Am 25. März ist eine neue archäogenetische Studie im Preprint erschienen (1). Versuchen wir, die wesentlichsten Erkenntnisse derselben zusammenzufassen, auch wenn sie in der Studie selbst so deutlich noch nicht in Worte gefaßt sind als wir das im folgenden tun werden.
Die heutigen Mongolen ebenso wie ihre vorgeschichtlichen Vorfahren stehen genetisch auf der Mitte zwischen der Völkergruppe des Amur-Flusses (repräsentiert durch die dortigen Ultschen [2]) einerseits und den Menschen im Hochland von Tibet (Nepal) andererseits. Auf der Mitte dieser Achse - zugleich leicht in Richtung südostasiatische Genetik hin verschoben - siedeln sich nun auch die Vorfahren jener Han-Chinesen an, die um 3.000 v. Ztr. am Mittellauf des Gelben Flusses in einer kargen Steppen-Region lebten, die heute Wüste geworden ist (1) (Abb. 1: die offenen, nach unten stehenden Dreiecke in der Mitte).
Wir stellen also zunächst fest, daß die Genetik dieser vier großen, unterscheidbaren nordasiatischen Herkunftsgruppen, also
- der Tibeter (Abb. 1: braun),
- der Mongolen (orange),
- der Amur-Leute (gelb) und
- der Han-Chinesen (lila)
sehr eng mit dem geographischen (und auch kulturellen) Abstand dieser Gruppen zueinander zu korrelieren scheint. Und dieser auffällige Umstand scheint nicht erst heute vorzuliegen, sondern schon um 3.000 v. Ztr. (1). Was diese vier Großgruppen betrifft, sehen wir also zunächst einmal genetische Kontinuität über viele tausend Jahre hinweg. Eine größere geographische Ausbreitungsbewegung einer dieser vier "einheimischen" nordasiatischen Herkunftsanteile von einer Region in eine andere - wie sie für das Neolithikum Europas festgestellt worden ist von Seiten der Archäogenetik - ist für den Zeitraum bis 3.000 v. Ztr. für bislang China nicht festgestellt worden. Hinweise auf eine solche haben sich - jedenfalls bislang - noch nicht gefunden. Ein außerordentlich auffälliger Befund, der zunächst einmal sehr deutlich in Gegensatz steht zu dem bisherigen Bild, das auch wir selbst uns hier auf dem Blog über die Ethnogenese der Chinesen - sehr vorläufig - aufgrund ihrer heutigen Genetik gemacht hatten (2).
Abb. 1a: Legende zu Abb. 1 (aus: 1) |
Natürlich kommt spätestens ab 3.000 v. Ztr. in der Mongolei und an der Westgrenze Chinas und Tibets die indogermanische Steppen-Genetik hinzu. Da wir diese aber in groben Zügen schon in früheren Blogartikeln behandelt und verstanden haben - und diese neue Studie das Bild diesbezüglich nicht wesentlich neu zeichnet -, soll diese Steppen-Genetik im vorliegenden Blogartikel unberücksichtigt bleiben. Es ist bislang jedenfalls nicht erkennbar, daß die damit verbundenen indogermanischen Völker irgendeinen genetischen Einfluß auf die Ethnogenese der Han-Chinesen gehabt hätten (1).
Die älteste, bislang archäogenetisch untersuchte Kultur, aus der das Volk der Chinesen offensichtlich hervorgegangen ist, ist bislang erst auf 3.000 v. Ztr. datiert (1). Und auffälligerweise findet sich um 3.000 v. Ztr. in den Vorfahren der heutigen Chinesen noch nicht jener südostasiatische Herkunftsanteil, der heute in allen Han-Chinesen (allerdings in unterschiedlichen Anteilen) vorhanden ist (Abb. 2). Dieser südostasiatische Herkunftsanteil scheint also - geschichtlich gesehen und entgegen dem Bild, das wir uns bisher auch hier auf dem Blog vorläufig gemacht hatten (2) - in der Entwicklung des chinesischen Volkes erst in der weiteren geschichtlichen Entwicklung dazu gekommen zu sein (vermutlich erst nach 300 v. Ztr.), also vermutlich erst in historischer Zeit, vermutlich spätestens seit dem Spätneolithikum (siehe unten: Ergänzung 2).
Vorläufig also - und überraschenderweise - ein völlig anderes Bild als es für die Archäogenetik Europas in den letzten fünf Jahren erarbeitet worden ist.
Wenn wir nun in den Zeitraum vor 3.000 v. Ztr. hinsichtlich der Ethnogenese der Han-Chinesen zurück extrapolieren, so deutet sich bislang für uns an, daß die Han-Chinesen gar nicht hervorgegangen sind aus irgendwelchen großräumigeren Völkerbewegungen oder aus dem Zusammentreffen unterschiedlicher Herkunftsanteile (wie die neolithischen Kulturen Europas). Vielmehr könnte es so sein, daß sich die Han-Chinesen einfach aus den lokal am Gelben Fluß lebenden Jäger-Sammler-Völkern heraus weiter entwickelt haben und mit ihrer eigenen, gleichbleibenden Genetik zum Ackerbau übergegangen sind. Dann würde unsere erst kürzlich aufgestellte Hypothese, bzw. sehr spekulative Vermutung (2), daß die erfolgreichste Evolution von Intelligenzgenetik der Völker auf der Nordhalbkugel regelmäßig etwas mit "Halb-und-Halb"-Mischungen genetisch sehr unterschiedlicher Herkunftsgruppen zu tun haben könnte, widerlegt sein.
Am Mittelauf des Gelben Flusses (Wiki) im Norden Chinas, wo immer schon die Wiege der chinesischen Zivilisation vermutet worden war, gibt es also einen Ausgrabungsort aus der Zeit um 3.000 v. Ztr. mit den Überresten von 20 Menschen, die sequenziert werden konnten, nämlich in Wuzhuangguoliang (zur Orientierung: Abb. 3 und 4). Die Aufbereitung der Gendaten, gewonnen aus Knochenresten von 20 unterschiedlichen Menschen dieses Ausgrabungsortes steht im Mittelpunkt der ersten, umfassenden archäogenetischen Studie zur Geschichte der Han-Chinesen, die am 25. März im Vorabdruck erschienen ist (1). Diese Studie wertet die archäogenetischen Daten von insgesamt 191 Menschen aus, die zwischen Neolithikum und Eisenzeit in verschiedenen Regionen Ostasiens gelebt haben (Jomon in Japan, Völker auf Taiwan, in Tibet, der Mongolei und so weiter).
In Abbildung 2 sehen wir nun, was wir in früheren Beiträgen schon grob behandelt hatten: Ein südchinesischer Herkunftsanteil, der vermischt ist mit einem nordchinesischen Herkunftsanteil. Allerdings ist die Vermischung zwischen beiden nicht "Halbe-Halbe", wie wir es bisher angenommen hatten, sondern jener nordchinesische Herkunftsanteil wie er in den Skeletten von Wuzhuangguoliang gefunden wurde (und der - übrigens! - auch keineswegs - wie bislang von uns angenommen - identisch ist mit der Herkunftsgruppe der Leute am Amur-Fluß), beträgt bei den heutigen Han-Chinesen zwischen 77 und 93 % (1) und der südchinesische Herkunftsanteil macht jeweils den Rest.
Dieser Rest hat sich bis zum Gelben Fluß spätestens ab dem Spätneolithikum ausgebreitet (siehe Ergänzung 2). Wenn wir berücksichtigen, daß die heutigen Japaner und Koreaner genetisch - nach dieser Studie - zu 84, bzw. 87 % Han-Genetik in sich tragen und zu 15, bzw. 12 % (einheimische) Jomon-Genetik, aber keinerlei südostasiatische Genetik (1) (haben wir das richtig verstanden?), dann muß der Zufluß der letzteren nach jenem Nordchina, von wo (ab 300 v. Ztr.) die Besiedelung Koreas und Japans durch Reisbauern Han-chinesischer Herkunft ihren Ausgang nahm, noch nicht so weit fortgeschritten gewesen sein (Wiki).
Diese Überlegung wird in der ausgewerteten Studie (1) noch gar nicht formuliert, scheint uns aber doch sehr naheliegend zu sein.
Und wie schon angedeutet, stellt sich nun heraus, daß dieser nordchinesische Herkunftsanteil - wie er sich um 3.000 v. Ztr. so unvermischt in Wuzhuangguoliang am Mittellauf des Gelben Flusses findet - keinesfalls identisch ist mit der Genetik der Ultschen am Amur-Fluß nördlich von Korea, wie wir das bislang wahrgenommen hatten (2). Vielmehr zeigt sich in Abbildung 1, daß die Menschen von Wuzhuangguoliang um 3.000 v. Ztr. genetisch noch sehr viel uneinheitlicher waren ("weiter streuten") als das die Han-Chinesen heute tun (Abb. 1: offene, nach unten stehende Dreiecke). Aber sie stehen genetisch eben sehr deutlich auf der Mitte eines Verwandtschaftsgradienten zwischen den Ultschen am Amur-Fluß einerseits und den Tibetern im Hochland von Tibet andererseits. Und sie weichen auch von den ebenfalls auf dieser Mitte stehenden Mongolen ab. Genetisch sind die Mongolen vom südchinesischen Herkunftsanteil noch weiter entfernt als die Han-Chinesen von Wuzhuangguoliang.
Und damit ergibt sich das Bild, das wir eingangs schon beschrieben haben.
Abb. 3: Der archäologische Fundort Wuzhuangguoliang in der Nähe von Hengshan am Gelben Fluß an der Südgrenze der Inneren Mongolei |
Wuzhuangguoliang ist heute Wüste, um 3.000 v. Ztr. war es Steppen-Gebiet. Die Menschen dort haben Rinder und Schweine gehalten, aber auch viel Wild gejagt.
Soweit die uns wesentlichsten Ergebnisse der Studie. Nun noch Detailerkenntnisse zu einigen der genannten Großgruppen, Detailerkenntnisse, die aber nicht mehr das große Bild betreffen, jedoch manche Differenzierungen im Detail erlauben.
Die tibetische Völkergruppe
Die Großgruppe der Tibeter, also das in der Studie erörterte tibetische
Cluster, wird von den Forschern in drei Unter-Cluster eingeteilt, in ein
"Kern-tibetisches" (dem heutigen Nepal nahestehendes), ein
Nord-tibetisches (in das sich indogermanische Steppen-Genetik von der
Seidenstraße her kommend eingemischt hat) und ein "Tibet-Yi
Korridor"-Cluster, angesiedelt am östlichen Ende des tibetischen
Plateaus, in der Region, die das Hochland von Tibet mit den tiefer
gelegenen Regionen verbindet. In dieser Region lebt beispielsweise auch
die Volksgruppe der Qiang (Wiki).
Außerdem leben hier Volksgruppen, die Tibetisch-sprachig sind, sowie
Lolo-Burmesisch-Sprechende. Sie alle tragen heute zu 30 bis 70%
südostasiatische Herkunftsanteile in sich. Und es darf wohl vorläufig
davon ausgegangen werden, daß diese südostasiatischen Herkunftsanteile
sich auch hier ab dem Spätneolithikum und bis erst in historische Zeit eingemischt haben. (Wie gesagt:
alles vorläufige Wahrnehmungen.)
Die Völkergruppe am Amur-Fluß
An der Küste südlich von Wladiwostok fand man eine ganze Familie der neolithischen Boisman-Kultur (5.000 v. Ztr.) (Wiki) bestattet, und zwar ein Elternpaar und vier Kinder (1). Diese Boisman-Bauern-Kultur war ein Fischervolk und hat viele Muschelhaufen hinterlassen (1; Suppl Inform.). Und dieses Volk stand nun genetisch dem Fischervolk der Ultschen am Amur-Fluß (und gefundenen Skeletten einer dortigen Teufels-Höhle) vergleichsweise nahe. In der Studie heißt es dazu (1):
Die Individuen der neolithischen Boisman-Kultur (etwa 5.000 v. Ztr.) und der eisenzeitlichen Yankovsky-Kultur (etwa 1.000 v. Ztr.) zusammen mit schon früher publizierten Daten aus der Teufels-Höhle (etwa 6.000 v. Ztr.) sind genetisch untereinander alle sehr ähnlich. Sie dokumentieren das kontinuierliche Bestehen dieses Herkunftsprofils im Tal des Amur-Flusses über 8.000 Jahre hinweg. (...) Die neolithischen Boisman-Individuen teilen Herkunftsanteile mit den Jomon wie dies hatte angenommen werden können aufgrund ihrer Zwischen-Stellung zwischen der Ostmongolei und den Jomon.The individuals from the ~5000 BCE Neolithic Boisman culture and the ~1000 BCE Iron Age Yankovsky culture together with the previously published ~6000 BCE data from Devil’s Gate cave are genetically very similar, documenting a continuous presence of this ancestry profile in the Amur River Basin stretching back at least to eight thousand years ago (Figure 2 and Figure S2). The genetic continuity is also evident in the prevailing Y chromosomal haplogroup C2b-F1396 and mitochondrial haplogroups D4 and C5 of the Boisman individuals, which are predominant lineages in present-day Tungusic, Mongolic, and some Turkic-speakers. The Neolithic Boisman individuals shared an affinity with Jomon as suggested by their intermediate positions between Mongolia_East_N and Jomon in the PCA and confirmed by the significantly positive statistic f4 (Mongolia_East_N, Boisman; Mbuti, Jomon).
Hier handelt es sich also um jene Völkergruppe, die wir kurzgefaßt die Amur-Fluß-Leute genannt haben. Und von diesen stammen die heutigen Han-Chinesen eben keinewegs ab, wie wir bislang angenommen hatten (ausgehend von einem Blogartikel von Razib Khan - wenn wir uns recht entsinnen.)
Die südostasiatische Völkergruppe
Auch die südostasiatische Herkunftsgruppe (bislang repräsentiert durch die taiwanesischen "Amis") konnte besser aufgeklärt werden (1):
Die archäogenetisch untersuchten archäologischen Kulturen in Taiwan und die Völker austronesischer Sprache teilen mehr Herkunftsanteile mit Tai-Kadai-sprachigen Volksgruppen im südlichen Festland-China und auf der Hainan-Insel als sie dies mit anderen Ostasiaten tun. Diese Tatsache steht im Einklang mit der Hypothese, daß jene vorgeschichtlichen Populationen, die viel genetische Ähnlichkeit mit den heutigen Tai-Kadai-Sprachigen haben, die Quelle für die Ausbreitung des Ackerbaus nach Taiwan vor 5000 Jahre waren.Ancient Taiwan groups and Austronesian-speakers share significantly more alleles with Tai-Kadai speakers in southern mainland China and in Hainan Island than they do with other East Asians (Table 395S8), consistent with the hypothesis that ancient populations related to present-day Tai-Kadai speakers are the source for the spread of agriculture to Taiwan island around 5000 years ago.
Aber dann natürlich nicht nur für die Ausbreitung des Ackerbaus nach Taiwan, sondern über ganz Südchina, eben die Reisbauern am Jangtse. Etwas später heißt es dementsprechend noch einmal (1):
Fast die gesamte Herkunft der Völker austronesischer und Tai-Kadai-Sprachen besteht aus der Jangtse-Reisbauern-Herkunft. Und die Herkunft einiger austroasiatisch sprechender Völker leitet sich zu zwei Dritteln aus dieser Herkunftgruppe ab.Original: The Yangtze River farmer related ancestry contributed nearly all the ancestry of Austronesian speakers and Tai-Kadai speakers and about 2/3 of some Austroasiatic speakers.
Darüber hatten wir ja auch schon in früheren Blogartikeln geschrieben. Und hier scheint das große Bild zunächst nicht verändert zu werden durch die neue Studie.
Die Han-Chinesen
Dann eben heißt es über die Herkunft der Han-Chinesen selbst - und zwar unseres Erachtens zunächst etwas irreführend (1):
Die Han-Chinesen dürften in unterschiedlichen Herkunfts-Anteilen eine Mischung sein zwischen Gruppen, die genetisch der neolithischen Wuzhuangguoliang-Kultur nahe stehen und Völkern, die dem südostasiatischen Cluster nahe stehen.
Han Chinese may be admixed in variable proportions between groups related to Neolithic Wuzhuangguoliang and people related to those of the Southeast Asian Cluster.
Diese Aussage wird zutreffen für die Han-Chinesen ab dem Spätneolithikum und zunehmend mehr in historischer Zeit. Dieser Umstand dürfte nicht ganz unbedeutend sein. Weiter heißt es in der Studie, was sich eben wiederum nur auf die Chinesen frühestens ab dem Spätneolithikum beziehen wird (1):
Wir können fast alle heutigen Han-Chinesen modellieren als Mischlinge zweier ursprünglicher Populationen mit 77 bis 93 % genetischer Herkunft, die in Beziehung steht zum neolithischen Wuzhuangguoliang vom Tal des Gelben Flusses, und mit dem Rest von einer Population, die in Beziehung steht zum vorgeschichtlichen Taiwan, von der wir annehmen, daß sie eng mit den Reisbauern des Jangtse-Flusstales verwandt war.Original: We can model almost all present-day Han Chinese as mixtures of two ancestral populations, in a variety of proportions, with 77-93% related to Neolithic Wuzhuangguoliang from the Yellow River basin, and the remainder from a population related to ancient Taiwan that we hypothesize was closely related to the rice farmers of the Yangtze River Basin.
Die mongolische Völkergruppe
Sehr spannend ist wohl auch noch, daß die Xiongnu und die Mongolen, aus denen zu nicht geringen Anteilen jene zerstörerischen Hunnen hervorgegangen sein werden, die die antiken indogermanischen Reiche Westasiens und des Mittelmeerraumes (Fürstentümer an der Seidenstraße, Sogder, Iraner usw.) mit der Völkerwanderung in der Spätantike zum Einsturz brachten, zu 20 bis 40 % genetischen Herkunftsanteil von Han-Chinesen hatten zusätzlich zu Herkunftsanteilen aus der zweiten Welle der Indogermanen-Ausbreitung (Shintashta/Andronovo) und zusätzlich zu einheimischen mongolischen genetischen Anteilen (1).
Abb. 4: Der Gelbe Fluß, unter anderem mit seinen Nebenflüssen Wuding und Fen (Wiki) |
Und auch diese Studie bestätigt wieder, daß sich in der Population von Shirenzigou die Genetik der ersten Indogermanen-Ausbreitung (Yamnaja/Afanasievo) bis 190 n. Ztr. gehalten hat. Diesen Umstand hatten wir ja hier auf dem Blog schon behandelt. Sie tragen zu je einem Drittel als Herkunftsanteile in sich: Turkvolk-Anteil (westsibirische Jäger/Sammler), Mongolen-Anteil und ursprünglicher Indogermanen-Anteil.
Keineswegs kann und soll mit diesem Blogartikel irgend etwas Abschließendes zum Thema gesagt werden. Es dürfte immerhin spannend sein, ob sich die Umrisse des hier gezeichneten Bildes künftig durch weitere Forschungen bestätigen werden oder ob das Bild doch noch einmal ganz anders zu entwerfen ist.
In Tang-Zeit "Replacement" der einheimischen chinesischen Hunde-Rassen
Ergänzung 1, 30.4.2020: Um 5.000 v. Ztr. lebten in Sibirien und in China domestizierte Hunde der mitochondrialen Haplogruppe A1b (4). Von diesen Hunden stammten jene domestizierten Hunde ab, die sich dann über ganz Südostasien verbreiteten, insbesondere auch mit den austronesischen Völkern über die gesamte pazifische Inselwelt (die heute ausgestorbenen "Polynesischen Hunde" [Wiki]). Von ihnen stammen auch die australischen "Dingo" (Wiki) ab.
Interessanterweise hat es aber - offenbar - in den letzten zweitausend Jahren in China selbst ein "genetic Replacement", einen genetischen Austausch der einheimischen domestizierten Hunderassen durch Hunde der mitochondrialen Haplogruppe A1a gegeben, die aus Europa stammen und heute dort ebenso wie in Nordamerika und Afrika verbreitet sind (4). Das würde nahelegen, daß die Sogder der Tang-Zeit über die Seidenstraße hinweg auf ihren Karawanen von Samarkand aus europäische Hunderassen nach China eingeführt haben, die im Laufe der Jahrhunderte die dort einheimischen Hunderassen verdrängt haben. (Und, wir können uns die Nebenbemerkung nicht verkneifen: Vielleicht haben die europäischen Hunderassen ja auch besser geschmeckt, ähem.)
Ergänzung 1a, 28.6.2020: Auch jene chinesischen Ziegen, von denen die berühmte Kaschmir-Wolle gewonnen wird, stammen vom östlichen Rand des Fruchtbaren Halbmonds, sind also wohl ursprünglich von der iranisch-neolithischen Völkergruppe spätestens um 6.500 v. Ztr. domestiziert und Richtung Osten ausgebreitet worden. Sie kamen dann in der Bronzezeit nach China (11).
Der südchinesische genetische Anteil kam schon im Spätneolithikum an den Gelben Fluß
Ergänzung 2, 1.6.2020: In einer neuen archäogenetischen Studie zu China (5, 6) ist ebenfalls von der "Jahrtausende langen genetischen Stabilität der Völker am Amur-Fluß" ("Long-term genetic stability of Amur river populations") die Rede (5). Auch hier findet man, daß die Vorfahren der heute am Amur-Fluß lebenden Tungusen dort grob mit derselben Genetik spätestens seit dem Neolithikum leben, ursprünglich als Fischer, Jäger und Sammler, später zusätzlich als Herdenhalter und mit ein wenig Ackerbau. (Von dieser 8.000 Jahre langen genetischen Kontinuität ist oben im Artikel schon die Rede gewesen.)
Weiter südlich vom Amur-Fluß hat es die schon früh Hirse anbauenden Bauern-Populationen am Westlichen Liao-Fluß gegeben. Diese Region befand sich zunächst unter dem genetischen und kulturellen Einfluß der Menschen am Gelben Fluß, vom Beginn der Bronzezeit an aber unter dem genetischen und kulturellen Einfluß der Menschen am Amur-Fluß. In der Zusammenfassung der Studie heißt es (5):
Im Gegensatz zur genetischen Stabilität der Amur-Menschen, veränderten sich die genetischen Profile der Menschen am Gelben Fluß und am Westlichen Liao-Fluß über die Zeiten hinweg beträchtlich. Die Populationen am Gelben Fluß zeigen einen stetigen Anstieg ihrer genetischen Ähnlichkeit mit heutigen Südchinesen und Südostasiaten. Bei den Menschen am Westlichen Liao-Fluß korreliert die Intensivierung des Ackerbaus im Späten Neolithikum mit einer erhöhten genetischen Ähnlichkeit mit den Menschen am Gelben Fluß, während das Hereinkommen einer Herden-Wirtschaft während der Bronzezeit mit einer erhöhten genetischen Verwandtschaft zu den Leuten am Amur-Fluß einherging.
Original: Contrary to the genetic stability in the AR, the YR and WLR genetic profiles substantially changed over time. The YR populations show a monotonic increase over time in their genetic affinity with present-day southern Chinese and Southeast Asians. In the WLR, intensification of farming in the Late Neolithic is correlated with increased YR affinity while the inclusion of a pastoral economy in the Bronze Age was correlated with increased AR affinity.
Offensichtlich ist also die schon oben erörterte südchinesische Herkunftskomponente der heutigen Han-Chinesen und Ostasiaten schon spätestens ab dem Spätneolithikum über die Jahrtausende hinweg ganz allmählich immer mehr nach Norden "diffundiert" (vielleicht vergleichbar mit dem zeitgleichen gegenseitigen Durchdringen von anatolisch- und iranisch-neolithischer Genetik auf dem breiten Raum zwischen Mittelmeer und Iran) (5):
Die spätneolithischen Menschen der Longshan-Kultur in der Region am Gelben Fluß waren genetisch schon den heutigen südchinesischen und südostasiatischen Menschen ähnlicher als noch die mittelneolithischen Menschen der Yangshao-Kultur.
Original: Late Neolithic Longshan individuals (“YR_LN”) are genetically closer to present-day populations from southern China and Southeast Asia (“SC–SEA”) than earlier Middle Neolithic Yangshao ones (“YR_MN”).
Damit geht einher eine Zunahme des (südchinesischen) Reis-Anbaus in der Region am Gelben Fluß zwischen Mittel- und Spätneolithikum. In der Bronzezeit hat sich der südchinsische genetische Anteil bei den Menschen am Gelben Fluß dann nicht mehr geändert. Da die heutigen Han-Chinesen noch mehr südchinesische genetische Anteile haben als die spätneolithischen Menschen am Gelben Fluß, muß es aber noch einen weiteren, späteren Schub in der Zunahme des südchinesischen Anteils gegeben haben. Der genetische Einfluß der neolithischen Bauernkulturen am Gelben Fluß erstreckte sich schon im Neolithikum bis weit in die Mongolei.
Ein Podcast bestätigt unsere Interpretation der neuen China-Studien
Ergänzung 3, 28.6.2020: In dem Podcast "The Insight" (7) der US-amerikanischen Humangenetiker Razib Khan und Spencer Wells wird - allerdings nur an einer Stelle kurz - von Razib Khan jener wichtige Grundgedanke geäußert, der in diesem Blogbeitrag - und inzwischen mehrfach in Videos von Seiten des Autors dieser Zeilen umsonnen worden ist: Während es in der Werdezeit der heutigen europäischen Völker zwei fast vollständige "genetic replacement", also zweimal einen fast vollständigen Bevölkerungsaustausch gegeben hat (nämlich am Beginn und am Ende des Neolithikums, also 5.500 v. Ztr, sowie 2.800 v. Ztr.), ist die Werdezeit der ostasiatischen Völker gekennzeichnet von durchgehender genetischer Kontinuität vor Ort. Die Vorfahren der Han-Chinesen sind vor Ort - nämlich am Gelben Fluß - zum Ackerbau übergegangen und haben auch vor Ort die ersten (wohl vorauszusetzenden) Staaten des Mittelneolithikums und der Bronzezeit ausgebildet, ohne dabei jemals genetisch "ausgetauscht" worden zu sein.
Es kam nur ab dem Spätneolithikum mit den Reisbauern südchinesische Genetik noch dazu. Und dieser Anteil wuchs unter den Han-Chinesen in nachfolgenden Geschichtsepochen bis heute langsam an. Es dürfte noch interessant sein zu erfahren, welche Eigenschaften mit diesem südchinesischen genetischen Anteil bei den Han-Chinesen dazu kamen. Insgesamt aber wird wohl beim jetzigen Kenntnisstand gesagt werden dürfen, daß die grundlegenden Eigenschaften der Han-Chinesen und damit Ostasiaten autochthon am Gelben Fluß evoluiert sind und ohne umfangreicheren genetischen Zufluß von außen (in Gen-Kultur-Koevolution).
Dieser Umstand wirft tiefe, womöglich auch geschichtsphilosophische Fragen auf, aber auch Fragen in Hinblick auf die Gesetzmäßigkeiten menschlicher Intelligenz-Evolution. Die erwähnte Podcast-Sendung ist uns an dieser Stelle aber erst einmal nur deshalb wichtig, weil wir hier zum ersten mal unsere eigene Interpretation der neuesten archäogenetischen Studien zur Frühgeschichte Chinas (siehe oben) von kenntnisreicher Seite bestätigt erhalten. Und zwar von Leuten, deren Arbeit wir schon seit 15 Jahren verfolgen und schätzen. Man darf gespannt sein, wann die Forscher selbst, die an den hier ausgewerteten Studien beteiligt sind, die hier erörterten Themen öffentlich erläutern. (Vielleicht ist das schon irgendwo geschehen, uns aber bislang entgangen.)
Die Podcast-Sendung ist aber auch deshalb interessant, weil in ihr einmal erneut die Bedeutung des ostasiatischen EDAR-Gens (8) umsonnen wird, eines "Schlüssel-Gens", das verschiedene ausgeprägte phänotypische Merkmale der Ostasiaten hervorruft, darunter ihre dicken schwarzen Haare, die kleineren Brüste der ostasiatischen Frauen, die Zahnstellung der Ostasiaten. Es tritt in Kombination mit anderen Genen auf (9), die den geringen Körpergeruch der Ostasiaten hervorrufen, ein anderes Ohrenschmalz und diverse andere Dinge. An der vorgeschichtlichen Verbreitung des EDAR-Gens ist auffällig, daß dies auch bei den mesolithischen Fischern, Jägern und Sammlern in Skandinavien anzutreffen war. Ob es - womöglich - mit der Ausbreitung der Keramik von Japan und China aus soweit nach Westen vorgedrungen ist, ist sicher noch einmal gesondert zu klären.
Und im Podcast wird insbesondere auch auf die phänotypische Einheitlichkeit der Ostasiaten aufmerksam gemacht, die ja auch in enger Verbindung steht mit angeborenen psychischen Merkmalen (z.B. Depressions-Neigung) und der dort vorherrschenden konformistischen Kultur. Immer deutlicher schälen sich die Gesetzmäßigkeiten einer Gen-Kultur-Koevolution diesbezüglich heraus.
Indem man diesen Zusammenhängen nachgeht, kann zeitlich allmählich immer besser eingeordnet werden, wann und aufgrund welcher Umstände der "klassische" ostasiatische Menschentyp entstanden ist. Dieselben Vorgänge können - vielleicht dazu zeitlich parallel - an der Mittleren Wolga bei der Entstehung der (urindogermanischen) Chwalynsk-Kultur beobachtet werden, wo jener Menschentypus entstand, von dem die heutigen Europäer - zu einem Großteil - abstammen (zu bis zu 70 Prozent in Nordeuropa).
Die Geschichte der südchinesischen Abstammungsgruppe kann detaillierter zeitlich eingeordnet werden
Ergänzung 4 (12.11.2020): In einer neuen Studie heißt es (12):
Wir stellen fest, daß die als "Südostasiatische" oder "Jangtse-Reisbauern"-Herkunftsgruppe benannte Linie monophyletisch ist - aber nicht homogen. Denn sie setzt sich aus vier regional unterschiedlichen Untergruppen zusammen. Diese Untergruppen sind jeweils verantwortlich für die Weitergabe des Austronesischen, der Kra-Dai-Sprachen, der Hmong-Mien-Sprachen und der austorasiatischen Sprachen. Ihre ursprünglichen Heimatländer liegen aufeinanderfolgend verteilt von Osten nach Westen im südlichen China. Vielfältige phylogenetische Analysen legen nahe, daß die früheste weiter bestehende Abzweigung von den mit Ostasiaten verwandten Populationen die Ersten Amerikaner sind (etwa 27.700 vor heute), gefolgt von der Aufzweigung vor dem Maximum der letzten Eiszeit zwischen Nord- und Süd-Ostasiaten (etwa 23.400 vor heute) und der vorneolithischen Aufzweigung zwischen den Südostasiaten an der Küste und im Inland (16.400 vor heute). ...We discover that the previously described ‘Southern East Asian’ or ‘Yangtze River Farmer’ lineage is monophyletic but not homogeneous, comprising four regionally differentiated sub-ancestries. These ancestries are respectively responsible for the transmission of Austronesian, Kra-Dai, Hmong-Mien, and Austroasiatic languages and their original homelands successively distributed from East to West in Southern China. Multiple phylogenetic analyses support that the earliest living branching among East Asian-related populations is First Americans (∼27,700 BP), followed by the pre-LGM differentiation between Northern and Southern East Asians (∼23,400 BP) and the pre-Neolithic split between Coastal and Inland Southern East Asians (∼16,400 BP). In North China, distinct coastal and inland routes of south-to-north gene flow had established by the Holocene, and further migration and admixture formed the genetic profile of Sinitic speakers by ∼4,000 BP. Four subsequent massive migrations finalized the complete genetic structure of present-day Southern Chinese. First, a southward Sinitic migration and the admixture with Kra-Dai speakers formed the ‘Sinitic Cline’. Second, a bi-directional admixture between Hmong-Mien and Kra-Dai speakers gave rise to the ‘Hmong-Mien Cline’ in the interior of South China between ∼2,000 and ∼1,000 BP. Third, a southwestward migration of Kra-Dai speakers in recent ∼2,000 years impacted the genetic profile for the majority of Mainland Southeast Asians. Finally, an admixture between Tibeto-Burman incomers and indigenous Austroasiatic speakers formed the Tibeto-Burman speakers in Southeast Asia by ∼2,000 BP.
- The Genomic Formation of Human Populations in East Asia. Chuan-Chao Wang, Hui-Yuan Yeh, Alexander N Popov, (...) Stephan Schiffels, Douglas J Kennett, Li Jin, Hui Li, Johannes Krause, Ron Pinhasi, David Reich bioRxiv 2020.03.25.004606; veröffentlicht 25.3.2020, doi: https://doi.org/10.1101/2020.03.25.004606
- Bading, Ingo: Im Jangtse-Delta entstand ein großes, begabtes Volk - Die Entstehung des chinesischen Volkes zwischen Früh- und Spätneolithikum. 23. September 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/09/im-jangtse-delta-dort-entstand-ein.html
- Tricia E. Owlett: Finding greener pastures - The local development of Agro-Pastoralism in the Ordos Region, North China. Journal of Indo-Pacific Archaeology 40 (2016):42-53 (pdf)
- Zhang, M., Sun, G., Ren, L., Yuan, H., Dong, G., Zhang, L., … Fu, Q. (2020). Ancient DNA evidence from China reveals the expansion of Pacific dogs. Molecular Biology and Evolution. doi:10.1093/molbev/msz311
- Chao Ning; Tianjiao Li; Ke Wang; (...) Johannes Krause; Martine Robbeets; Choongwon Jeong; Yinqiu Cui: Ancient genomes from northern China suggest links between subsistence change and human migration. Nature Communications, 1.6.2020, https://www.nature.com/articles/s41467-020-16557-2
- https://www.shh.mpg.de/1715716/ancient-genomes-northern-china
- https://insitome.libsyn.com/ancient-dna-and-china
- https://en.wikipedia.org/wiki/Ectodysplasin_A_receptor
- https://de.wikipedia.org/wiki/ABCC11
- https://ibading.blogspot.com/2015/02/des-tages-auf-wikipedia-als-eingestuft.html
- Yudong Cai, Weiwei Fu, Dawei Cai, Rasmus Heller, ... Yulin Chen, Yu Jiang, Xihong Wang: Ancient Genomes Reveal the Evolutionary History and Origin of Cashmere-Producing Goats in China, Molecular Biology and Evolution, Volume 37, Issue 7, July 2020, Pages 2099–2109, https://doi.org/10.1093/molbev/msaa103, Published: 23 April 2020
- Genomic Insights into the Demographic History of Southern Chinese Xiufeng Huang, Zi-Yang Xia, Xiaoyun Bin, Guanglin He, Jianxin Guo, Chaowen Lin, Lianfei Yin, Jing Zhao, Zhuofei Ma, Fuwei Ma, Yingxiang Li, Rong Hu, Lan-Hai Wei, Chuan-Chao Wang bioRxiv 2020.11.08.373225; doi: https://doi.org/10.1101/2020.11.08.373225 This article is a preprint and has not been certified by peer review
Ergänzung 28.6.2020: In dem Podcast "The Insight" (7) der US-amerikanischen Humangenetiker Razib Khan und Spencer Wells wird - allerdings nur an einer Stelle kurz - von Razib Khan ein wichtiger Grundgedanke geäußert, der in diesem Blogbeitrag - und inzwischen mehrfach in Videos des Bloginhabers umsonnen worden ist: Während es in der Werdezeit der heutigen europäischen Völker zwei fast vollständige "genetic replacement", also zweimal einen fast vollständigen Bevölkerungsaustausch gegeben hat (nämlich am Beginn und am Ende des Neolithikums, also 5.500 v. Ztr, sowie 2.800 v. Ztr.), ist die Werdezeit der ostasiatischen Völker gekennzeichnet durch durchgehende genetische Kontinuität vor Ort. Die Vorfahren der Han-Chinesen sind also VOR ORT - nämlich am Gelben Fluß - zum Ackerbau übergegangen und haben auch VOR ORT die ersten Staaten des Mittelneolithikums und der Bronzezeit ausgebildet, ohne jemals genetisch ausgetauscht worden zu sein.
AntwortenLöschenEs kam nur ab dem Spätneolithikum mit den Reisbauern südchinesische Genetik noch dazu. Und dieser Anteil wuchs unter den Han-Chinesen in nachfolgenden Geschichtsepochen bis heute langsam an. Es dürfte noch interessant sein zu erfahren, welche Eigenschaften mit diesem südchinesischen genetischen Anteil bei den Han-Chinesen dazu kamen. Insgesamt aber wird wohl gesagt werden dürfen, daß die grundlegenden Eigenschaften der Han-Chinesen und damit Ostasiaten autochthon am Gelben Fluß evoluiert sind (in Gen-Kultur-Koevolution).
Dieser Umstand wirft tiefe, womöglich auch geschichtsphilosophische Fragen auf, aber auch Fragen in Hinblick auf die Gesetzmäßigkeiten menschlicher Intelligenz-Evolution. - Diese Podcast-Sendung ist uns deshalb so wichtig, weil wir hier zum ersten mal unsere eigene Interpretation der neuesten archäogenetischen Studien zur Frühgeschichte Chinas (siehe oben) bestätigt erhalten. Und zwar von kenntnisreichen Leuten, deren Arbeit wir schon seit 15 Jahren verfolgen und schätzen. Man darf gespannt sein, wann Forscher, die an den Studien selbst beteiligt sind, über diese Themen öffentlich klar und deutlich sprechen. (Vielleicht ist das schon irgendwo geschehen, uns aber bislang entgangen.)
Diese Sendung ist aber auch deshalb interessant, weil die Bedeutung des ostasiatischen EDAR-Gens (8) umsonnen wird, eines "Schlüssel-Gens", das verschiedene ausgeprägte phänotypische Merkmale der Ostasiaten hervorruft, darunter ihre dicken schwarzen Haare, die kleineren Brüste der ostasiatischen Frauen, die Zahnstellung der Ostasiaten. Es tritt in Kombination mit anderen Genen auf (9), die den geringen Körpergeruch der Ostasiaten hervorrufen, ein anderes Ohrenschmalz und diverse andere Dinge.
Im Podcast wird insbesondere auf die phänotypische Einheitlichkeit der Ostasiaten aufmerksam gemacht, die ja auch in enger Verbindung steht mit angeborenen psychischen Merkmalen (z.B. Depressions-Neigung) und der konformistischen Kultur.
Indem man diesen Zusammenhängen nachgeht, kann zeitlich allmählich immer besser eingeordnet werden, wann und aufgrund welcher Umstände der "klassische" ostasiatische Menschentyp entstanden ist. Dieselben Vorgänge können - vielleicht dazu zeitlich parallel - an der Mittleren Wolga bei der Entstehung der (urindogermanischen) Chwalynsk-Kultur beobachtet werden, wo jener Menschentypus entstand, von dem die heutigen Europäer - zu einem Großteil - abstammen (zu bis zu 70 Prozent in Nordeuropa).