wäre sicherlich sinnvoll, aus dieser Divisions-Geschichte noch umfangreicher zu zitieren. Von der 13. Panzerdivision liest man ansonsten (Nik Cornish, GB):

In den Kämpfen um Melitopol griff die 13. Panzerdivision, die mobile Reserve der 6. Armee, mehr als 200 T34 an (...). Diese Aktion begann am 10. Oktober und wurde als Schlacht auf dem Oktoberfeld bekannt. Die sowjetischen Verluste betrugen etwa ein Drittel und ihr Angriff schlug fehl.
In the fighting around Melitopol 13th Panzer Division, Sixth Army's mobile reserve, engaged more than 200 T34s (...). This action began on 10 October and was known as the Battle of Oktoberfeld. Soviet losses were roughly one-third and their attack failed.

Und (Robert Forczyk, GB):

Das OKH entsandte Truppen zur Verstärkung von Hollidt, darunter das I./Pz.Rgt. 2, das für die 13. Panzer-Division bestimmt war; dieses Bataillon war das erste, das mit dem Modell Panther Ausf. A ausgerüstet war. (...) Am 10. Oktober wurden die neuen Panther zu einem Gegenangriff eingesetzt, um einen lokalen Durchbruch des 20 TC und 4 GMC abzuwehren, was zur „Panzerschlacht auf dem Oktoberfeld“ führte.
The OKH dispatced forces to reinforce Hollidt, including the I./Pz.Rgt. 2, intended for the 13. Panzer-Division; this battalion was the first equipped with the Panther Ausf. A model. (...) On 10 October, the new Panthers were committed to a counter-attack to repulse a local breakthrough by the 20 TC and 4 GMC, which resultet in the "tank battle of Oktoberfeld".

Dies waren Ereignisse zwei Wochen bevor es am 23. Oktober in Melitopol im Süden und bei Oktoberfeld im Norden endgültig zum Durchbruch der Sowjets kam.

Abb. 9: Deutsche Lagekarte von der Front an der Molotschna am 1. Oktober 1943 (LexWehr)

Versuchen wir, soweit es geht, uns einen Überblick über die Abwehrkämpfe an der Molotschna zu verschaffen. Nach einer deutschen Lagekarte vom 1. Oktober 1943 standen hier in Stellung von Norden nach Süden die folgenden deutschen Divisionen (siehe Abb. 9):

  • die 101. Jäger-Division,
  • die 17. Panzer-Division
  • die oberösterreichische 3. Gebirgs-Division,
  • die Stettiner 258. Infanterie-Division
  • die Nürnberger 17. Infanterie-Division,
  • die 73. Infanterie-Division (Reserve),
  • die Magdeburger 13. Panzer-Division (Reserve)
  • die 79. Infanterie-Division und 
  • die hessische 9. Infanterie-Division (Reserve),
  • die 11. Infanterie-Division 
  • die 336. Infanterie-Division
  • die 4. Gebirgs-Division
  • die rumänische 24. Division 

Die oberösterreichische 3. Gebirgs-Division verteidigte die deutschen Kolonisten-Dörfer Heidelberg (heute Nowohoriwka [Saporischschja] [GMaps] und Friedrichsfeld (heute Rosdol [Saporischschja] [GMaps]). Beide Dörfer liegen 24 Kilometer voneinander entfernt. Zwischen ihnen liegen noch die Dörfer Neu-Montal und Rosental, alles Dörfer, die in diesen Wochen schwer umkämpft waren, die einmal von den Sowjets eingenommen wurden und dann nach Gegenangriffen der Deutschen wieder in der Hand der Deutschen waren (s. Lagekarte). Wir wir über diese Division (Wiki):

Bei der Verteidigung der Wotan-Stellung kämpfte die Division südöstlich von Saporischschja in einem Dorf mit dem deutschen Namen Heidelberg. Nördlicher Nachbar war die 17. Panzer-Division, südlicher Nachbar die 17. Infanterie-Division. Bei den Kämpfen vom 26. bis zum 30. September standen den beiden geschwächten Gebirgs-Jäger-Regimentern der Division insgesamt fünf sowjetische Schützendivisionen sowie zwei Panzerbrigaden mit rund 100 Panzern gegenüber. In den nun folgenden vier Tagen konnten mithilfe von herangeführten Reserven anderer Infanterie-Divisionen alle Angriffe der Roten Armee, darunter auch ein Massenangriff von etwa 18.000 sowjetischen Infanteristen am 30. September, abgewehrt werden.

Rechts von der 3. Gebirgs-Division schloß die 258. Infanterie-Division an.

Abb. 10: Blick von den Anhöhen bei Alt-Nassau (Vinogradnoe) Richtung Osten auf die Molotschna-Niederung hinunter (Yt2021)

An diese schloß sich rechts die Nürnberger 17. Infanterie-Division (WikiLexWehr) an, die den Frontabschnitt zwischen Prischib, Moloschansk, Alt-Montal, Alt-Nassau und Wasserau verteidigte. Hier gab es unter anderem die schwer umkämpfte Danaev-Höhe. Es scheint uns wahrscheinlich, daß es sich dabei um einen wichtigen Grabhügel der Urindogermanen handelt, der nach dem Zweiten Weltkrieg erforscht worden ist (dazu mehr in künftigen Beiträgen). Auch hier wechselten die Ortschaften wiederholt den Besitz, die Ortschaft Prischib wurde in diesen Kämpfen weitgehend zerstört.

Die 79. Division verteidigte die deutschen Kolonisten-Dörfer Karlsruhe und Kronsfeld (hinter Bogdanowka). Die 79. Infanterie-Division war in Stalingrad untergegangen. Sie ist im März 1943 bei Stalino aus unterschiedlichsten Divisionsresten neu aufgestellt worden (Wiki):

Im Mai 1943 war sie an den schweren Abwehrkämpfen in der Kuban-Region beteiligt. Ab 15. September 1943 wurde die Halbinsel evakuiert. Teilweise im Lufttransport wurde die Division danach in den Raum Melitopol verlegt.

In einer Division-Geschichte liest man (Pomrehn 1971):

9.10. - 1.11.1943 Abwehrkämpfe in der nogaischen Steppe am Molotschnaja nördlich Melitopol; 4.11.1943 Durchbruch starker sowjetischer Kräfte in Melitopol und nördlich der Divisionsgrenze; 13.1.1944 Verlustreiche Rückzugskämpfe

Die hessische 9. Infanterie-Division verteidigte Altenau und Kleefeld. Über die hessische 9. Infanterie-Division (Wiki) lesen wir (ForumdW):

Die 9. ID verlegte bei der Räumung des Kuban im September 1943 mit Übersetzen nach Kertsch und wurde mit Masse im Landmarsch von Kertsch über die Krim in den Raum Michailowka (nördlich Melitopol) der 6. Armee zugeführt.

(Das ist allerdings nicht jenes Michailowka am rechten Ufer des Unteren Dnjepr, wo man ein Stammeszentrum der Jamnaja-Kultur vermutet.) Und weiter (ForumdW)

Die Infanterieeinheiten verlegten im Lufttransport von Wladisslawowka (nördl. Feodossija) aufs Festland nach Melitopol. Stab und letztes Bataillon des GR 116 waren am 25./26. September abgeflogen. Der Einsatz der Division war erst nach vollständiger Versammlung in Michailowka erlaubt. (...)
Nach Einsatz bei Michailowka schon im Oktober folgte der Rückzug auf Nikopol mit Verteidigung des dortigen Brückenkopfes am Dnjepr (DivGefStd bei Mal. Lepaticha) im Nov. 1943. Auch im Dezember 1943 bis Anfang Februar 1944 stand die 9.ID weiterhin bei Rubanowka (südlich Nikopol) in schweren und sehr verlustreichen Verteidigungskämpfen mit letztendlichem Rückzug über den Dnjepr und damit Räumung des Brückenkopfes Nikopol. Es folgte die Winterschlacht mit weitereren Rückzugskämpfen nach Westen zwischen Dnjepr- Ingul – Bug (Überschreiten des Ingul und Bugs im März 1944 )

Und (ForumdW):

Die 9. ID kämpfte Anfang Oktober (...) nördlich Melitopol mit DivGefStd in Wischnewskij und Winogradowka (östl Michailowka). Sie überstand dort einen russischen Großangriff (9.10.) mit heftigen Ortskämpfen (Kochanoje, Kanadskij) und konnte die HKL halten. Auch in der Folgezeit wurden sämtliche Feindangriffe auf ihren Stellungsabschnitt abgewiesen. Am 22. Oktober 1943 wurde die sogenannte „Franken-Sehne“, eine ausgebaute Stellung zwischen Bogdanowka und Wassiljewka (östlich Michailowka) mit neuem Divisionsgefechtsstand: Michailowka-Südost bezogen. Ab dem 26.10. erfolgte dann der Rückzug auf den Brückenkopf Nikopol im Rahmen des XXIX. AK, dessen Divisionen nur noch Gefechtsstärken von 200 Mann besaßen. Bis zum Februar 1944 (Räumung von Nikopol) verteidigte die 9. ID den Brückenkopf im Raum südlich Nikopol bei Nikolajewka - Rubanowka - Jekaterinowka. Sie nahm nach Überschreiten des Dnjepr an den Kämpfen zur Wiedergewinnung des Rückzugweges nach Westen teil.

Hinter diesen Divisionen stand außerdem noch die 17. Panzerdivision (LexWeh) als schnelle Eingreiftruppe.**) 

Abb. 11: Blick von den Anhöhen Richtung Osten auf die Molotschna-Niederung hinunter (Yt2021)

Der deutsche Militärhistoriker Karl-Heinz Frieser schreibt über den sowjetischen Heeresgruppen-Führer Tolbuchin, der an dieser Front befehligte, die Deutschen konnten  ... (2007, S. 459):

... die Riegelstellung an der Molotschnaja trotz hoher Verluste behaupten, so daß Tolbuchin am 2. Oktober seine Offensive einstellte. Da die 6. Armee einen erstaunlichen Abwehrerfolg erzielt hatte, verstärkte Tolbuchin in den folgenden Tagen seine Offensivkräfte erheblich und in einem neuen Anlauf durchbrach er die Abwehrlinie am Rande der Nogaischen Steppe. Dieser feindlichen Übermacht konnte die 6. Armee lediglich 13 Divisionen - zwölf deutsche und eine rumänische - entgegenstellen, die besonders bei den schweren Waffen unterlegen waren.

Es findet sich auch die Darstellung eines ukrainischen Lokalhistorikers der Rajon-Hauptstadt Tomak (Linchuk), deren Inhalt grob mit Google-Übersetzer erschlossen werden kann. 

Die Kämpfe an der Molotschna aus sowjetischer Sicht

Diese Darstellung auf der Grundlage der sowjetischen Militärgeschichtschreibung und der sowjetischen Quellen stellt die Kämpfe an der Molotschna sehr detailliert dar. Wir wollen hier durch einige Auszüge nur einen kleineren Einblick geben.

23. September 1943

So wird der sowjetische Einsatzbefehl für den 23. September 1943 zitiert, in dem es heißt (zit. n. Linchuk; Tomak):

Die 2. Garde-Armee mit der 33. Garde-Panzerbrigade, 1 separaten Panzerregiment, 510 separaten Panzerbataillonen, 33 Mörsern, 8 separaten Panzerabwehrartillerien (5 Haubitzenartillerie und 2 leichte Artillerie, 6 Kanonenartillerie-Brigaden der 2. Garde-Artillerie-Division (minus ein Regiment), 14.491 Panzerabwehr-Artillerie-Regimenter, 2, 19 Garde-Mörser-Regimenter, eine Division der 20. Hochleistungsbrigade, 2 Flugabwehr-Artillerie-Division, 63. Guards Engineering Brigade durchbricht mit dem Hauptangriff in Richtung Riwne, Novo-Fedorovka, die feindliche Verteidigungslinie an der Front: ausschließlich Woroshilovka, Alt-Montal, sorgt für den Einmarsch einer Kavallerie-mechanisierten Gruppe und entwickelt eine schnelle Offensive in der allgemeine Richtung von Agaiman, Bolshaya Mayachka.

Das hier erwähnte Riwne ist das deutsche Kolonisten-Dorf Blumental. Weiter heißt es (zit. n. Linchuk; Tomak):

Bis zum Ende des ersten Tages die Linie in Besitz nehmen: ausschließlich Oktoberfeld, Hofenthal. Die Verteidigung des Feindes in südlicher Richtung zurückwerfen, den gegnerischen Feind eliminieren und am Ende des zweiten Tages die Linie in Besitz nehmen: ausschließlich Reichenfeld, Novo-Bogdanovka, Troitskoye. Beherrschen Sie in Zukunft konsequent die Grenzen: bis zum Ende des dritten Tages - Matveevka, Fedorovka; am Ende des 5. Tages - Puschkin, Elizavetovka, Petrovka; Erreichen Sie am Ende des 8. Tages die Agaiman-Linie. bis zum Ende des 12.-13. Tages die Linie erreichen: ausschließlich Briten, Kosakenlager, Tsyurupinsk.

Am 23. September wurden dann aber entgegen der hier genannten weitreichenden Angriffsziele drei Angriffe der Sowjets von den deutschen Divisionen vollständig abgeschlagen.

Abb. 12: Die Schlacht im September und Oktober 1943 ereignete sich entlang des Flußes Molotschna inmitten der deutschen Mennoniten-Kolonie Molotschna

Ein erneuter Angriffsbefehl für den 26. August 1943 lautete (zit. n. Linchuk; Tomak):

44. Armee mit 32 Panzerbrigaden, 62 separaten schweren Panzern, 747 Panzerabwehrartillerieregimentern, 12 Angriffstechnikbrigaden, 13 Mörserbrigaden (M-31), 23, 67, 25 Wachen. Regimenter (M-13), 7 separate Panzerabwehrartillerie-Regimenter, 114 Kanonen-Artillerie-Brigaden, 2 Garde-Artillerie-Divisionen, eine Division der 20. Hochleistungsbrigade, 274, 85, 331 Haubitzen-Artillerie-Regimenter der 18. Flugabwehr-Artillerie-Division, unter Einbeziehung der Artillerie für die Dauer der Vorbereitung von drei Artillerie- und einem Mörserregiment der 51. Armee, um die feindliche Verteidigungslinie zu durchbrechen, eine schnelle Offensive südlich von Mikhailovka in der allgemeinen Richtung von Gimashovka, Novo-Rubanovka, Kakhovka zu entwickeln und die Einführung einer kavalleriemechanisierten Gruppe in den Durchbruch sicherzustellen.
Erobern Sie am Ende des ersten Tages Winogradowka und Oktoberfeld und erobern Sie nacheinander die Linien: am Ende des 7. Tages ausschließlich die südlichen Außenbezirke von Michailowka und Reitenfeld; bis zum Ende des 3. Tages ausschließlich Dobrovolny, Vorobyovka, bis zum Ende des 5. Tages - Novo-Alekseevka, Korneevka, Zelenyi Gai.

Es findet sich auch eine eindrucksvolle künstlerische Darstellung der Kämpfe an der Molotschna, entstanden wohl in sowjetischer Zeit (s. Abb. 13).

Abb. 13: Sowjetischer Angriff auf die "Wotan-Line" an der Molotschna - Ausschnitt aus einem sowjetischen Panorama-Bild (Topwar)

Es wird die Steilheit der Hänge deutlich, die gleich folgten, nachdem der Fluß Molotschna überwunden war. Und das alles mußte im feindlichen Feuer überwunden werden. 

26. September 1943

Am 26. September 1943 begann der Angriff (Linchuk):

Nachdem die Regimenter der Division den Panzergraben überwunden hatten, bildeten sie eine Linie und erreichten, nachdem sie den starken feindlichen Widerstand gebrochen hatten, Neu-Montal auf der linken Flanke und blieben mit der rechten Seite vor Zeleny Gai stehen.
Zu dieser Zeit begannen die Nazis, nachdem sie Kräfte gesammelt hatten, mit einem Gegenangriff auf die Division. Vor dem rechten Flügel des 309. Garde-Schützen-Regiments befand sich eine Festung, in die die Nazis Zelenyi Gai verwandelten. Vor allem mit dem rechtsflankigen 309. Regiment rückte die Division vor und durchdrang die feindlichen Verteidigungsanlagen. Der rechte Nachbar war die 238. eigene Panzerbrigade 4.
Wie in der Auszeichnungsliste des stellvertretenden Kommandeurs des Bataillons des 309. Garde-Schützen-Regiments der 109. Garde-Schützen-Division der Garde, Hauptmann I. M. Nesterenko, angegeben, (erfolgte) Überwindung „... eines Panzergrabens und einer Reihe feindlicher Schützengräben.“ Gardehauptmann Nesterenko sorgte bei den feindlichen Soldaten und Offizieren für Panik. Dank der Kühnheit, der persönlichen Tapferkeit und des wachsamen Mutes von Hauptmann Nesterenko schlug seine Angriffsgruppe den Feind in die Flucht. Gleichzeitig wurden 4 Mörserbatterien, 15 leichte Maschinengewehre, 3 Panzerabwehrkanonen und anderes militärisches Eigentum erbeutet.
Das 309. Garde-Schützen-Regiment rückte zusammen mit anderen Regimentern des 109. Garde-Schützen-Regiments vor. Die Nazis konnten den Verlust ihres Brückenkopfes nicht verkraften. „Der Feind versuchte“, heißt es weiter im Preisblatt, „die vorherige Position wiederherzustellen, indem er mehrmals Gegenangriffe mit zahlenmäßig überlegenen Infanterie- und Panzerkräften startete.“ Die Gruppe unter dem Kommando der Wache von Hauptmann Nesterenko schlug erfolgreich alle feindlichen Angriffe zurück.

Weiter heißt es (Linchuk; Tomak):

Aufgrund der schlechten Aufklärungs- und Beobachtungsarbeit konnte das feindliche Verteidigungssystem an der Linie des Molochnaja-Flusses nicht aufgebrochen werden, obwohl unsere Einheiten sieben bis zehn Tage vor dem Feind standen. (...) Der Chef der politischen Abteilung der 2. Garde-Armee, Generalmajor N. Ya. Sergeev, sagte zum Artilleriechef der 2. Garde-Armee: „Unsere Artilleristen schießen und schießen, aber sie haben nicht genug.“ Sobald sich die Infanterie zum Angriff erhebt, wird sie sofort von einem Sperrfeuer feindlicher Waffen getroffen.

Es wird deutlich, wie ohnmächtig die Sowjets dieser Stellung gegenüber standen. Aber ihnen standen unbegrenzte Menschen-Reserven gegenüber und - dank der Hilfslieferungen aus den USA über Murmansk - auch unbegrenzte materielle Reserven. 

30. September 1943

So konnte immer wieder erneut angegriffen werden, so daß die Deutschen immer wieder Gegenangriffe unternehmen mußten, denen die Sowjets dann wieder eigene Angriffe entgegen setzten. Letztere gingen dann mitunter über die Ausgangslinien hinaus (Linchuk):

Am 30. September griffen die Nazis in großer Zahl im Gebiet des Dorfes Prischib (Molochansk) an. (...) Die Division eroberte Novo Muntal mit der rechten Flanke, bewegte sich in Richtung Rosenthal und hatte die Aufgabe, es einzunehmen. Aber der Feind griff Einheiten der 108. Guards Rifle Division im Raum Novo-Muntal an und eroberte erneut Novo-Muntal und warf damit die Regimenter der 108. Guards Rifle Division zurück.

In der Liste der Dörfer der Schwarzmeerdeutschen heißt es: "Prischib (großteils zerstört im nördlichen Teil von Wynohradne)". Vermutlich ist das Dorf während der hier genannten Kämpfe zerstört und danach nicht mehr aufgebaut worden. Das damalige deutsche Kolonisten-Dorf Neu-Montal (s. in Abb. 12) ist (nach der oben genannten Dorf-Namensliste) das heutige Dorf Peremoschne (Saporischschja) (GMaps), während das damalige deutsche Kolonisten-Dorf Rosenthal (nach der obigen Liste) das heutige Dorf Nowe Pole (Saporischschj) (GMaps) ist. Etwaig bis dahin dort noch lebende Schwarzmeerdeutsche waren vor der Rücknahme der deutschen Front in den Weichselraum umgesiedelt worden. Schon 1941 war aber wohl die Mehrheit der Molotschna-Deutschen von den Sowjets nach Osten deportiert worden. Vom damaligen Prischib (heute Wynohradne) bis Neu-Montal sind es 10 bis 13 Kilometer.

Abb. 14: Blick über die Molotschna-Niederung zu den Anhöhen nach Westen (aus Yt2015)  

Am 23. Oktober 1943 fiel schließlich Melitopol in schweren Häuserkämpfen. Alt-Nassau (im folgenden Zitat steht wohl fehlerhaft dafür "Neu-Dessau", vermutlich ist aber Wynohradne gemeint) war immer noch nicht von den Sowjets eingenommen.

24. Oktober 1943

Es ist zu lesen (Linchuk):

Am 24. Oktober unterstützte das 92. Panzerabwehr-Artillerie-Regiment der 6. Panzerabwehr-Artillerie-Brigade die Infanterie, die die Linie Dunaev-Neudessau [sic!] erreichte. Der Waffenkommandant dieses Regiments war Oberfeldwebel E.V. Gaponov, wie in seinem Auszeichnungsbogen vermerkt. Seit dem 1. September hat seine Besatzung fünf Panzer, ein Sturmgeschütz und ein gepanzertes Fahrzeug ausgeschaltet und das Feuer von zwei Mörserbatterien unterdrückt. Am 24. Oktober starb er, als er im Gebiet des Dunaev-Hügels auf den Feind schoß.

Hier ist also deutsche Kolonisten-Dorf Alt-Nassau gemeint sein, also Wynohradne (Saporischschja) (GMaps), in der archäologischen Literatur auch Vinogradnoe genannt. Der Dunaev-Hügel könnte ein vorgeschichtliches Hügelgrab sein.

Abb. 15: Der Durchbruch durch die deutsche Abwehrlinie an der Molotschna am 24. Oktober 1943 und neue deutsche Front am Dnjepr bis Februar 1944 (aus Paul Carell/Verbrannte Erde)

Vermutlich liegt der hier genannte Dunaev-Hügel hinter dem Dorf in der Nähe der dortigen - inzwischen archäologisch und archäogenetisch - gut erforschten Urindogermanen-Kurgane (siehe künftigen Beitrag).

26. Oktober 1943 - Rückzug - Die Deutschen geben die Front an der Molotschna auf

Erst am 26. Oktober 1943 gaben die Deutschen die Front an der Molotschna auf (Linchuk):

Am 26. Oktober überwand die Armee die vierte und letzte Verteidigungslinie des Feindes und begann, ihn zu verfolgen, wobei sie täglich 40 km zurücklegte.

Während des Rückzuges wurde die deutsche 79. Infanterie-Division überrannt (Wiki):

Im Oktober wurde die Division beim Rückzug in der Nogaischen Steppe überrannt und herausgezogen. Nach Ordnung der Verbände erfolgten ab 1. November 1943 weitere verlustreiche Einsätze im Brückenkopf Nikopol. Die Pläne einer Auflösung wurden fallen gelassen und die Division ab 15. Dezember 1943 neu gegliedert und aufgefüllt. Nach weiteren Abwehrkämpfen verlegten die Divisionseinheiten ab 8. Januar 1944 von Nikopol nach Cherson. In einer ruhigen Stellung am Dnjepr wurde Ersatz zugeführt und Ausbildung betrieben.

Von einem Gefallenenfriedhof der 79. Infanterie-Division aus dem Jahr 1944 gibt es Filmaufnahmen (Yt). Über die 9. deutsche Infanterie-Division aus Hessen lesen wir (Wiki):

Die Rückzugskämpfe des Jahres 1944 führten die Division über Melitopol in den Raum Nikopol. Dort sicherte die abgekämpfte Division südlich von Saporoschje einen Abschnitt entlang des Dnjepr. Ab Februar folgten Rückzugskämpfe über Uman in die Gegend des Ingulez und dann bis hinter den Dnjestr.

Wie der Abb. 15 zu entnehmen ist, wurden die deutschen Divisionen auf das linke Dnjepr-Ufer zurück genommen. Während dieser Absetzbewegung kam es zu Überflügelungen der deutschen Truppen und zu Einschließungskesseln ("Gruppe Becker", "Gruppe Braun"). 

Abb. 16: Am Westufer des Dnjepr am 9.11.1943 - Aufgenommen von Kriegsberichter Ahrens (s. a. Wiki)

Wie eine solche Überflügelung von Seiten eines beteiligten deutschen Funk-Soldaten erlebt werden konnte, kann einem ausführlichen Bericht entnommen werden, den wir in einem weiteren Blogbeitrag bringen wollen. In diesem behandelt wir die Verteidigung und Aufgabe des Brückenkopfes Nikopol im Dezember 1943 bis Februar 1944, inmitten der Urheimat der Späten Urindogermanen, der Jamnaja-Kultur, von der wir Europäer alle abstammen.  

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*) Auf Youtube finden sich auch verschiedene aktuellere Filmbeiträge über die Molotschna. Vor allem geht es in diesen Beiträgen darum, daß der Fluß im Sommer zunehmend stärker austrocknet, und daß dadurch das Wasser des Asowschen Meeres immer salziger wird, weil immer weniger Frischwasser über die Molotschna in das Meer mündet. Bei dem Frischwasser der Molotschna handelt es sich fast nur um getauten Winterschnee. Allerdings wird das Wasser auch für die Frischwasser-Versorgung der Siedlungen am Ufer der Molotschna genutzt, sowie für die Landwirtschaft. Es wurden Dämme aufgeschüttet, um mehr Land nutzen zu können. Deshalb ist der früher schiffbare Fluß inzwischen weithin zu einem Rinnsal verkommen, so der Tenor der Youtube-Beiträge. 
In einem Video-Beitrag von 2022 (Yt2022) wird ein Eindruck gegeben vom heutigen Zustand des Molotschna-Flusses zwischen den Ortschaften Molotschna und Troitsky. Der Flußabschnitt zwischen diesen beiden Ortschaften wird als der "problematischste" bezeichnet. Die Molotschna war einst viel breiter. Durch das Pflügen zu dicht am Ufer und durch viele andere Maßnahmen ist der Fluß stark beschädigt worden. Das wird auch in den Kommentaren zum Video durchgängig sehr stark kritisiert. Ein weiterer Video-Beitrag stammt aus dem Jahr 2015 (Yt2015). 
Die Indogermanen-Kurgane und die deutschen Verteidigungsstellungen des "Ostwall" befanden sich auf den Anhöhen der rechten Seite des Flußufers. Sie kommen in den Video-Beiträgen nur selten ins Blickfeld. Diese Anhöhen kommen in einem Videobeitrag des Jahres 2021 zeitweise besser ins Blickfeld (am Beginn des Beitrages) (Yt2021; s.a. Akzent2021). Es finden sich hier auch Aufnahmen von den Anhöhen hinunter in die Flußniederung.
**) Die selbe Gliederung der 6. Armee in der Südukraine am 4. Oktober noch einmal wie sie sich auf Wikipedia findet (Wiki):
IV. Armeekorps mit 3. Gebirgs-., 302., 258. Infanterie-Division, sowie 101. Jäger- und 17. Panzer-Division
XXIX. Armeekorps mit 9., 17. und 79. Infanterie-, sowie 5. und 15. Luftwaffen-Felddivision und 13. Panzer-Division
XXXXIV. Armeekorps mit rumänischer 24. Infanterie- und 4. Gebirgs-Division, sowie deutsche 11. und 336. Infanterie-Division

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  1. Über den Dnjepr bei Saporischschja im Jahr 1941. Filmschatzarchiv (Yt)
  2. Über den Dnjepr 1941. timetravelfootage (Yt)
  3. Carell, Paul: Verbrannte Erde. (Auszug)
  4. Oleksandr Dmytrovych Linchuk (Олександр Дмитрович Лінчук): Die Melitopol-Offensive von 1943 (Tomak)
  5. The assault on “little Stalingrad” and the creation of the Sivash bridgehead (Topwar, 3.11.23)
  6. Karl-Heinz Frieser: Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Deutsche Verlags-Anstalt, 2007 (1319 Seiten) [Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 8]
  7. Arno Pomrehn: Der Weg der 79. Infanterie-Division. Zusammengetragen von ehemaligen Angehörigen der Division. 1971 
  8. Sowjetische Filmaufnahmen nach der Rückeroberung von Melitopol 1943 (Yt) (Kampfszenen, dt. Gefallene, dt. Kriegsgefangene, dt. Beutepanzer, Ausgraben von Ermordeten [?], Erhängen von Kollaborateuren) 

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