Dienstag, 12. April 2022

Ein feuchtes Klima begünstigte die Frühphase der Geschichte der Indogermanen in der Steppe (4.800 bis 3.000 v. Ztr.)

Herdenhaltung in der Steppe und darauf beruhende Völker - Sie waren abhängig von günstigen klimatischen Bedingungen

Eine neue Studie hat die chemische Zusammensetzung des Zahnsteins von Zähnen aus menschlichen Skeletten der archäologischen Kulturen im Kaukasus und nördlich davon, sowie die Veränderungen derselben über sechstausend Jahre hinweg untersucht (1). Der Verzehr von Milchprodukten einer bestimmten Tierart hinterläßt im Zahnstein jeweils eine ganz bestimmte chemische Signatur.

Und in diesem Zusammenhang wird einem die Erkenntnis deutlicher: Die Entstehung des Urvolkes der Indogermanen und die ersten Phasen der Geschichte der Indogermanen in der Nordschwarzmeer-Steppe sind womöglich durch günstige klimatische Bedingungen daselbst begünstigt worden, die es in dieser Region nicht immer gegeben hat. Zumindest nicht in der Zeit zwischen 1700 und 900 v. Ztr. (Abb. 1e).

Abb. 1: Verzehr von Milchprodukten im Kaukasus und in der Steppe 4.400 v. Ztr. bis 200 n. Ztr. (aus: 1)

Wenn im folgenden von Milchproteinen von Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden die Rede ist und von davon abgeleiteten Ernährungsgewohnheiten, muß man im Auge behalten, daß damit nur ein Ausschnitt aus der Gesamternährung betrachtet wird. Beispielsweise haben die Urindogermanen, zumindest solange sie an den Ufern der Wolga gelebt haben, bekanntlich sehr viel Fisch gegessen. Auch der Verzehr von Fleisch, Getreide, Gemüse und Obst wird dabei nicht berücksichtigt.

Außerdem gilt es zu beachten, daß wenn nur Milchprodukte einer bestimmten Tierart von Menschen konsumiert werden, das nicht heißt, daß Tiere, deren Milchprodukte nicht konsumiert werden, nicht dennoch auf andere Weise in der Kultur, in der Wirtschaft und in der Nahrungsmittelversorgung eine Rolle gespielt hätten, etwa als Zug- und Prestigetiere oder als Fleischlieferanten.

Ab 4.400 v. Ztr. haben die Urindogermanen nun offenbar laut dieser Studie an den Nordhängen des Kaukasus und an seinem Fuße (im "Piedmont") die Gewohnheit verbreitet, Milchprodukte von Schafen zu verzehren (Abb. 1a). Diese Gewohnheit hat es in dieser Region zuvor nicht gegeben. Und sie blieb als solche - beschränkt auf Schafsmilch - erhalten bis 2.800 v. Ztr..

Ab 4.400 v. Ztr. - Schafsmilch-Produkte

Die Urindogermanen trafen hier mit den Bauernkulturen des Kaukasus iranisch-anatolisch-neolithischer Herkunft zusammen und errichteten ihre zum Teil riesigen Kurgane (Grabhügel).

Woher aber stammt nun ursprünglich die Milchwirtschaft, sprich der Verzehr von Milchprodukten? Am Marmarameer hat man ja Milchproteine schon in der Zeit um 6.500 v. Ztr. in Keramik gefunden. Ebenso in der Keramik zum Beispiel der frühneolithischen Bandkeramiker. Diese stammten von Rindern. Im Interaktionsraum von Anatolien und Kaukasus scheinen aber Schweine, Schafe und Ziegen - nach derzeitigem Stand - vornehmlich der Fleischgewinnung gedient zu haben. 

Es scheinen deshalb insbesondere Urindogermanen vom Fundort "Progress 2" nördlich des Kaukasus um 4.300 v. Ztr. (z.B. Individuum "PG2001") gewesen zu sein, also solche, in die sich noch keine anatolisch-neolithische Herkunft (von der Cucuteni-Tripolje-Kultur her) eingemischt hatte (deshalb "Urindogermanen" der ersten Ausbreitungswelle), die Milchprodukte in dieser Region als erste verzehrt haben (1):

Wir konnten den Verzehr von Schafmilch(Produkten) durch spätneolithische Menschen an den Fundorten Progress 2 und Kurganny 1 nachweisen. Bemerkenswerter Weise konnten wir diesen Milchverzehr nachweisen in Individuen, die keine anatolische Herkunft aufwiesen so wie PG200133, womit aufgezeigt wird, daß der Übergang zu Milchwirtschaft in nordkaukasischen Sammlern schon während des späten 5. Jahrtausends v. Ztr. im Gange war, was der Ausbreitung der Jamnaja-Kultur um ein Jahrtausend voraus geht.
We confirmed sheep milk consumption by Eneolithic individuals at the sites of Progress 2 and Kurganny 1. Notably, we found that dairy consumption was evident among individuals lacking Anatolian ancestry, such as PG200133, demonstrating that the adoption of dairying by North Caucasian transitional foragers was already underway during the late fifth millennium bc, which precedes Yamnaya expansions by a millennium.

Nun, nur "Sammler" waren die Urindogermanen natürlich nicht. Sie waren Jäger. Und sie waren eben Schafs- und Ziegenhirten - auch schon an der Mittleren Wolga (was die Ausgrabungen sagen). Nach derzeitigem Forschungsstand würde das heißen: die Urindogermanen haben nördlich des Kaukasus mit die Milchwirtschaft ab 4.400 v. Ztr. eingeführt oder angenommen. Ältere Nachweise finden sich bislang nördlich des Kaukasus nicht.

Ob dies auch ein Hinweis darauf ist, daß jene Menschen der iranischen Herkunftsgruppe, deren Genetik zur Ethnogenese der Urindogermanen an der Mittleren Wolga beitrugen, eben doch nicht aus dem Kaukasus stammten, sondern die Schafsmilch-Verarbeitung von woanders mitgebracht haben könnten (etwa von den Ufern des Kaspischen Meeres)?

Ab 3.000 v. Ztr. - Rinder zogen Wagen, aber (noch) keine Kuhmilchprodukte

Ab 3.000 v. Ztr. lebten dann Menschen, die solche Schaftsmilchprodukte verzehrten, auch in der Steppe nördlich des Kauksus, also weitab vom Fuße des Kaukasus (Abb 1b). Während im Kaukasus die Maikop-Kultur entstand mit ihrer iranisch-anatolisch-neolithischen Herkunft, entstand in der Steppe die Maikop-Steppen-Kultur mit ihrer urindogermanischen (Steppen-)Herkunft (siehe früherer Beitrag).

Der Verzehr solcher Art von Milchprodukten setzte sich noch bis in die frühe Jamnaja-Kultur fort (Abb. 1b), die eine genetisch leicht andere Signatur hatte (z.B andere Y-chromosomale Haplotypen) als die indogermanischen Kulturen daselbst zuvor.

Es wurde in dieser Zeit nur die Milch von Schafen verwertet, nicht die von Rindern, obwohl das Rind vor allem als Prestige- und Zugtier eine bedeutende Rolle in der Kultur und Wirtschaft der Maikop-Kultur gespielt hat, was etwa zum Ausdruck kommt in der berühmte Ochsen-Figurine aus Gold (Abb. 2). Diese Tiere standen bislang, was das Gesamtverständnis der Maikop-Kultur betrifft, im Vordergrund des Interesses. Mit dieser neuen Studie erst wird in das Bewußtsein gerückt die gleichzeitige große Bedeutung der Schafshaltung für diese Kultur.

Abb. 2: Gehörnter Ochse aus Gold, 6 Zentimeter hoch- Aus einem Kurgan der Maykop-Kultur im Nordkaukausus, Mitte des 3. Jahrtausends v. Ztr., ausgestellt in der Eremitage in Petersburg, Rußland (Wiki)

Außerdem drängt sich mit dieser Studie die Erkenntnis auf: Die Ausbreitung der Steppen-Maikop-Kultur und - auf diese folgend - der Jamnaja-Kultur scheinen nur aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen in der Steppe möglich gewesen zu sein. Das mag man womöglich als einen sehr bedeutsamen Umstand erachten. Ermöglichten diese guten Bedingungen in der Steppe doch gegebenenfalls einen "Volkreichtum", das Anwachsen zu einer so großen Zahl von Menschen, daß aus diesen dann schließlich im Osten, in Asien, zwischen Tianshan und Altai die indogermanische Kultur der Afanassievo-Kultur hervorgehen konnte (nach weiten Wegen über die Steppen hinweg) und im Westen die europäischen Kulturen der Schnurkeramiker und der Glockenbecher-Leute (ebenfalls über weite Entfernungen hinweg).

An der Oberläufen von Don und Wolga, also außerhalb der Steppengebiete fanden sich im übrigen keinerlei Spuren von Verzehr von Milchprodukten vor dem 3. Jahrtausend. Dieser Umstand macht noch einmal deutlich, welche starken Veränderungen sich mit der Ethnogenese der Urindogermanen an der Mittleren Wolga vollzogen haben auch in Bezug auf die Wirtschaftsweise und daß diese Wirtschaftsweise mehr als zweitausend Jahre hinweg nur in der Steppe verbreitet gewesen ist und sich nicht über diese hinaus nach Norden ausgebreitet hat.

Ab 2.800 v. Ztr. - Auch Kuh- und Ziegenmilch-Produkte

Ab 2.800 v. Ztr., nachdem die weitesten Teile Europas von Indogermanen erobert und besiedelt worden waren, traten nördlich des Kaukasus zu den Milchprodukten von Schafen auch solche von Ziegen und Rindern hinzu. Die Milchprodukte stammten nun etwa zu je einem Drittel von einer der genannten Tiergruppen. Das gilt für die späte Jamnaja- und für die Katakomben-Kulturen (Abb. 1c). Ihre Existenz in der Steppe scheint durch günstige klimatische Bedingungen erst ermöglicht worden zu sein. 

1.700 bis 900 v. Ztr. - Extreme Trockenheit in der Steppe

Ab 2.300 v. Ztr. ging die Rinderhaltung wieder deutlich zurück, die klimatischen Bedingungen wurden schlechter (Abb. 1d). 

Ab 1700 v. Ztr. gab es für 800 bis 900 Jahre eine Periode extremer Trockenheit, in der die Steppe nördlich der gestrichelten Linie (in Abb. 1e) nicht besiedelt war. Nur auf den Höhen des Kaukasus konnten die Menschen weiter als Herdenhalter leben.

900 v. Ztr. - Stutenmilch-Produkte kommen bei den Skythen der Eisenzeit hinzu

Ab 900 oder 800 v. Ztr. wurde die Steppe wieder besiedelt. Zu Schafen, Ziegen und Rindern traten nun Pferde zur Gewinnung von Milchprodukten hinzu. Zwar berichten die Forscher von gelegentlichem Verzehr von Pferdemilch auch schon in Jahrhunderten und Jahrtausenden früher (womöglich schon in der Botai-Kultur und anderwärts). Aber erst in der Eisenzeit scheint diese Ernährungsart so weit verbreitet gewesen zu sein wie bei den Skythen und Sarmaten und ihren Vorläufer-Kulturen, über deren Melken von Stutenmilch die griechischen Autoren früh berichtet haben.

Abb. 3: Jakute bei der Kumys-Herstellung zur Vorbereitung auf ein großes Fest (1910) (Wiki) - Erinnern die altertümlichen Gefäße nicht an solche der Schnurkeramiker und der Glockenbecher-Leute?

Sie stellten aus Stutenmilch auch Getränke mit leichtem Alkoholgehalt her, also solche wie den "Kumys" (Wiki) (Abb. 3) und den "Choormog" bei den späteren Mongolen oder den "Kefir" bei den späteren Kaukasus-Völkern. (Choormog wird aus Yak-Milch gewonnen. Kumys wird auch Airag genannt.) Aus Kumys oder Kefir kann dann auch ein Branntwein mit dem Namen "Archi" hergestellt werden.

Es scheint so zu sein, daß der Kefir, der reich an Vitaminen und Vitalstoffen ist, auch als Ersatz für den Verzehr von Gemüse und Obst dienen kann, die es ja in der Steppe weniger gibt.

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  1. Scott, A., Reinhold, S., Hermes, T., Kalmykov, A. A., Belinskiy, A., Buzhilova, A., ... & Warinner, C. (2022). Emergence and intensification of dairying in the Caucasus and Eurasian steppes. Nature Ecology & Evolution, 1-10, https://www.nature.com/articles/s41559-022-01701-6

Donnerstag, 7. April 2022

4.400 v. Ztr. - Die Urindogermanen zwischen Wolga und Donau

Eine neue Studie zur Ethnogenese und Ausbreitung der Urindogermanen

Daß die Indogermanen an der Mittleren Wolga entstanden sind in der dortigen Chwalynsk-Kultur um 4.400 v. Ztr., das wissen wir seit 2019 (2). Da die meisten wissenschaftlichen Arbeiten über diese Kultur bislang in russischer Sprache erschienen sind, ist es außerordentlich schwer, sich einen umfassenden Überblick über den Forschungsstand zu dieser wichtigen Kultur zu verschaffen. Endlich hat einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet, David W. Anthony in Zusammenarbeit mit russischen Forschern einen ersten ausführlichen Text auf Englisch erscheinen lassen (1). Im folgenden soll herausgegriffen werden, was wir dieser Studie für uns an neuen Erkenntnissen entnehmen können.*)

Die zwei namengebenden Gräberfelder von Chwalynsk (I und II) datieren auf die Zeit um 4.400 v. Ztr. (1). Ob sie damit wirklich schon zu der ersten Entstehungs-Generation dieser Kultur stammen, wird in künftigen Studien wohl noch genauer zu klären sein, da Gräber derselben Herkunftsgruppe im Kaukasus (Nalchik) auf 4.800 v. Ztr. datiert werden (1, S. 33).

Abb. 1: Das eindrucksvollste Grab im Gräberfeld Chwalynsk II: Ein 25-Jähriger (rechts) mit seiner acht oder neun Jahre alten Schwester (links) (Grab 24/25), 4.400 v. Ztr.. Zwei reich mit Kupferring-Halsketten und mit Ohrenschmuck bestattete Menschen, denen als Opfertiere Schafe und Ziegen beigegeben worden waren. Es handelt sich um eines von nur drei "Streitkolben-Gräbern", die sich unter den 200 bestatteten Menschen der beiden Gräberfelder von Chwalynsk fanden. Das Geschwisterpaar dürfte aus einer angesehenen Familie gestammt haben (1, S. 26f).

Das eindrucksvollste Grab von Chwalynsk ist eindeutig Grab 24/25 im Gräberfeld II: Ein junger Mann von etwa 20 oder 25 Jahren, dem seine acht oder neun Jahre alte Schwester zur Seite gelegt worden war (Abb 1). Zu beider Füßen fanden sich noch Reste von drei anderen Menschen, nämlich einem 16- bis 19-jährigen Verwandten dritten Grades und von zwei Kindern unbestimmten Verwandtschaftsgrades. Der 25-Jährige war reich geschmückt, unter anderem mit einem Hüftgürtel aus 194 Biberzähnen. 

Viele Schmuckgegegenstände dieses und vieler anderer Gräber der beiden Gräberfelder von Chwalynsk waren aus der Malermuschel (Unio pictorum) (Wiki) gefertigt worden. (Diese wird im Deutschen so genannt, weil sie früher von Malern zum Anmischen von Farben benutzt worden ist.) Auf die Vielfalt der Tierwelt, die in dieser Kultur als Jagdwild eine Rolle gespielt hat, wird in einem Zitat weiter unten noch verwiesen. Sie macht deutlich, um was für urtümliche, dem Mesolithikum noch nahestehende Kultur es sich gehandelt hat. 

Ein sehr auffallender Umstand ist aber nun, daß der 25-Jährige einer in Chwalynsk um 4.400 v. Ztr. sonst nicht angetroffenen Y-chromosomalen Haplogruppe angehörte, die eine sehr weitreichende Verwandtschaft aufweist Richtung Norden und Westen, die aber trotzdem tausend Jahre später bei den Indogermanen ausgestorben war. Dieser Umstand macht deutlich, daß sich die Völkerfamilie der Indogermanen zumal in dem ersten Jahrtausend sich in Schüben entfaltet hat, wobei sich die genetische Vielfalt des ersten Ausbreitungs-"Schubes" nicht in nachfolgenden Ausbreitungs-Schüben zwangsläufig wiederfinden mußte. Richtung Norden war diese Haplogruppe um 4.400 v. Ztr. bis zur Oberen Wolga verbreitet, Richtung Westen sogar bis ins heutige Ungarn hinein (1, S. 38):

Die Q1a-Y-chromosomale Haplogruppe findet sich auch auf dem Gräberfeld von Mrzikha II 400 Kilometer nördlich von Chwalynsk in den Wäldern der Wolga-Kama-Region, chronologisch etwa zeitgleich mit Chwalynsk oder etwas später (4.400 bis 4.100 v. Ztr.). Die meisten Männer in Murzikha II waren Q1a - also von einer anderen Linie (Q1a1) als die hier behandelte Familie in Chwalynsk (Q1a2). Ein Auswanderer aus der Steppe, der etwa zeitgleich mit Chwalynsk in Csongrad-Kettëshalom Bastanya in Ungarn begraben wurde, hatte die Y-chromosomale Haplogruppe Q1b und autosomale DNA, die der von Chwalynsk glich. Dieser Mann aus der Steppe war Teil einer Auswanderergruppe von Steppen-Männern im Donautal, die dort um 4.400 bis 4.200 v. Ztr. aufgetreten sind. Die Angehörigen der väterlichen Y-chromosomalen Linien Q1a und Q1b waren also mobil und weit verbreitet. Und sie erhielten das reichst ausgestattete Grab des Gräberfeldes Chwalynsk II.
The Q1a Y-haplogroup is also found at the cemetery of Murzikha II, located 400 km north of Khvalynsk in the forests of the Volga-Kama region, and chronologically contemporary with Khvalynsk or slightly later (4400–4100 BCE). Most men at Murzikha II were Q1a, but from a different lineage (Q1a1) than the Grey family at Khvalynsk (Q1a2). A migrant from the steppes buried in Hungary at Csongrad-Kettëshalom Bastanya, contemporary with Khvalynsk, had Y-haplogroup Q1b, and autosomal DNA similar to Khvalynsk. This steppe male was part of a diaspora of steppe males into the Danube valley that occurred about 4400–4200 BCE. The Q1a and Q1b patrilines were then mobile and wide-ranging, and at Khvalynsk II had the richest grave at the cemetery.

Die Q1a- und Q1b-Linien sollten in der tausend Jahre späteren Jamnaja-Kultur in der Ukraine und in allen indogermanischen Nachfolgekulturen - wie schon gesagt - nicht mehr präsent sein. Auch schon auf dem Gräberfeld Chwalynsk II gehörten die Mehrheit der Gräber der R1b-Linie an.

Russische anthropologische Schädelmessungen, die 2017 veröffentlicht wurden, kamen zu denselben Schlußfolgerungen wie zu gleicher Zeit die archäogenetischen Untersuchungen gekommen sind (1, S. 39):

Schädel-Gesichts-Messungen zeigten, daß die Chwalynsk-Population eine Mischpopulation aus zwei Hauptkomponenten darstellte, eine robuste, breitgesichtigte, abgeleitet aus der nördlichen Waldzone und eine andere mehr grazile, schmalgesichtige aus den südlichen Steppen, eine Schlußfolgerung, zu der auch die aDNA-Daten führten.
Cranio-facial metrics showed that the Khvalynsk population was an admixture of two major components, one (robust, broad-faced) derived from the northern forest zone and the other (more gracile, narrow-faced) from the southern steppes, a conclusion borne out by aDNA data that came to the same conclusion (see below).

Es wird auch ausgeführt, daß die russischen Forscher nicht davon ausgehen, daß die Menschenfunde des 5. Jahrtausends in der Steppe aufzeigen würden, daß dort überdurchschnittlich viele Menschen an äußerer Gewalteinwirkung gestorben seien (1, S. 30). Das war in anderen Studien von Seiten westlicher Forscher angenommen worden. 

Abb. 2: Das Verbreitungsgebiet der Chwalynsk-Keramik - schraffierter Bereich (aus 1) - Der Kernraum des Entstehungsgebietes der Urindogermanen. Deutlich wird, daß die Urindogermanen im Grenzraum zwischen Waldsteppe und Steppe entstanden (orangene Linie). Die Wolgaschleife bei Sarama nördlich des schraffierten Gebietes ist diesem Kernraum ebenfalls hinzuzurechnen

Das Verbreitungsgebiet der Urindogermanen auf beiden Seiten entlang der gesamten Unteren Wolga findet sich eindrucksvoll in Abbildung 2 dargestellt (Abb. 2). Zu dieser Abbildung wird aber ausgeführt (1):

Die Karte zeigt, daß Keramik vom Chwalynsker Typ die vorherrschende Keramik nur in den Mittleren und Unteren Wolga-Steppen war. Menschen mit einer genetischen Herkunft, die derjenigen von Chwalynsk gleicht, können aber auch tausend Kilometer im Süden in der nordkaukasischen Steppe gefunden werden. Das Chwalynsker Heiratsnetzwerk reichte also weit über das Verbreitungsgebiet der Chwalynsker Keramik hinaus.
... shows that Khvalynsk-style ceramics were the predominant ceramic type only in the middle and lower Volga steppes, while people with genetic ancestry like Khvalynsk can be found 1000 km to the south in the North Caucasus steppes. The Khvalynsk mating network extended far beyond the Khvalynsk pottery style.

Es wird ausgeführt, daß dieses "Heiratsnetzwerk" mehr genetische Homogenität aufgewiesen habe als vorhergehende eneolithische Bevölkerungen, obwohl es zugleich kulturell größere Heterogenität aufgewiesen habe, ein womöglich sehr auffallender, bedeutsamer Befund. **) 

Wanderten bis Ende des 5. Jahrtausends v. Ztr. alle von der Wolga ab?

Auffallenderweise ist eine kulturelle (und genetische) Kontinuität von der Chwalynsk-Kultur wie sie in der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends an der Wolga bestand, über die erste Hälfte des 4. Jahrtausends v. Ztr. hinweg vor Ort nicht gut belegt. In der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Ztr. könnte es also einen sehr deutlichen Bevölkerungsrückgang in der Steppe entlang der Wolga gegeben haben (1, S. 5):

Es besteht eine auffallende chronologische Lücke zwischen Chwalynsk und Jamnaja. Nachfolgende Entdeckungen von einigen wenigen Gräbern mit rituellen Details, die denen von Chwalynsk ähneln, und die auf das vierte Jahrtausend v. Ztr. datiert werden, haben diese Lücke zwar in einem gewissen Ausmaß ausgefüllt, aber das frühe vierte Jahrtausend v. Ztr. bleibt überraschend wenig dokumentiert in den Wolga-Ural-Steppen. In den Nordkaukasus- und Schwarzmeer-Steppen westlich des Don ist diese Übergangsperiode besser dokumentiert.
A significant chronological gap still exists between Khvalynsk and Yamnaya. Subsequent discoveries of a few graves similar in ritual details to Khvalysnk and dated to the fourth millennium BCE have filled the gap to some extent, but the early fourth millennium BCE remains surprisingly poorly documented in the Volga-Ural steppes. This intermediate period is better documented in the North Caucasus steppes and the Black Sea steppes west of the Don River.

Westlich des Don und nördlich des Asowschen Meeres gab es nämlich die Sredni Stog-Kultur (4.500 bis 3.500 v. Ztr.) (Wiki, engl). Am Dnjepr traf ihr Ausbreitungsgebiet mit dem Ausbreitungsgebiet der Cucuteni-Tripolje-Kultur zusammen. Diese Sredni Stog-Kultur wird als die Herkunftskultur der Jamnaja-Kultur angesehen, die dann zugleich auch die Cucuteni-Tripolje-Kultur unterworfen und "beerbt" haben dürfte (wie in anderen Artikeln hier auf dem Blog schon ausführlicher dargestellt). 

Die Sredni Stog-Kultur bewahrte das urindogermanische Erbe

Die Urindogermanen haben sich ja - vermutlich von der Samara-Schleife aus - nach Osten als Afanassiewo-Kultur bis in die Dsungarei im Norden Chinas ausgebreitet, und zwar ebenfalls tausend Jahre später, um 3.300 v. Ztr. (1, S. 6):

Östlich der Galeriewälder zog sich eine Steppenebene dahin ununterbrochen bis zum Altai-Gebirge in Sibirien.
East of the gallery forest a dry steppe plain rolled unbroken to the Altai Mountains in Siberia.

Als Ausgangspopulation dieser Ostwanderung werden gelegentlich auch die Indogermanen des 4. Jahrtausends am Don benannt. Es dürfte sicherlich spannend sein, hier den Zusammenhängen noch etwas detaillierter nachzugehen. (Das ist hier auf dem Blog noch nie geschehen.)

Über diese Steppen hinweg zogen noch im 18. Jahrhundert n. Ztr. räuberische Kasachen und Angehörige anderer Steppenvölker, um die an der Wolga angesiedelten wolgadeutschen Siedler und andere dortige Siedler zu überfallen, zu entführen und als Sklaven auf den Sklavenmärkten von Samarkand und an anderen Orten zu verkaufen. Von den Indogermanen der Afanassiewo-Kultur im Osten und ihren Nachfahren gingen - soweit bislang erkennbar - in den weiteren Jahrtausenden nur wenige, weltgeschichtlich bedeutsamere kulturelle Entwicklungen aus. Die weltgeschichtlich bedeutsameren gingen von der Begegnung der Indogermanen mit den mittelneolithischen europäischen Kulturen aus.

Somit stünde vor uns ein Geschehen, in dem die Urindogermanen in ihrer eigenen engeren Heimat an der Wolga mehr oder weniger "ausgestorben" sind. Waren sie womöglich bis Ende des 5. Jahrtausends alle abgewandert? Nach Süden und Westen, gegebenenfalls auch schon nach Osten?

Abb. 3: Ausbreitungsgebiet der Sredni Stog-Kultur zwischen Don und Dnjepr

Insgesamt jedenfalls scheint der Sredni-Stog-Kultur mit all dem eine weltgeschichtlich sehr bedeutende Rolle zuzukommen. Diese hätte darin bestanden, das urindogermanische Erbe zu bewahren und es in die weiteren "Stadien" der Geschichte der Indogermanen innerhalb Südost-Europas und Europas weiter zu geben. Und dann - von Osteuropa aus - als "zweite Welle" erneut nach Asien (unter anderem als "Arier" in Nordindien).

Verwandte 130 Kilometer weiter im Süden

An dem Fundort der Chwalynsk-Kultur Khlopkov Bugor, 130 km südlich von Chwalynsk am Westufer der der Wolga wurden 24 eneolithische Gräber ausgegraben, einschließlich einer Person, die eine Verwandte zweiten Grades einer Person war, die in Chwalynsk begraben worden war (1, S. 5).

Beginn der Ethnogenese um 4.800 v. Ztr.?

Außerdem wird ausgeführt (1, S. 6):

Die frühesten domestizierten Tiere treten in den Steppen der Mittleren Wolga um 4800 v. Ztr. auf (datiert anhand von Tierknochen), hundert bis dreihundert Jahre vor Chwalynsk.
The earliest domesticated animals appeared in the middle Volga steppes around 4800-4600 BCE (using dates on animal bones), just 100-300 years before Khvalynsk.

Das Gräberfeld von Chwalynsk war drei bis fünf Kilometer von dem Ufer der Wolga entfernt. Würde sich diese Datierung bestätigen, dann wären dem Gräberfeld von Chwalynsk in der Zeit um 4.400 v. Ztr. schon vierhundert Jahre Ethnogenese voran gegangen. Darüber möchten wir gerne noch Genaueres erfahren in der auch in dieser Studie wieder angekündigten - aber noch nicht erschienenen - archäogenetischen Studie von David Reich und seinen Mitarbeitern und Koautoren.  

Da die jetzt erschienene Studie (1) solange auf sich hat warten lassen, hatten wir zuvor schon eine Suche auf Google Scholar zu den Suchworten "Khvalynsk Culture" unternommen. Sie hatte noch bis Anfang des Jahres 2022 erstaunlich wenig zutage gebracht. Es fand sich da etwa, daß das Gräberfeld von Chwalynsk datiert wird auf 5.000 bis 4.500, bzw. auf 4.500 bis 4.200 v. Ztr.. Beide Angaben finden sich und in der neuen Studie wird in längeren Ausführungen auf die Datierungsprobleme aufmerksam gemacht, die sich aus dem Umstand ergeben, daß die Menschen von Chwalynsk sehr viel Fisch gegessen haben und dadurch älteren Kohlenstoff aufgenommen haben als wenn sie sich anders ernährt hätten ("Reservoir-Effekt" [Wiki]). 2016/18 hieß es in der Zusammenfassung (Kirillova et. al. 2016/2018):

Gräberinhalte der spätneolithischen Gäberfelder von Chwalynsk (KEC) bestanden aus Keramik, Steinwerkzeugen und Metallobjekten. ... erlaubten die Umschreibung der spezifischen Chwalynsk-Hirtenkultur in der Region des Wolgatales. Rinderhaltung ebenso wie Jagen und Fischen waren die Haupttätigkeiten. Alltagsgegenstände und Schmuck, die aus den Knochen vieler Tiere gefertigt wurden, sind ausgegraben worden. (...) Schwan, Weißschwanz-Adler, Großer Bussard, Bieber, Elch, Rothirsch, Wildschwein. (...) Zahllos waren die Reihen von scheibenförbigen Perlen, die aus den Schalen von Frischwasser-Muscheln gefertigt wurden, am häufigsten von Unio pictorum, der Malermuschel.
Grave  goods  in  the  KEC  included  ceramics,  stone  tools,  and  metal  objects.  Combined   investigation  of  the  recovered  materials  together with anthropological and zooarchaeological  studies  of  the  KEC  enabled  defining  the  specific  Khvalynsk  pastoralist  culture  of  the  Volga   basin area. Cattle-rearing as well as hunting and fishing were the main occupations. (...) Numerous were rows  of  disk  shaped  beads  made  from  the  shells  of  freshwater  Unionidae,  most  probably  Unio  pictorum.  Freshwater  Corbicula  and  Viviparus  shells  were  also  found.

Einige Grabinhalte, insbesondere die Metalle werden in ihrer Herkunft - auch in der neuen Studie (1) - auf die Balkan-Region zurück geführt (Kirillova et. al. 2016/2018). Man hielt - wie schon oben angeführt - von der Wolga aus Verbindung mit den in die Balkan-Region abgewanderten Teile der Chwalynsk-Kultur - oder stand schon zuvor über so weite Entfernungen hinweg im Handelsaustausch miteinander.

Auf der Landzunge von Ekaterinovka an der Wolga

In der neuen Studie wird auch auf das Gräberfeld von Ekaterinovka an der Wolga hingewiesen (1). Das gibt uns Anlaß, hier auf dem Blog bislang unveröffentlichte Ausführungen zu diesem Gräberfeld in diesen Artikel mit einzubinden. Sie decken sich zum Teil mit den Ausführungen in der neuen Studie (1).

In unserem ersten Artikel über die Region von Chwalynsk an der Mittleren Wolga als Urheimat der Indogermanen hatten wir diese jüngste Ausgrabung zu dieser Kultur, nämlich die von der "Landzunge bei Yekaterinovka" (Ekaterinovka) erwähnt (2). Wir hatten hierzu einen Hinweis des spanischen Archäogenetik-Bloggers Carlos Quiles aufgegriffen (4). Dabei hatten uns aber noch nicht mit der Örtlichkeit dieser Ausgrabung befaßt.

Abb. 4: Das Gräberfeld auf der Landzunge von Ekaterinovka, 4.400 v. Ztr. (aus: 5)

Erst über Bildersuche fanden wir in einem russischen Internet-Artikel eine Karte von dieser Örtlichkeit (5) und konnten damit die Dinge richtig zuordnen. Das Gräberfeld liegt östlich des Dorfes Ekaterinovka an der Wolga (Wiki) im Bezirk Bezenchusky (Wiki) auf der Südseite der Wolga, südwestlich von Samara. Von der der Stadt Chwalynsk gegenüber liegenden Flußseite aus sehr grob 150 Kilometer in nordöstlicher Richtung über Land entfernt.

Abb. 5: Das Dorf Ekaterinovka an der Wolga mit der Landzunge (Wiki)

Das Dorf Ekaterinovka ist um 1770 von einem Grafen Orlow gegründet worden, der hier Leibeigene angesiedelt hat (Wiki). Auf dem russischen Wikipedia-Artikel zu diesem Bezirk heißt es unter dem Abschnitt "Archäologie und Paläogenetik" (Wiki):

Am östlichen Rand des Dorfes Jekaterinovka, am Zusammenfluß des Flusses Bezenchuk in die Wolga fand sich ein frühneolithisches Gräberfeld  - "Landzunge von Ekaterinowska". Es stammt aus dem vierten Viertel des 5. Jahrtausends vor Christus. Es vereinigt in sich sowohl Merkmale der Mariupol- als auch der Chwalynsk-Kultur. Chronologisch liegt es zwischen den Grabstätten Syezhinsky und Chwalynsk. (...) Die Ergebnisse der Analyse des Gräberfeldes ermöglichen es, den engsten Kreis von Analogien in den Materialien der Bestattungsstätten Chwalynsk I und Murzikhinsk zu skizzieren. Alle anthropologischen Proben waren vom kaukasischen Typ, in denen die Y-chromosomale Haplogruppe R1b und die mitochondrialen Haplogruppen U2, U4, U5 identifiziert wurden. Der Keramikkomplex der Grabstätte an der Landzunge Ekaterinowska kann der Samara-Kultur zugeschrieben werden, nimmt jedoch eine spätere Position ein als die Keramik der Grabstätte in der Nähe des Dorfes Sezzhee und eine frühere Position als die Keramik der Ivanovo-Bühne der Samara-Kultur und die Keramik der Chwalynsk-Kultur. Die Töpfertraditionen der Bevölkerung, die das Gräberfeld von der Landzunge von Ekaterinovska hinterlassen hat, entstanden im Innern der neolithischen Oryol-Kultur an der Unteren Wolga.

Dieser letztzitierte Satz könnte - unter allen notwendigen Vorbehalten - eine wesentliche Lücke im Verständnis der Ethnogenese der Indogermanen schließen. Zu diesre Oryol-Kultur (engl. Orlovka-Kultur, deutsch Orlowka-Kultur) gibt es bislang nur einen russischen Wikipedia-Artikel (Wiki). In diesem stehen jedoch manche aufschlußreichen Dinge, auf die bei anderer Gelegenheit noch einmal zurück zu kommen ist. Das hier erwähnte Gräberfeld von Mariupol (Wiki) mit seinen 122 Gräbern wurde 1930 ausgegraben und wird auf 6.000 bis 4.000 v. Ztr. datiert. Es wird im weiteren Sinne der Dnjepr-Donez-Kultur zugerechnet (Wiki)

4.400 v. Ztr. - Zwei Zepter und zwei Streitäxte

In dem Artikel war umrißhaft schon eine ähnliche Erklärung gegeben worden wie sie sich hier nun ebenfalls andeutet. Es wurde 2015 ergraben und datiert auf 4.400 bis 4.200 v. Ztr.. Und jetzt - besonders spannend - der Bestattete hatte auffallende Grabbeigaben (5):

  • Ein Zepter aus Elchhorn in der Form eines Vogelkopfes
  • Eine schwarze, runde, steinerne Streitaxt
  • Ein Zepter aus Stein in Reptilien-Form, aufgesetzt auf ein menschliches Schienenbein
  • Eine schwarze, kreuzförmige, steinerne Streitaxt

Nach der Deutung der neuen Studie (1) handelt es sich bei dem "Zepter in der Form eines Vogelkopfes" um eine Kopfbedeckung. In ihr findet sich auch eine eindrucksvolle Rekonstruktion dieser Vogelschnabel-Kopfbedeckung. Es wird vermutet, daß mit ihr ein Ibis-Schnabel imitiert werden sollte. Alle vier Zepter jedenfalls sind von den Ausgräbern zunächst als Zepter interpretiert worden, und zwar als solche, die nicht praktisch genutzt worden sind. 

Es war dort eine Grabstätte ausgegraben worden, über die im letzten Jahr berichtet worden war (6):
Das Grab enthält das Skelett eines jungen Mannes mit traumatischen Verletzungen am Kopf, an den Beinen und an den Handknochen, sowie das Skelett einer jungen domestizierten Ziege, die reichlich mit roten Ocker bestreut war. Grabbeigaben bestanden aus drei Steinszeptern unterschiedlichen Typs, einem großen Gegenstand aus Horn in der Form eines Vogelkopfes, einer Steinaxt, Messer-artige Stücke aus Quarzit,  (...) Bieberzähne. Die Einzigartigkeit des Grabes wird deutlich anhand der vielfältigen Grabbeigaben und den erkennbaren rituellen Praktiken. Wir vermuten, daß hier ein Mann begraben wurde, der zur Elite der Gesellschaft gehörte.
The burial contains the skeleton of a young man with traumatic injuries of the skull, leg and hand bones of other individuals, skeleton of a young specimen of a domestic goat (Capra hircus) that was abundantly sprinkled with red ocher. Grave goods include three stone scepters of different types, a large item made of horn in the shape of a bird’s head, a stone adze, knife-like plates of quartzite, beads from the flaps of the shells (Unio), marmot cutters, decoration made from a beaver’s tooth. The uniqueness of the burial is determined by the combination of the composition of the grave goods and traces of ritual practices. To conclude, we suggest the buried man could belong to the elite of the society that left this burial ground.
Und (6): 
Ich möchte Ihnen etwas über die Grabstätte der Jungsteinzeit erzählen, an deren Ausgrabungen ich teilgenommen habe. Das gesamte Artikel-Material basiert auf meiner studentischen Arbeit zu dieser Grabstätte. Nur veröffentlichte Daten sind für meine Veröffentlichung herangezogen worden. Es geht um die Grabstätte am Jekaterinowski-Kap, die sich in der Nähe des Dorfes Jekaterinowka im Bezirk Bezenchuksky in der Region Samara befindet.
Die Grabstätte wurde 2013 eröffnet und wird noch bearbeitet. (...). In diesem Beitrag möchte ich jene Beerdigung betrachten, die für dieses Gräberfeld einzigartig ist. Betrachten Sie Grab Nr. 45!

Und weiter (6):

Im Kopfbereich befindet sich ein Zepter aus Elchhorn. Es ist ein Vogelkopf mit einem großen Schnabel. Der Kopf ist realistisch geschnitzt, die Augen sind in Kreisen dargestellt, kleine Löcher sind von den Augen bis zum Hals gezogen, der Schnabel ist durch einen Zierstreifen in zwei Teile geteilt. Der Halsbereich hat große Zähne.
Auf der rechten Schulter befand sich eine runde schwarze Streitaxt mit einem Loch für den Griff. (...) Auf der rechten Seite, unterhalb der Brust, befand sich ein Tierkopfzepter. In der Nähe des Zepter schloß sich die Epiphyse eines menschlichen Schienenbeins an. Es ist denkbar, daß dieses der Griff für das Zepter war. Die Vorderseite des Zepters ist wie ein Kopf geformt. Die Bestimmung des Tiertyps ist sehr schwierig. Es hat die Eigenschaften eines Fisches oder eines Reptils. Unter der Truhe (?) befand sich eine kreuzförmige Streitaxt aus demselben Material wie die runde Streitaxt. Die Streitaxt hat vier Schlagflächen und ein Griffloch (nicht in der Mitte). Auf den Knochen des linken Unterarms befand sich der Schädel einer Ziege, wahrscheinlich ein Symbol magischer Kraft. Der Schädel der Ziege sieht in die gleiche Richtung wie der Kopf des Skeletts.  Die Beerdigung Nr. 45 ist einzigartig in Bezug auf Anzahl und Vielfalt der Grabbeigaben. Es zeigt 4 Zepter, ein Opfertier, Körperteile anderer Menschen ... Eine so reiche Präsenz materieller Dinge spricht eindeutig für den hohen Lebensstatus der Person, die sich in dieser Beerdigung befand. Bestattungen, die von solchen Ehrungen begleitet werden, sind selten. Sie werden als Bestattungen von Führern und Vertretern des Kultes (Schamanen) interpretiert. Die vorgestellten Knochen- und Steinzepter sind ein Symbol der Macht. Nach ihrer Erhaltung zu urteilen, nahmen sie nicht an wirtschaftlicher oder militärischer Praxis teil. Es sollte angenommen werden, daß diese Dinge individuell waren und zusammen mit ihrem Besitzer „starben“.

Mit diesen Ausführungen kann nur verdeutlicht werden wie wichtig zumindest englischsprachige Studien zu diesen Themen wie (1) sind. Denn auch mit Google-Übersetzer kann man sich die Inhalte russischsprachiger Veröffentlichungen nur außerordentlich mühsahm aneignen.

Wer sich noch genauer mit dem Forschungstand beschäftigen möchte, dem seien Interviews mit dem Archäologen David W. Anthony und mit dem Genetiker Nick Patterson aus dem letzten Jahr empfohlen (7, 8). Sie erläutern vieles rund um die hier behandelten Forschungen, ohne daß sie allerdings - soweit wir das erkennen können - wirklich Neues zum Kenntnisstand mit sich bringen. Deutlich wird mit ihnen womöglich eher, daß die Wissenschaft mitunter mehrere Jahren von "Durststrecken" durchstehen muß, um bestimmte Fragen wie die konkretere Herkunft der iranisch-neolithischen Herkunftskomponente der Urindogermanen zu klären.

Es deutet sich insgesamt eine Geschichte an, nach der die Indogermanen ab 4.400 v. Ztr. erste weitreichende Vorstöße in die sie umgebende bäuerliche Welt der Hochkulturen unternahmen (bis nach Varna, bis nach Ungarn), daß sie sich auch schon in geringeren Teilen einmischten in die Cucuteni-Tripolje-Kultur, daß die bäuerliche Welt des Mittelneolithikums in Europa und in Anatolien in dieser ganzen Zeit aber noch außerordentlich stabil geblieben ist.

Erst ab der Zeit um 3.500, bzw. 3.000 v. Ztr. beginnt in einer zweiten Ausbreitungswelle der Indogermanen von der Ukraine aus nach Norden, bzw. vom Kaukausus aus nach Süden und als Afanassiewo-Kultur Richtung Osten eine völlig neue Dynamik in die Völkerwelt der Indogermanen selbst und mit ihnen in die Weltgeschichte zu kommen. Fast alle davon betroffenen Kulturen in Europa und Anatolien brechen zusammen. Es formt sich eine neue Welt.

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*) Daß die im folgenden zu behandelnde Studie erscheinen würde, davon war in Fachkreisen schon vor mehr als einem Jahr die Rede. Vor zwei Wochen ist sie dann endlich erschienen (1), allerdings hinter einer Bezahlschranke. Heute entdecken wir, daß sie auf Internetseite des Archäogenetikers David Reich zugänglich gemacht worden ist (1). Behandelt wird das namengebende Gräberfeld von Chwalynsk, das hier auf dem Blog schon - soweit als möglich - angesprochen und behandelt worden war in mehreren Blogartikeln. 
**) Hier spiegelt sich - womöglich - ein Grundgesetzt der Biologie wieder. Auch für den Übergang beispielsweise zur Mehrzelligkeit gilt: Größere genetische Homogenität der Organismen ermöglicht größere Komplexität.
***) 2019 wurde über die Ausgrabung berichtet (6):
Bis heute wurden die Ausgrabungen auf dem Gräberfeld Jekaterinowski Landspitze im Bezirk Bezenchuksky in der Region Samara abgeschlossen. Während der Ausgrabungen wurden 101 Gräber gefunden, bei denen Pfeilspitzen und Speerspitzen, Zauberstabspitzen, Ornamente aus Muscheln und Reißzähnen wilder Tiere und andere Artefakte gefunden wurden.
In einem der Gräber wurden drei Steinspitzen gleichzeitig gefunden, was darauf hindeutet, daß die Führer der alten Gemeinde darin begraben waren.
Die Überreste von Menschen, die in der Grabstätte gefunden wurden, gehören den Vertretern der kaukasischen Rasse, die durchschnittliche Größe der Männer beträgt 170-180 cm.
Die Radiokarbon-Analyse der Überreste ergab, daß das Alter Gräber Bestattung etwa 6,5 ​​bis 7 Tausend Jahre beträgt.
Laut Dmitry Stashenkov fanden in diesem Gebiet ein oder zwei Jahrhunderte lang Bestattungen statt. Menschen, die vor mehreren tausend Jahren an den Ufern der Wolga lebten, waren mit der kulturellen und historischen Gemeinschaft von Mariupol verbunden.
Der Wissenschaftler fügte hinzu, daß es nach dem Ende der Ausgrabung eine lange Phase geben wird, in der untersucht wird, was gefunden wurde. Einschließlich einer genetischen Untersuchung der Überreste. Die gefundenen Artefakte werden die neue Ausstellung des Samara Museum of Local Lore wieder auffüllen. P. V. Alabina.   Erinnern Sie sich daran, dass die Ausgrabungen in der Nähe des Dorfes Jekaterinovka 2013 begannen, nachdem die Anwohner in einem der Sommerhäuser über die Entdeckung menschlicher Knochen und Feuersteinwerkzeuge berichtet hatten.   Als Referenz: Die kulturelle und historische Gemeinschaft von Mariupol ist eine Gruppe von Kulturen des Spätneolithikums und des Frühneolithikums. Artefakte dieser Gemeinschaft finden sich vom Ural bis zu den Steppen- und Waldsteppenteilen Südosteuropas. Es erhielt seinen Namen von der 1930 ausgegrabenen Mariupol-Grabstätte.  Quelle: IA Krasnaya Vesna

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  1. Anthony, D. W., Khokhlov, A. A., Agapov, S. A., Agapov, D. S., Schulting, R., Olalde, I., & Reich, D. (2022). The Eneolithic cemetery at Khvalynsk on the Volga River. Praehistorische Zeitschrift. 23.3.2022, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pz-2022-2034/ (pdf) [7.4.2022]
  2. Bading, Ingo: Es ist "amtlich" - Das Urvolk der Indogermanen war die Chwalynsk-Kultur um 4.500 v. Ztr. an der Mittleren Wolga, August 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/08/es-ist-amtlich-das-urvolk-der.html
  3. Irina V. Kirillova, Vladimir A. Levchenko, Alexei P. Ippolitov, Boris G. Pokrovsky, Natalia I. Shishlina, Tamara A. Yanina, The origin of objects of invertebrate descent from the Khvalynsk Eneolithic cemeteries (Northern Caspian region), Quaternary International, Volume 465, Part A, 2018, Pages 142-151, https://doi.org/10.1016/j.quaint.2017.08.037. (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1040618217300162); enthalten auch im Tagungsband "From the Caspian to Mediterranean: Environmental Change and Human Response  during the Quaternary", Tbilisi, Georgien 2016, http://eprints.iliauni.edu.ge/6374/1/IGCP%20pr.Proceedings.2016.Final.pdf#page=103 
  4. Quiles, Carlos: The unique elite Khvalynsk male from a Yekaterinovskiy Cape burial, 17.5.2018, https://indo-european.eu/2018/05/the-unique-elite-khvalynsk-male-from-a-yekaterinovskiy-cape-burial/
  5. osipov.s96: Das Gräberfeld auf der Landzunge von Jekaterinovsk (Могильник "Екатериновский мыс"). 2018, https://pikabu.ru/story/mogilnik_ekaterinovskiy_myis_5729267
  6. IA Krasnaya Vesna: In der Region Samara wurden Ausgrabungen einer Grabstätte aus der Kupferzeit abgeschlossen (В Самарской области завершены раскопки могильника периода энеолита), 31.1.2019,  https://rossaprimavera.ru/news/fd965116?tlg=1
  7. Razib Khan's Unsupervised Learning - David Anthony - The origin of Indo-Europeans, Podcast, 21. Mai 2021, https://www.listennotes.com/de/podcasts/razib-khans/david-anthony-the-origin-of-Cs4pzYGPiqK/
  8. Razib Khan's Unsupervised Learning - Nick Peterson - Cryptography to Neanderthals, 26.3.2021, https://www.listennotes.com/de/podcasts/razib-khans/nick-patterson-cryptography-dkRIS5vUspW/

Mittwoch, 6. April 2022

Die westsibirischen Jäger und Sammler in der Taklamakan

Eine große mesolithische Völkergruppe zwischen Kaspischem Meer und Baikalsee
- Zwei neue archäogenetische Studien lassen ihr Kerngebiet und ihre Schicksale deutlicher erkennbar werden

Im Oktober 2021 ging eine überraschende Meldung durch die Fachwelt: Die ältesten Wüstenmumien der Taklamakan sind gar nicht europäischer, indogermanischer Herkunft, sondern einheimischer Herkunft (1). Dieser Blog brauchte eine Weile, um diese Meldung zu "verdauen". Aber jetzt, wo man es für sich anfängt einzuordnen, muß man sich sagen: Nichts ist naheliegender als dieser Umstand.

Bis 2021 sind also die Wüstenmumien in der Taklamakan aus der Zeit um 2.000 v. Ztr., denen vorwiegend europäisches Aussehen zugesprochen worden war, ganz selbstverständlich als vorwiegend indogermanisch angesprochen worden - so wie das auch in älteren Beiträgen hier auf dem Blog geschehen ist. Nach neuesten archäogenetischen Untersuchungen der Jahre 2021 und 2022 weisen die Wüstenmumien und anderen Menschenfunde der Taklamakan aber zumindest in der Frühbronzezeit - um 2.000 v. Ztr. - eine sehr einheitliche einheimische westsibirische Jäger-Sammler-Genetik auf.

Ähnliches könnte deshalb auch für die kulturellen Elemente gelten, die im Zusammenhang mit diesen Wüstenmumien so eindrucksvoll feststellbar sind. Zwar sind westliche Einflüsse in ihnen unübersehbar - domestizierte Tier- und Pflanzenarten, die sowohl von den bronzezeitlichen Indogermanen im Norden des Tianshan wie von der bronzezeitlichen Marghiana-Kultur im Westen übernommen worden sein könnten. Viele andere kulturelle Elemente könnten aber - nach derzeitigem Forschungsstand - nun ebenso einheimischen Ursprungs sein wie die Genetik - und vielleicht auch die Sprache - dieser Menschen. Durch die neuen archäogenetischen Erkenntnisse sind diesbezüglich dieser Themen also ganz neue Fragen aufgeworfen worden.

Abb. 1: Zwischen Kaspischem Meer und Baikalsee - Verbreitungsgebiet der westsibirischen Jäger und Sammler - Route mit Fundorten, an denen ihre Genetik gefunden wurde; weitere Fundorte liegen im Süden und Osten der Wüste Taklamakan (untere Bildmitte) (G-Maps) - Gebirgszüge ihrer Heimat sind Pamir, Tianshan und Altai

Im westlichen Asien allgemein, also zwischen Kaspischem Meer und Baikalsee schälen sich damit immer deutlicher die westsibirischen Jäger und Sammler (Wiki) als ein mesolithisches Ursprungsvolk heraus. Es hatte eine ähnlich weite Verbreitung wie die beiden zeitgleichen großen mesolithischen Ursprungsvölker Europas (Stgen2020). Es war nach Norden zumindest bis Nordkasachstan verbreitet (dort repräsentiert durch die nachherige Botai-Kultur, die 25 % ihrer Genetik von ihnen geerbt hatte), im Süden war sie verbreitet bis in den Ost-Iran, traditionell Turan-Region genannt (Stgen2018), also vielleicht bis an das Ostufer des Kaspischen Meeres (repräsentiert in der nachherigen Marghiana-Kultur mit 13 %), das liegt 3000 Kilometer südlich von Nordkasachstan. Das ist eine Entfernung als ob man drei mal quer durch Deutschland reisen würde von Norden nach Süden.

Sie war verbreitet bis an den Süd- und Ostrand der Taklamakan und wird dort repräsentiert durch die ältesten Wüstenmumien der Taklamakan, die wohl zu 100 % ihre Genetik repräsentieren. So das Ergebnis der erwähnten Studie aus dem Oktober 2021 (1). Es handelt sich hier um die sogenannte Xiaohe-Kultur (Wiki, engl) am Tarim-Fluß , benannt nach einem dortigen berühmten Fundort. 

Im Osten war sie dann noch verbreitet bis zum Baikal-See. Zumindest lebte am Baikalsee eine diesem Ursprungsvolk sehr nah verwandte Vorfahrengruppe (G-Maps). 

Diese Herkunftsgruppe trug zur Entstehung bei unter anderem

  1. der Marghiana-Hochkultur in Tadschikistan (3.900-2.800 v. Ztr.) (Wiki) (13% der Genetik derselben),
  2. der Botai-Kultur in Nordkasachstan (3.700-3.100 v. Ztr.) (Wiki, engl) (25% der Genetik derselben), 
  3. der Chermurchek-Kultur (2.750-1.900 v. Ztr.) zwischen Tianshan- und Altai-Gebirge (~20% der Genetik derselben) 
  4. der Xiaohe-Kultur (Wiki, engl) am Tarim-Fluß (2.000 v. Ztr.) (100% der Genetik derselben)
  5. der Altai-Skythen, bzw. der Pazyryk-Kultur (20 bis 40% der Genetik).

Womöglich - womöglich! - sind diese Altai-Skythen die Vorfahrengruppe, die - anteilig - zur Entstehung der Turkvölker in Asien beigetragen hat, die sich im weiteren Verlauf bis nach Anatolien ausgebreitet haben. Womöglich.*) Im einzelnen ist zu dieser Aufzählung zu sagen:

  1. Die Marghiana-Kultur entstand durch Vermischung mit iranisch-neolithischen Bauern (die auch schon einen anatolischen Herkunftsanteil in sich trugen) (die zusammen 87 % zu ihrer Genetik einbrachten).
  2. Die Botai-Kultur entstand durch Vermischung mit osteuropäischen Jägern und Sammlern (die 75 % ihrer Genetik einbrachten).
  3. Die Chermurchek-Kultur ging hervor aus der Marghiana-Kultur - aber vermischt zu 60 bis 80 % mit Nachfahren der Botai-Kultur. 
  4. Die Xiaohe-Kultur (Wiki, engl) am Tarim-Fluß (2.000 v. Ztr.) hatte um 2.000 herum "westliche" Lebensweise angenommen, aber 100% der Genetik ihrer örtlichen Vorfahren beibehalten.
  5. Die Altai-Skythen entstanden durch Vermischung von Nachkommen westsibirischer Jäger und Sammler mit Indogermanen der zweiten indogermanischen Ostwanderung (Andronowo-Kultur) (die Indogermanen brachten 60-80 % zu ihrer Genetik ein) (Stgen2018).

Parallel zu den schon gut verstandenen Ursprungsvölkern Europas (Stgen2020) schält sich damit ein weiteres, sehr weit verbreitetes Ursprungsvolk heraus. In seiner Entstehung, Abgrenzung von anderen Ursprungsvölkern, sowie seinen nachfolgenden Schicksalen ist es allderdings immer noch erst in viel gröberen Umrissen erkennbar als das für die europäischen Ursprungsvölker gilt.

Völkergeschichte der Taklamakan - Die Nebel lichten sich

Im Oktober 2021 und Ende März 2022 sind zwei neue archäogenetische Studien erschienen zur Völkergeschichte jener Region, die durch die berühmten - europäisch anmutenden - Wüstenmumien der Taklamakan seit zwei Jahrzehnten zumindest in Fachkreisen so mancherlei Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Mit ihnen hat die Völkergruppe der westsibirischen Jäger und Sammler einen deutlicheren Umriß erhalten. Denn mit ihnen wird verstanden, daß Angehörige dieser Völkergruppe auch im Tarim-Becken gelebt haben und mit ihren Nachkommen in kleineren Anteilen genetisch Einfluß genommen haben auf die nachfolgende Völkergeschichte dieser Region. Die Genetiker sagen, daß diese Jäger und Sammler den "Ancient North Eurasian" (Wiki) nahestanden, die um 15.000 v. Ztr. am Jennissei in Sibirien lebten (Fundort Afontova Gora), also unmittelbar nördlich des von uns angedeuteten Ausbreitungsgebietes der westsibirischen Jäger und Sammler. Viel muß das - für sich genommen - noch nicht heißen. Denn auf diese "Ancient North Eurasian" werden ja auch viele andere Ursprungsvölker zurückgeführt (Wiki). Aber schon die räumliche Nähe läßt diese These bezüglich der westsibirischen Jäger und Sammler besonders naheliegend erscheinen.

In der Botai-Kultur ist diese Herkunftsgruppe zum ersten mal festgestellt worden. Wir stellen eine Karte mit den auf Wikipedia genannten Fundorten dieser Kultur zusammen (G-Maps) (s.a. Abb. 1). Das ist einerseits das namengebende Dorf Botai (Wiki) am Fluß Imanburlyq (Wiki) in Nordkasachstan. Und das ist andererseits der Fundort Krasny Jar (Wiki) im östlichen Kasachstan. Beide Fundorte liegen grob 1.500 Kilometer voneinander entfernt.

Die Botai-Kultur entwickelte sich vergleichsweise spät, nämlich zeitlich parallel zur Marghiana-Kultur im Süden ihres Verbreitungsgebietes. Von Botai bis in den Ost-Iran, bis nach Turan, wo die westsibirische Herkunftskomponente als Teil der Marghiana-Kultur ebenfalls nachgewiesen wurde, sind es - wie gesagt - 3.000 Kilometer.

Von Krasny Jar bis Tekes an der Südgrenze Kasachstans und bis an die Nordhänge des Tianshan-Gebirges sind es 1.500 Kilometer (G-Maps).Von Aksu auf der dortigen Südseite des Tianshan über Lopnor bis zur Südseite der Taklamakan sind es 1.000 Kilometer (G-Maps). Diese Region gehört - nach den genannten Studien (1, 2) - neuerdings ebenfalls zum Verbreitungsgebiet der westsibirischen Jäger und Sammler. Aus archäogenetischer Sicht hatten wir über die Botai-Kultur hier auf dem Blog 2020 festgehalten (Stgen2020):

"Die Angehörigen der Botai-Kultur gehörten zu der Völkergruppe der osteuropäischen Jäger und Sammler, hatten sich aber zu etwa einem Viertel mit den westsibirischen Jägern und Sammlern, die am Baikal-See gelebt haben, vermischt."

Es mag dahin stehen, ob diese Ausführungen - seit die neueren Studien erschienen sind - schon das letzte Wort zu dieser Sache waren. In der Oktober2021-Studie heißt es dazu (1):
Die früh- und mittelbronzezeitlichen Individuen von den Fundorten Xiaohe und Gumugou im östlichen Tarimbecken bilden eine enge Verwandtschaftsgruppe mit vorbronzezeitlichen zentralasiatischen und sibirischen Individuen, die alle einen hohen Anteil an Ancient North Eurasian Herkunft miteinander teilen (zum Beispiel die kupferzeitliche Botai-Kultur). Ein zeitgleiches Individuum vom Fundort Beifang im südlichen Tarim-Becken steht sogar den frühbronzezeitlichen Individuen der Baikal-Region genetisch noch näher.
The EMBA individuals from the eastern Tarim sites of Xiaohe and Gumugou (Tarim_EMBA1) form a tight cluster close to pre-Bronze Age central steppe and Siberian individuals who share a high level of ancient North Eurasian (ANE) ancestry (for example, Botai_CA). A contemporaneous individual from the Beifang site (Tarim_EMBA2) in the southern Tarim Basin is slightly displaced from the Tarim_EMBA1 towards EBA individuals from the Baikal region.
Weiter heißt es (1):
Die frühebronzezeitlichen Tarim-Gruppen formen, obwohl sie über 600 Kilometer Wüste voneinander entfernt sind, eine genetisch homogene Population, die einen einschneidenden populationsgenetischen Flaschenhals durchlaufen hat, wie dies durch die hohe genetische Verwandtschaft untereinander und durch die wenig enge genetische Verwandtschaft nach außen nahegelegt wird, ebenso wie durch die begrenzte Vielfalt ihrer nur männlich  oder weiblich weitergegebenen Haplogruppen.
The Tarim_EMBA1 and Tarim_EMBA2 groups, although geographically separated by over 600 km of desert, form a homogeneous population that had undergone a substantial population bottleneck, as suggested by their high genetic affinity without close kinship, as well as by the limited diversity in their uniparental haplogroups.

Und weiter (1): 

Wir modellierten die Individuen des Tarimbeckens als eine Vermischung von zwei einheimischen eiszeitlichen asiatischen genetischen Gruppen: die Ancient North Eurasian, wie sie von einem Individuum von dem Fundort Afontova Gora aus dem Oberen Paläolithikum in der Unteren Jennissei-Region in Sibirien bekannt geworden sind (AG3) (72%) und einer eiszeitlichen nordostasiatischen Population, die durch die bronzezeitlichen Baikal-Menschen repräsentiert werden (etwa 28%).
We modelled the Tarim Basin individuals as a mixture of two ancient autochthonous Asian genetic groups: the ANE, represented by an Upper Palaeolithic individual from the Afontova Gora site in the upper Yenisei River region of Siberia (AG3) (about 72%), and ancient Northeast Asians, represented by Baikal_EBA (about 28%).

Die Genetiker sprechen dieses Tarim-Volk sogar als die eigentlichen Vertreter der westsibirischen Jäger-Sammler-Genetik an, die ja sonst in ursprünglicher Form noch nirgendwo gefunden worden war und die anderwärts (Baikal, Botai, Turan usw.) nur in Anteilen zu finden war. Sie sprechen von einer "isolierten Population". Sie schreiben (1): 

Die Genome der Tarim-Mumien geben uns einen Referenzrahmen für die genetische Modellierung nacheiszeitlicher Populationen und für die Rekonstruktion der Völkergeschichte Asiens.
The Tarim mummy genomes thus provide a critical reference point for genetically modelling Holocene-era populations and reconstructing the population history of Asia.

Das Tarim-Volk ist laut dieser Studie schon vor etwa 10.000 Jahren - also als Jäger und Sammler - entstanden.

Obwohl es sich also um ein völlig einheimisches Volk zu handeln scheint, scheint es die Haltung domestizierter Tiere - Schafe, Ziegen, Rinder - und damit einhergehende Käse-Herstellung, sowie den Anbau von Getreide - Weizen, Gerste - schon im Späten Neolithikum und in der Frühen Bronzezeit von außen angenommen zu haben (ähnlich wie die Botai-Kultur im nördlichen Kasachstan). Angeborene Rohmilchverdauung liegt bei diesem ursprünglichen Tarim-Volk - wie auch sonst in dieser Zeit auf der Welt - nicht vor. Der Genetiker Spencer Wells schrieb zu dieser Studie auf Twitter etwas verdaddert (Tw):

Ich muß ständig an diese Ancestral-North-Eurasians denken, die Jahrtausende im Tarim-Becken lebten, völlig isoliert, und die dann plötzlich entschieden: "warum nicht, klar wir übernehmen in Gänze eure Steppenkultur - aber keinerlei Vermischung ("Fraternisierung")."
Original: Can’t stop thinking about those Ancestral North Eurasians chilling in the Tarim basin for thousands of years, completely isolated, then suddenly deciding "why yes, we will adopt your steppe culture in its entirety - but no fraternizing."

Nun, das sind typische Äußerungen der ersten Überraschung. Nachdem er das länger auf sich hat wirken lasen, wird Spencer Wells - so wie wir - dazu sagen: Dasselbe sehen wir ja inzwischen auch bei anderen indogermanisch beeinflußten oder eine indogermanische Sprache sprechenden Völkern, die aus dem Kaukasus in Anatolien einwanderten (Hurriter, Mitanni, Hethiter und andere). Auch hier wurden Elemente der Steppenkultur übernommen, sogar ihre Sprache, sogar ihre Mentalität, ohne daß - bislang zumindest - ein nennenswerter genetischer Einfluß der Indogermanen in diesen Völkern hat gefunden werden können. Ähnliches findet sich auch sonst in ganz unterschiedlichen Regionen in Europa im Spätneolithikum und in der Bronzezeit (auf Sardinien etwa oder im Ostseeraum). Und ähnliches wäre - dementsprechend - natürlich auch für das Tarim-Becken denkbar. 

Aber dort muß man sich sowieso erst einmal mit dem archäologischen Kenntnisstand genauer vertraut machen, bevor man vorschnell Urteile fällt. Die Einwicklungen dort erstrecken sich ja ebenfalls über viele Jahrtausende. Und die wenigsten Menschen im Westen hatten bislang zu diesen Jahrtausenden einen guten Überblick. Auch dieser Blog hat sich erst vor zwei Jahren angefangen, in die dortige Jahrtausende alte Geschichte einzuarbeiten.

4.000 v. Ztr. - Eine erste iranische Hochkultur breitet sich bis zum Altai-Gebirge und bis zur Seidenstraße aus

Wenn wir also einen weiteren Überblick gewinnen wollen über die Entwicklungen in der Völkergeschichte Innerasiens und im Tarim-Becken, tun wir gut daran, uns zunächst den archäologischen Forschungsstand in Umrissen vor Augen zu führen. An entlegener Stelle hatten wir das hier auf dem Blog auch schon im November 2020 getan (Stgen2020). Da wir das aber sowieso auch uns selbst alles noch einmal erneut in Erinnerung rufen müssen, referieren wir hier noch einmal das dort Zusammengestellte. Wir hatten geschrieben:

... Noch einige Eindrücke von dem aktuellen Forschungsstand zum Spätneolithikum und zur Bronzezeit Innerasiens (10-16).

Die spätneolithischen und bronzezeitlichen Ausbreitungsbewegungen europäischer Völker und Kulturen bis an den Nord- und Westrand Chinas werden aus archäologischer Sicht immer genauer nachvollziehbar (10-12). Im November 2020 waren wir auf eine Grafik gestoßen, die gerade die früheste dieser Ausbreitungsbewegungen sehr gut zusammen faßt nach dem derzeitigem Forschungsstand (Abb. 2) (10). Diese Grafik wurde erstellt, um insbesondere die Einführung von westlichem Weizen und westlicher Gerste nach China besser verstehen zu können.

Abb. 2: Kulturen zwischen Tadschikistan und Mongolei ab 4.000 v. Ztr. - Die iranisch-neolithische "Oxus-Zivilisation" (BMAC) breitet sich ab 3.900 v. Ztr. aus, die indogermanische Afanassiewo-Kultur ab 3.300 v. Ztr. (aus: 10)

Dargestellt ist auf dieser, wie die hier auf dem Blog schon behandelte iranisch-neolithische Hochkultur der Marghiana (auf der Karte benannt als "Oxus-Zivilisation") (Wiki) (Stgen2019) *) sich vom Ost-Iran (Turan) (Gonur Tepe), bzw. von Tadschikistan aus am Nordhang des Tianshan-Gebirges entlang bis in den Süden des Altai-Gebirges ausgebreitet. In ihren östlichen Teilen, insbesondere im Altai-Gebirge wird diese Kultur von den Archäologen "Chemurchek-Kultur" benannt. 

Mit der Chemurchek-Kultur (2.750-1.900 v. Ztr.) im Altai-Gebirge hatten wir uns ebenfalls schon beschäftigt. Dieses Volk hatte - nach früheren Ausführungen - zu 60 bis 80 % genetische Botai-Herkunft und zu 20 bis 40 % iranisch-neolithische Marghiana-(BMAC-)Herkunft. Die einheimische Botai-Genetik hat im Norden des Altai 80 % betragen, im Süden des Altai 60 %. Mit dieser Chermurchek-Kultur hat sich also ebenfalls in kleineren Anteilen erneut einheimische, westsibirische Jäger-Sammler-Genetik in dieser Region ausgebreitet (Stgen2020).

Die anthropomorphen Stelen dieser Kultur gleichen sehr zeitgleichen anthropomorphen Stelen in Europa und Arabien (Abb. 3) (13). Im Westen sind sie - neben anderem - ein Anzeichen von "Hochadel", der also damit auch in der Chermurchek-Kultur anzunehmen ist, zumal diese ja aus der Marghiana-Hochkultur hervorgegangen ist. Diese Kultur ist gerade erst neu von den Archäogenetikern eingeordnet worden - wie wir in einem früheren Beitrag berichteten (Stgen2020). Die Archäologen benennen als einen Ausgangsort dieser Kultur (12, S. 6) ...
... den Fundort Sarazm in Tadschikistan am Zarafshan-Fluß, flankiert von Bergen und unterhalb der Oase von Samarkand. In der Keramik findet man Einflüsse aus der südlichen zentralasiatischen Oasenkultur von Namazga II. In Sarazm finden sich Belege für Weizenanbau 3.905-3.645 v. Ztr..
... the site of Sarazm in Tajikistan, on the Zarafshan river, flanked by mountains and upstream from the oasis of Samarkand. (...) The ceramic forms (...) reflect influences from the south Central Asian oasis culture of Namazga II. Sarazm has evidence for wheat cultivation (T. aestivum/ durum) from the mid-4th millennium BCE (3905-3645 cal. BCE) (Isakov, 1996; Isakov et al., 1987; Spengler & Willcox, 2013).

Diese Hochkultur also hat sich von der Region des östlichen Iran und von Samarkand aus bis zum Altai-Gebirge hin ausgebreitet.

Abb. 3: Die anthropomorphen Stelen der Chermurchek-Kultur, die sowohl Männer wie Frauen des Hochadels dieser Kultur darstellen (aus: 12) - Sie ähneln stark zeitgleichen aus ganz Europa (13)

3.000 v. Ztr. - Die ersten Indogermanen kommen

Grob tausend Jahre später erfolgte dann im nördlichen Steppen-Raum die Ausbreitungsbewegung der ersten Welle der Indogermanen, der indogermanischen Afanassiewo-Kultur, ebenfalls bis zum Altai-Gebirge. 

Nachkommen dieser ersten indogermanischen Zuwanderung lebten bis in die Eisenzeit in der Dsungarei, an Fundorten wie Shirenzigou. Auch die Oktober2021-Studie bestätigt, daß in der Dsungarei (u.a. am Fundort Shirenzigou) ab etwa 3.000 v. Ztr. sowohl kulturell wie genetisch die erste Welle der indogermanischen Zuwanderung in Form der Afanassjewo-Kultur (Wiki) festgestellt werden kann. Der Verbreitungsraum dieser Kultur erstreckte sich zwischen den Nordhängen des Tianshan und den Südhängen des Altai-Gebirges. Aus Sicht der Archäologie Xianjiang's wird dazu referiert (12, S. 5):

Im Nordwesten hatte sich die Afanassiewo-Kultur ausgebreitet, deren Zentrum westlich des Altai und im Minusinsk-Tal lag. Sie repräsentiert den frühesten Beleg für spätneolithisch/bronzezeitliche Herdenhaltung in der östlichen Steppe und ist jüngst auf 3.300 bis 2.500 v. Ztr. datiert worden. Die wirtschaftliche Grundlage der Afanassiewo-Kultur beruhte zu bis zu 50 % auf der Jagd, außerdem auf der Haltung einer Mischung von domestizierten Herdentieren, wobei Schafe und Ziegen mit Rindern kombiniert wurden. Weizenkörner, die auf 3.000 v. Ztr. datiert werden, sind jüngst in Verbindung mit Afanassiewo-Keramik an dem Fundort Tongtiandong im westlichen Xinjiang am Südufer des Irtysch-Flusses gefunden worden.
Original: To the northwest was the Afanasievo, centred on the western Altai and Minusinsk basin. It represents the earliest evidence for Éneolithic/ Bronze Age herding in the eastern steppe region (Frachetti, 2008, 2012) and has been recently dated to 3300-2500 cal. BCE (Svyatko et al., 2009). The Afanasievo economy included up to 50% reliance on hunting, together with a mix of domestic herds combining sheep/goat and cattle. Wheat grains dating from c. 3000 BCE associated with Afanasievo pottery have recently been found at the site of Tongtiandong in western Xinjiang on the south bank of the Irtysh river (Yu & He, 2017).

Neben Jagd und Herdenhaltung ist von Seiten der Afanassiewo-Kultur also auch Ackerbau getrieben worden. Der Irtysch (Wiki) ist ein Fluß, der im Altai entspringt. Er fließt durch die weiten Steppen Kasachstans und erreicht über sie östlich des Urals das Westsibirische Tiefland. Er fließt insbesondere durch die Stadt Omsk und mündet schließlich in den Ob (Wiki), mit dem zusammen er den Arktischen Ozean erreicht. Der Irtytsch spielt auch für die Geschichte des ugrischen Volkes der Chanten, die eng mit dem nordsibirischen Volk der Nganasanen verwandt sind, eine große Rolle (siehe Blogbeiträge von Anfang 2022).

2.000 v. Ztr. - Die zweite Welle der Indogermanen kommt

Die Archäologen schreiben (12):

Die Chermurchek- und Xiaohe-Kulturen entstanden aus Populationen des Altai und der Mongolei, sowie aus eurasischen Populationen heraus, während sich eine dritte frühe Gruppe, die Tianshanbeilu-Kultur am östlichen Ende des Tianshan von Oasen-Bauern in Gansu und dem Hexi-Korridor herleitet. Im frühen 2. Jahrtausend v. Ztr. breiteten sich neue eurasische, bäuerliche Herdenhalter vom Westen her aus, die dieselben Landstriche besiedelten wie die Chemurchek-Kultur. Sie breiteten sich entlang der westlichen Hügel und Berge von Xianjiang aus, entlang des Tianshan Richtung Osten und nach Süden in den Pamir bis an das westliche Ende der tibetischen Hochebene. Diese Gruppe wies im Großen und Ganzen eine Ähnlichkeit auf mit dem Andronowo-Kultur, die sich weit über Eurasien in der späteren Bronzezeit ausbreitete, am meisten mit der östlichen Federowo-Variante.
Qiemu’erqieke and Xiaohe/Gumugou emerged out of Altaic/Mongolian and east Eurasian populations [11–13], while a third early group, the Tianshanbeilu culture, appearing in the oasis of Hami at the eastern end of the Tianshan, had its ancestry to the east in early oasis farming populations in Gansu and the Hexi Corridor. [10, 14]. By the early 2nd millennium BCE, new Eurasian agro-pastoralists moved in from the west, occupying some of the same lands as the southerly expansion of Qiemu’erqieke peoples. They spread into the western hills and mountains of Xinjiang, along the Tianshan towards the east, and south into the Pamirs, close to the western end of the Tibetan Plateau. This group shared broad affinity with the loosely defined Andronovo complex that appeared widely across Eurasia in the later Bronze Age [15–17], more specifically the eastern Federovo variant [18].

In den Oasenstädten der Seidenstraße ist in späteren Jahrtausenden auch Tocharisch, eine westindogermanische Sprache gesprochen worden. Von dieser Sprache möchten wir hier auf dem Blog auch gerne annehmen, daß sie erst mit der zweiten Welle der indogermanischen Ausbreitung nach Innerasien gelangt ist. Aber das ist alles gegenwärtig noch Spekulation.

Abb. 4: Die bronzezeitliche Chemurchek-Kultur südlich des Altai-Gebirges (2.500-1.700 v. Ztr.), die Xiaohe-Kultur am Tarim-Fluß (2.200-1.500 v. Ztr.) (aus: 3)

Von der Xiaohe-Kultur wird von Seiten der Archäologen gesagt, daß sie weitgehend akeramisch gewesen sei und von dem Anbau von Weizen und Gerste, sowie von Rinderhaltung lebte (12, S. 4f). Daß die Xiaohe-Kultur von anderen Kulturen abgeleitet werden könnte, etwa von der Chermurchek-Kultur wird von den Archäologen aufgrund des sehr unterschiedlichen kulturellen Inventar-Vergleichs - auffallenderweise - verneint. 

Damit soll nur ausschnitthaft einiges zum archäologischen Forschungsstand jener Völker und Kulturen gesagt werden.

Die frühbronzezeitliche Bevölkerung des Tarim-Beckens weist noch keine europäische Herkunft auf

Am 21. Oktober 2021 war die Überraschung perfekt: In Menschenfunden der Frühen und Mittleren Bronzezeit im Tarimbecken war keine europäische oder Steppen-Genetik gefunden worden (1). Betitelt war die Studie "Die genetischen Ursprünge der Tarim-Mumien". Das verleitete zunächst leicht zu dem Mißverständnis, daß es ganz allgemein um die Tarim-Mumien ginge. Tatsächlich geht es aber nur um die ältesten Mumien-Funde aus der Zeit zwischen 2.100 und 1.800 v. Ztr.. Mit der Studie war also noch nichts über die jüngeren Wüstenmumien gesagt.

Mitautoren der Studie waren - neben vielen Chinesen - Johannes Krause und Christina Warinner, zwei Autoren, die einen Zweifel an der Seriosität der Studie erst gar nicht aufkommen lassen. Ebensowenig der Ort, an dem die Studie veröffentlicht worden war, nämlich "Nature". Der Archäogenetiker Lazaridis schrieb auf Twitter sehr richtig und sehr differenziert (Tw): 

"Das ist eine hoch interessante Studie! Sehr schön wäre gewesen, wenn phänotypische Informationen zu den untersuchten Individuen und - aus dem Genom heraus - voraussagbare Phänotypen zugänglich wären, um die Korrespondenz zu sehen - wenn es eine solche gibt - mit jenen Mumien, die in der westlichen Welt durch Viktor Mair und andere bekannt gemacht worden sind."
"This is a very interesting study! It would have been nice if phenotypic information on the studied individuals and predicted phenotypes were available, to see the correspondence -if any- with the mummies popularized in the West by V. Mair and others."

Auch seine erste Äußerung enthalt viel Überraschung. Nun, dazu ist eben jetzt Ende März eine zweite Studie erschienen, in der auch dieser Frage genauer nachgegangen wird (siehe gleich).

Damit ist allerdings weiterhin ungeklärt, wie eine westindogermanische Sprache bis an den Ostrand des Ausbreitungsgebietes der Indogermanen gelangen konnte. Die Forscher schreiben (1): 

(Archäogenetische) Studien zu den Fundorten und Zeitepochen, an und in denen die tocharischen Texte des ersten Jahrtausends entdeckt worden sind, sind notwendig, um die spätere Völkergeschichte des Tarimbeckens zu verstehen.
Studies of the sites and periods where first millennium ad Tocharian texts have been recovered - are necessary to understand the later population history of the Tarim Basin.

Als nächstverwandte Sprachen zum Tocharischen werden oft Hethitisch, Luwisch und Lykisch genannt (die indogermanischen Sprachen in Anatolien) (Wiki). Das würde heißen, daß sich die Tocharer von den Vorfahren dieser drei Völker, die womöglich nördlich des Kaukasus lebten, abgespalten haben und gen Osten gewandert sind, womöglich grob um 2.000 v. Ztr.. 

Man könnte - womöglich ganz willkürlich - mutmaßen, daß die Andronowo- und Sintashta-Kultur das Muttervolk aller Satem-Sprachen ist, und daß die südlicher existierende Poltavka-Kultur das Muttervolk von Hethitisch, Luwisch und Lykisch ist. Dabei wäre zu mutmaßen, daß die Glockenbecher-Kultur und die Schnurkeramik-Kultur im Westen sprachlich der Poltavka-Kultur näher gestanden hätten, da sie ja wie Tocharisch, Hethitisch, Luwisch und Lykisch Kentum-Sprachen blieben. Wilde Spekulation, ja. Aber jetzt, wo deutlich wird, daß die Zuwanderung der Tocharisch-Sprachigen in spätere Jahrhunderte fallen könnte als 1.700 v. Ztr., dürften solche Gedankengänge womöglich neu zu erörtern sein.

***

Nun die neueste archäogenetische Studie, die direkt aus China kommt. Sie präsentiert die archäogenetischen Daten von etwa 100 Individuen aus dem Tianshan-Gebirge, dem Tarim-Becken und der Dsungarei aus der Zeit zwischen 2000 v. Ztr. bis bis zur Zeitenwende (0 v./n. Ztr.), also aus Bronzezeit, Eisenzeit und Antike (3) (Abb. 1). 

Abb. 5: Fundorte der sequenzierten Menschenfunde - Die Funde in der Dsungarei sind vorwiegend Die bronzezeitlich (orange), im Tianshan-Gebirge und im Südrand des Tarim-Beckens vorwiegend eisenzeitlich (grün und blau) (aus 3)

Zu den Ergebnisses berichtet die "Chinesische Akademie der Wissenschaften" (4):

"Zusammengefaßt tragen bronzezeitliche Xinjiang-Populationen eine lokale Herkunftskomponente des Tarim-Beckens in sich, vermischt mit Herkunftsanteilen von drei unterschiedlichen Gruppen, die an das Tarim-Becken angrenzten: Menschen der Afanassiewo-Kultur (einer indoeuropäischen Steppenkultur), Menschen der Chermurchek-Kultur (die BMAC-Herkunft aus Zentralasien mit sich brachte) und Herkunft von einer nordostasiatischen Population, die Shamanka genannt wird.
"In all, Bronze Age Xinjiang populations were found to contain ancestral components of the 'local' Tarim Basin population mixed to varying degrees with those of three groups from the surrounding regions: the Afanasievo, an Indo-European-associated Steppe culture, a group called the Chemurchek, who contained BMAC ancestry from Central Asia, and ancestry from a Northeast Asian population called the Shamanka," said  Prof. FU, the last corresponding author of this paper.

Shamanka (Wiki) ist eine kleine Ortschaft in der Republik Burjatien (Wiki), die zu Rußland gehört. Die Republik Burjatien liegt am Ostufer des Baikalsees und reicht bis zum Jablonowy-Gebirge. Die dort lebenden Burjaten (Wiki) bilden die nördlichste Sprach- und Volksgruppe der heutigen Mongolen.

Abb. 6: Herkunftsanteile der sequenzierten Menschenfunde (aus 3)

In der beigegebenen Grafik (Abb. 6) sehen wir für die Bronzezeit ("BA"),

  • daß sich Afanassiewo-Leute (hellgrün) mit westsibirischer Jäger-Sammler-Genetik (hellblau) und mongolischer Genetik (rosa) vermischt haben (vermutlich Vorfahren der Altai-Skythen),
  • daß sich iranisch-neolithische Genetik (BMAC) mit westsibirischer Jäger-Sammler-Genetik (hellblau) und mit "karelischer" Genetik (grau) (ugrischer Nganasanen-Genetik?) vermischt haben (vermutlich Chermurchek-Kultur),
  • daß sich westsibirische Jäger und Sammler (rosa) mit Menschen mit mongolischer Genetik vermischt haben (welche Kultur?),
  • daß es (ab 2.000 v. Ztr.) Menschen mit reiner Andronowo-Genetik gegeben hat (orange),
  • daß sich Menschen mit Andronowo-Genetik mit Menschen der Chermurchek-Kultur (braun/rosa) vermischt haben.

Für die Eisenzeit ("IA") sehen wir, daß sich in größeren Herkunftsanteilen in den Menschen und Kulturen Afanassiewo-Genetik, Andronowo-Genetik, monoglische Genetik, westsibirische Jäger-Sammler-Genetik, BMAC-Genetik miteinander mischt. Dasselbe gilt für die Antike ("HE"). Wir sehen also

  • (einheimische) westsibirische Jäger-Sammler-Herkunft ("AfontovaGora3", "TMBA") (dunkelgrün / hellblau)
  • iranisch-neolithische Marghiana-Herkunft (BMCA, "Gonur2") (braun / gelb) 
  • mongolische Burjaten, bzw. "Shamanka"-Herkunft (rosa)
  • Afanassiewo-Herkunft der ersten indogermanischen Ostwanderung (hellgrün),
  • Andronowo-Herkunft (orange) und daraus folgend Sintashta-Herkunft (hell-orange) der zweiten indogermanischen Ostwanderung.

"TMBA" steht für "Tarim Bronzezeit" und repräsentiert die lokale, einheimische, sibirische Jäger-Sammler-Herkunftskomponente. Diese ist - offenbar - sowohl dunkelgrün wie auch hellblau gekennzeichnet. Die ältesten Funde dieser Herkunftsgruppe stammen vom Jennissei in Sibirien aus der Zeit um 15.000 v. Ztr. (Fundort Afontova Gora). Dort fanden sich auch die bislang frühesten Belege für blonde Haarfarbe weltweit. Somit muß es gar nicht so überraschend erscheinen, daß die Wüstenmumien so "europäisch" aussehen.

"Karelia" steht (offenbar) für die mesolithische Jäger-Sammler-Population in Karelien. Diese wird in der Studie mal eben so parallel gesetzt mit der sibirischen Botai-Herkunftsgruppe (3; Suppl, S. 5). Hier sind uns die Zusammenhänge noch nicht ganz klar.

Sicher scheint zu sein: Von der "Afontova Gora"-Jennissei-Bevölkerung aus der Zeit um 15.000 v. Ztr. stammt - nach jetzigem Kenntnisstand - sowohl die weit verbreitete Herkunftsgruppe der osteuropäischen Jäger und Sammler ab (die sich doch eigentlich auch bis Karelien ausgebreitet hatte - ?) wie auch die Botai-Herkunftsgruppe wie auch die Herkunftsgruppe des Tarim-Beckens. Dabei könnte sich aber zum Beispiel die blonde Haarfarbe nur bei den osteuropäischen Jäger und Sammlern gehalten haben, während sich andere Merkmale nur bei den Botai- oder den Tarim-Jägern- und Sammlern gehalten haben könnten. Will heißen: Womöglich haben alle drei Tochter-Populationen noch lange Phasen der Isolation voneinander durchlaufen.**)

Wie es zu diesen drei Tochter-Populationen gekommen ist - ausgehend von der Jennissei-Population um 15.000 v. Ztr. - und welche selektiven und Vermischungs-Prozesse damit verbunden waren, welche Verwandtschafts-Verhältnisse zwischen ihnen bestehen, wird uns sicherlich künftig noch genauer klar werden.

Abb. 7: Verbreitung und Häufigkeit der blonden Haarfarbe im metallzeitlichen Xiangjang (3, Supp, S. 45) in der Bronzezeit (schwarz umrandet), Späten Bronzezeit (grau umrandet), Eisenzeit (gelb umrandet) und Antike (lila umrandet) - "North" = Dsungarei, "West" = Altai-Gebirge, "South" = Tarim-Becken

Im bronzezeitlichen Tianshan-Gebirge ist für ein Individuum helle Haarfarbe nachgewiesen. Im eisenzeitlichen Tianshan-Gebirge hatten vier von 18 Individuen helle Haarfarbe, einer davon sehr stark nach blond tendierend (Abb. 7). Die blonde Haarfarbe kam also insbesondere mit der zweiten indogermanischen Ostwanderung nach Innerasien.

In der Eisenzeit hatten unter den Altai-Skythen ("West") zwei von 15 Individuen blaue Augenfarbe (Abb. 8). Es gab also im eisenzeitlichen Altai-Gebirge - unter den Pazyryk-Skythen - häufiger helle Haar- als Augenfarbe.

Abb. 8: Die Häufigkeit der blaue Augenfarbe in Xiangjiang in Bronze- und Eisenzeit, archäogenetisch bestimmt (aus 3, Suppl, S. 44) - - "North" = Dsungarei, "West" = Altai-Gebirge, "South" = Tarim-Becken

Es wird auch ausgeführt (4):

Zwei frühbronzezeitlichen Tarim-Mumien im östlichen Xinjiang hatten (laut Archäogenetik) dunkelbraune bis schwarze Haare und dunklere Haut trotz ihrer archäologisch als "westlich" eingeordneten Körpermerkmale. Und eine jüngere dritte Mumie aus der späten Bronzezeit hatte diesbezüglich eher mitteldunkle Hautfarbe.
Two Early Bronze Age Tarim Basin mummies in east Xinjiang were found likely to have had dark brown to black hair and darker skin, despite their archeologically-identified "western" features, and a more recent third mummy from the Late Bronze Age was likely to have had a more intermediate skin tone.

Es wird betont, daß die Völkergeschichte rund um das Tarim-Becken seit der Bronzezeit nicht durch "genetic replacements" gekennzeichnet ist, sondern durch wiederholte, zum Teil komplexe Vermischungen.

Beachtenswert ist jedoch weiterhin, daß auch nordostasiatische, also mongolische Herkunft schon während der Frühen Bronzezeit in Xiangjang zu finden ist. Diese hat sich also früher nach dorthin ausgebreitet als bislang bekannt war.

Wir sehen also in der Frühen Bronzezeit in Xiangjiang einheimische Tarim-Herkunft vermischt mit mongolischer "Shamanka"-Herkunft, wir sehen einheimische Herkunft vermischt mit Afanassiewo- und "Shamanka"-Herkunft. Wir sehen einheimische Herkunft vermischt mit "karelischer" (also vermutlich ugrischer) Herkunft und BMCA-Herkunft. Ab 2.000 v. Ztr. die Andronowo-, bzw. Shintashta-Herkunft hinzu kommen. Während der Eisenzeit und der Antike kommen noch hinzu:

  • Han-chinesische Herkunft (dunkelgrün)
  • karelische Herkunft (wohl gleichbedeutend mit ugurischer Ngananasan-Herkunft)

In zwei Fällen sind in Gräbern eineiige Zwillinge miteinander bestattet worden (3; Supp, S. 15). Zwillinge scheinen also lebenslang miteinander zusammen geblieben zu sein.

Soweit ein erster Einblick in die genannten Studien. Um so tiefenschärfer das "archäogenetische Mikroskop" eingestellt wird, um so mehr Prozesse der Ethnogenese, der Volkswerdung und des Untergangs von Völkern wird man feststellen können und genauer eingrenzen können in diesem Raum. Jahrtausende von Geschichte und die Schicksale von zehntausenden von Menschen, von ganzen Kulturen verbergen sich hinter diesen farbigen Balken der Grafik 6. 

Die in diesen Beitrag behandelten beiden archäogenetischen Studien wären es wert, noch viel detaillierter aufgearbeitet zu werden als das in diesem Beitrag geschehen konnte bislang. Vielleicht können wir das künftig noch nachtragen.

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*) Aber diese Hypothese steht - zumindest für unser Verständnis - noch auf mancherlei wackligen Füßen (Stgen2018). Der Ursprung der Turkvölker wird von Sprachhistorikern gerne auch in der Manschurei verortet (Stgen2021), wobei die Zuordnung dieser Erkenntnis zur Archäogenetik ebenfalls noch wenig klar ausgearbeitet zu sein scheint - soweit wir das sehen.
**) Zu beachten wäre außerdem, daß sich nach Karelien während der Bronezezeit auch die ugrische "Nganasanen"-Jäger-Sammler-Herkunftsgruppe ausgebreitet hat, zusammen mit der ugrischen Sprachfamilie (zu der unter anderem die Chanten, Ungarn, Karelier und Esten gehören). Soll man die Ergebnisse dieser Studie so verstehen, daß sich diese ugrische Nganasan-Herkunft auch schon während der Bronzezeit bis über den Baikalsee hinaus nach Süden ausgebreitet hat? Die letzte Sprecherin einer ugrischen Sprache hat der estnische Filmemacher und Völkerkundler Lennart Meri ja noch in den 1970er Jahren östlich vom Baikalsee für einen seiner Filme interviewt (siehe andere Beiträge hier auf dem Blog). - Soviel wir aber bislang mitbekommen haben, sind Botai- und Nganasanen-Herkunft doch sehr unterschiedliche Herkunftsgruppen, ebenso wie Botai- und osteuropäische Jäger und Sammler.

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  1. Zhang, F., Ning, C., Scott, A., Fu, Q., Bjørn, R., Li, W., ... & Cui, Y. (2021). The genomic origins of the Bronze Age Tarim Basin mummies. Nature, 599(7884), 256-261, https://www.nature.com/articles/s41586-021-04052-7
  2. What is the latest research on the Tarim Basin mummies? (Quora
  3. Vikas Kumar, Wenjun Wang, Jie Zhang, Yongqiang Wang, (...) E. Andrew Bennett, Qiaomei Fu: Bronze and Iron Age population movements underlie Xinjiang population history. Science, 31 Mar 2022, Vol 376, Issue 6588, S. 62-69, DOI: 10.1126/science.abk1534, https://www.science.org/doi/abs/10.1126/science.abk1534; Supp. (pdf)
  4. Chinese Academy of Sciences Headquarters: 5,000-year population history of Xinjiang brought to light in new ancient DNA study, 31.3.2022, https://www.eurekalert.org/news-releases/947799, https://phys.org/pdf567948272.pdf
  5. Bading, Ingo: Die Altai-Skythen und ihre Vorgängerkulturen, 2020, http://studgendeutsch.blogspot.com/2020/11/die-altai-skythen-und-ihre-vorganger.html 
  6. Bading, I.: Die Frühbronzezeit in den Fürstentümern der Seidenstraße - "Götter, Gräber und Gelehrte" - Ein neues Kapitel, 2007, https://studgendeutsch.blogspot.com/2007/11/die-vor-wenigen-wochen-erffnete.html
  7. Bading, I.:  Turkvölker, Indogermanen, Sarmaten und Hunnen - Zwischen Mongolei und Kaukasus  Die Geschichte der Völker in der Mongolei und rund um das Altai-Gebirge, 2020, https://studgendeutsch.blogspot.com/2020/11/turkvolker-indogermanen-sarmaten-und.html
  8. .
  9. .
  10. Daniel Yang: Wann wurden Weizen und Hochlandgerste in China eingeführt? Quelle: China Tibet Online, 17.03.2020, http://german.tibet.cn/de/culture/news/202003/t20200317_6754986.html
  11. Jia P, Caspari G, Betts A, Mohamadi B, Balz T, Cong D, et al. (2020) Seasonal movements of Bronze Age transhumant pastoralists in western Xinjiang. PLoS ONE 15(11): e0240739. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0240739, https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0240739
  12. A new hypothesis for early Bronze Age cultural diversity in Xinjiang, China. A. Bettsa, P. Jiaa, I. Abuduresule. Archaeological Research in Asia, 2019
  13. Bading, Ingo: Die ältesten Eigendarstellungen seßhafter, europäischer Völker (ab 4200 v. Ztr.) , Dezember 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/12/die-altesten-eigendarstellungen-der.html
  14. Prestel, Peter; Graichen, Gisela: Das Gold von Tuva. Schliemanns Erben - Spezial 1. ZDF 2002, https://youtu.be/1sOHDO_a5aI. [Grabungen Hermann Parzingers]
  15. Prestel, Peter; Graichen, Gisela: Das Geheimnis der Eismumie. Schliemanns Erben - Spezial 2, ZDF 2006, https://youtu.be/aTcRuHE8J3c. [Grabungen Hermann Parzingers 2006]
  16. Prestel, Peter; Graichen, Gisela: Das Vermächtnis der Steppenkrieger. Schliemanns Erben 32, ZDF 2010, https://youtu.be/6PcDHUSc_2w. [Archäologe Rüdiger Krause, Spiralstadt Arkaim im Ural (Wiki), Andronowo-Kultur, 2.000 v. Ztr., Sarmaten 200 v. Ztr.]