Sonntag, 1. August 2021

Die Cardial-Kulturen - Hohe Siedlungsdichten wie in der Bandkeramik?

Seit zwei Tagen ist der Videovortrag eines Archäobotanikers zum Ackerbau der Cardial-Kulturen zwischen Pyrenäen und Westalpen zugänglich (1).

Abb. 1: Rückgang der Vielfalt des angebauten Getreides bei der Ausbreitung des Ackerbaus von Anatolien aus nach Norden und Westen - Im Norden Verlust von Nacktweizen, im Westen kommt Schlafmohn hinzu (aus: 1, 2)

Der Vortrag beinhaltet viel Spezialwissen, auf das wir hier nicht näher eingehen wollen, das aber eindrucksvoll ist. Die Fülle von Details beeindruckt ja immer, auf der wissenschaftliche Arbeiten beruhen. 

Ebenso eindrucksvoll finden wir aber die in ihm gebrachte Abbildung, die wir hier mit einstellen (Abb. 1), auf der unterschieden wird zwischen der hohen Getreidevielfalt der ursprünglichsten Ackerbaukulturen in Anatolien, sowie im Levanteraum und der späteren, etwas niedrigeren Getreidevielfalt, die diese anatolisch-neolithische Völkergruppe bei ihrer demographischen Ausbreitung nach Mittel- und Nordeuropa hinein mitgenommen hat während des Neolithikums.

Es ist naheliegend zu vermuten, was im Vortrag auch näher behandelt wird, daß manche Getreidesorten in Mittel- und Nordeuropa weniger gute Anbaubedingungen finden als in Anatolien. Was uns fehlt, sind Hinweise auf "Getreidesorten", die noch weniger ins Blickfeld der Forschung geraten scheinen, und auf die wir auch hier auf dem Blog erst kürzlich gestoßen sind, nämlich Unkräuter wie Ackermelde (Gänsefuß) und Amarant (3).

Abb. 2: Die Häufigkeit archäologischer Getreidereste in Siedlungen zwischen Pyräneen und Westalpen (aus: 2) (Minute 31:58)

Aber noch spannender finden wir die Grafik, die wir hier in Abb. 2 einstellen. In ihr wird die Häufigkeit der archäologischen Getreidefunde chronologisch aufgegliedert.

Man könnte sie so interpretieren wie wir auch schon die Siedlungsdichte der Bandkeramik vor mehr als zehn Jahren hier auf dem Blog interpretiert haben (4): Auch im nördlichen Mittelmeerraum grob zwischen Pyräneen und Westalpen könnte die erste Bauernkultur, hier die Cardial-Kultur, womöglich schon die höchste Siedlungsdichte aller nachfolgenden Kulturen bis weit in die Bronzezeit hinein gehabt haben.

Abb. 3: Frühneolithische Häuser in Travo, Norditalien - Rekonstruktion (Herkunft: Guiale)

 

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  1. Antolín, Ferran: Ackerbau, Risiken und Resilienzstrategien im Neolithikum im nordwestlichen Mittelmeergebiet, 30.7.21, https://youtu.be/9beUJIN32nc.
  2. Salavert, Aurélie; Martin, Lucie; Antolín, Ferran; Zazzo, Antoine: The opium poppy in Europe: exploring its origin and dispersal during the Neolithic. In: Antiquity 2018/08/01, DO  - 10.15184/aqy.2018.154 (Researchgate)
  3. Bading, Ingo: 4.700 v. Ztr. - Indogermanen am Mittellauf der Donau?, 2021, https://studgendeutsch.blogspot.com/2021/07/4700-v-ztr-indogermanen-am-mittellauf.html
  4. Bading, Ingo: Die weltgeschichtliche Bedeutung der bandkeramischen Kultur, 2009, https://studgendeutsch.blogspot.com/2009/01/die-weltgeschichtliche-bedeutung-der.html

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