Freitag, 6. April 2012

Ostasiatische Gene, Keramik und Hirse breiten sich nach Westen aus (7.000 v. Ztr. und später)

"Dienekes Anthropologie-Blog" (1) macht auf eine neue humangenetische Studie aufmerksam (PLoS One), in der zum wiederholten male ostasiatische menschliche Gene in Osteuropa gefunden werden und in der abschließend auf archäologische Studien hingewiesen wird (Detlef Gronenborn u.a., 2005) zur Ausbreitung von Keramik und Seßhaftigkeit von aus Asien nach Osteuropa. Wobei (Halb-)Seßhaftigkeit - wie im Vorderen Orient - Jahrtausend lang noch keineswegs Ackerbau selbst impliziert oder implizieren muß.

Abb. 1: Erste Kulturen mit Keramik in zeitlicher Abfolge: Yelshanian (1), Rakushechnyi Yar (2), Buh-Dniestrian (3), Obere Wolga (4), Valdai (5), Sperrings (6), Narva (7), Chernoborskaya (8), Serteya (9) und Zedmar (10) (aus: D. Gronenborn u.a., pdf 2005)

Auch die Hirse hat sich schließlich in der Zeit des Frühneolithikums höchstwahrscheinlich von China aus nach Europa verbreitet. Dabei ist inzwischen auch klar geworden, daß nicht die Jomon-Kultur in Japan die weltweit älteste Kultur mit Keramik darstellt, sondern eine Kultur am mongolischen Amur-Fluß (lt. Detlef Gronenborn u.a., 2005):

Ein frühes Zentrum der Keramikherstellung ist im Fernen Osten Rußlands an den unteren Ufern des Amur-Flusses festgestellt worden: Gasya (14,200 - 10,690 cal BC), Khummi (14,600 - 9700 cal BC) und Goncharka (13,400 - 9700 cal BC), ebenso Gromatukha am Zeya Fluß (13,500 - 9230 cal BC). Frühe Daten hat man bekommen für Keramik-führende Siedlungsorte in der Transbaikal-Provinz im südlichen Sibirien: Ust-Karenga (11,600 - 10,450 cal BC), Ust-Kyakhta (11,900 - 11,150 cal BC) und Studenoye (11,250 - 10,350 cal BC). (...) Diese technische Neuerung erscheint im Waldsteppen-Gürtel des nördlichen Eurasie um 14.500 v. Ztr. und verbreitet sich nach Westen und erreicht den südöstlichen Ausläufer der osteuropäischen Ebenen um 7000 v. Ztr..
An early centre of pottery-making has been identified in the Russian Far East on the lower stretches of the Amur River: Gasya (14,200 - 10,690 cal BC), Khummi (14,600 - 9700 cal BC) and Goncharka (13,400 - 9700 cal BC), as well as Gromatukha on the Zeya River (13,500 - 9230 cal BC). Early dates have been obtained for pottery-bearing sites in the Trans-Baikal province in southern Siberia: Ust-Karenga (11,600 - 10,450 cal BC), Ust-Kyakhta (11,900 - 11,150 cal BC) and Studenoye (11,250 - 10,350 cal BC). (...) This technical novelty initially emerged in the forest-steppe belt of northern Eurasia starting at about 14,500 cal BC, and spread to the west to reach the south-eastern confines of East European Plain by 7000 cal BC.

Man hat also davon auszugehen, daß sich die Keramikverwendung von den osteuropäischen Steppen aus nicht nur bis in den Mittelmeerraum ( Cardial-Kultur [Wiki] ab 6.500 v. Ztr.) und in den Vorderen Orient (etwa Hassuna-Kultur [Wiki] ab 5.800 v. Ztr. und ihre Vorgängerkulturen) hinein verbreitet hat, sondern nur wenig später auch bis in die Ostseeregion (Ertebolle-Kultur ab 5.300 v. Ztr. [Wiki]). (Siehe auch Henny Piezonka 2008 oder Wikip..)

Noch um 850 n. Ztr. kamen mit den ungarischen Stämmen asiatische Gene nach Osteuropa (s. St. gen., 11.10.11). Ob die älteste Schicht ostasiatischer Gene sich schon mit dem Frühneolithikum, mit Keramik und Hirse ausbreitete oder später, wird wohl nach und nach noch genauer zu klären sein.

Denkbar ist die Ausbreitung der Gene ja nicht nur in den Körpern von Eroberern, sondern auch in den Körpern von Sklaven, denn der Sklavenhandel in Osteuropa ist bis ins Frühmittelalter hinein bezeugt und Tacitus berichtet von davon, daß die ostgermanischen Könige ihre Macht insbesondere auf Sklavenbesitz gründeten. Auch können sie sich ausbreiten in der Form des "Mitwanderns" von abhängigen, weniger kriegerischen und wanderungsfreudigen Unterschichten oder angegliederten Stämmen und Völkern mit anderen Völkern.

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  1. Dienekes’ Anthropology Blog: Rare mtDNA haplogroups of North Asia. 20.3.2012, http://dienekes.blogspot.com/2012/03/rare-mtdna-haplogroups-of-north-asia.html

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