Freitag, 4. Januar 2008

Max Planck: Tondokumente 1936 - 1945

Die beiden neu erschienenen supposé-CD's mit Tonaufnahmen des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Max Planck (1858 - 1947) (Amazon, supposé [mit wertvoller Hörprobe]) sind eine ganz außergewöhnliche Möglichkeit, sich dieser bedeutenden Persönlichkeit der deutschen Geistes- und Wissenschaftsgeschichte zu nähern. Bevor ich diese CD's kennenlernte, wußte ich von Max Planck fast gar nichts. Der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg spricht in seinen für mich so wertvollen Lebenserinnerungen "Der Teil und das Ganze" immer mit sehr großer Hochachtung von seinen Begegnungen und persönlichen Gesprächen mit Max Planck. Insbesondere in der Zeit nach dem Beginn der nationalsozialistischen Unrechts-Herrschaft hat sich Heisenberg mit Planck darüber besprochen, wie man sich als Physiker und Hochschullehrer in dieser schwierigen Zeit verhalten sollte. Aus diesen Gesprächen geht ganz klar hervor, wie sehr nicht nur Werner Heisenberg, sondern auch Max Planck den Nationalsozialismus abgelehnt haben.

Auch wenn man nun diese Tonaufnahmen hört, meint man aus fast allen seinen Worten - und insbesondere jenen, die er nicht sagt - seinen ganzen Abscheu gegenüber diesem System herauszuhören. Seine ganze heiße Liebe galt seiner Wissenschaft, der Physik, seine menschliche Liebenswürdigkeit richtete sich auf seine Kollegen - aber sie galten auch Deutschland, seinem Vaterland, als Ganzem und der internationalen Gemeinschaft der in der Physik Forschenden.

Max Planck muß - wenn man dem Eindruck dieser CD's folgt - ein ganz außergewöhnlich vornehmer und zugleich bescheidener, ja, auch humorvoller und fröhlicher Mensch gewesen sein. Unglaublich beeindruckt, ja, zum Teil erschüttert haben mich die Aufnahmen der Reden zur "Festsitzung zum 80. Geburtstag" von Max Planck in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin am 23. April 1938 (im berühmten Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Dahlem, dem damaligen deutschen "Oxford"). Es ist chronologisch gesehen die zweitälteste Aufnahme auf diesen beiden CD's. Wie Max Planck da mit humorvollen Erzählungen aus seinem Leben und mit Seitenbemerkungen den ganzen Saal ins Gelächter bringt, wie er dann aber insbesondere die Max-Planck-Medaille an den französischen Physiker Louis de Broglie verleiht, wie dann der Physiker Arnold Sommerfeld die Geburtstagsansprache hält - Sommerfeld war der Lehrer Werner Heisenbergs - und wie dann Max Planck die Dankesworte spricht - all das ist von so viel Humor, Lebenswärme, Güte und heißem Herzen getragen und überstrahlt, daß man sich buchstäblich in "eine andere Welt" versetzt fühlt.

Insbesondere der dabei ausgesprochene heiße, herzliche und gerade heraus gesprochene Wunsch Max Planck's, das französische und das deutsche Volk mögen sich nie wieder im Krieg einander begegnen, löst beim nachherig lebenden Zuhörer starke Bewegung aus, da er doch weiß, was nur wenige Monate später seinen Anfang nehmen sollte.

"Ein solches Volk kann nicht untergehen."

In der chronologisch letzten Tonaufzeichnung vom 5. Oktober 1945 spricht Planck abschließend von dem Einfluß seiner Lehrer, "die ausgezeichnet waren und mich in dem Glauben an eine höhere Weltordnung bestärkt haben". Wenn man diesen alten Mann diese Worte aussprechen hört, möchte man selbst an eine solche glauben! Merkwürdig, wie wenig selbstverständlich heutigen Forschenden eine solche ist. Oder sprechen sie darüber einfach nur weniger? Diese Tonaufzeichnung fand an Plancks letztem Zufluchtsort Göttingen statt. Er spricht in diesem Tondokument, einem Rundfunk-Interview, auch davon, daß er in Göttingen eine geistige Welt vorgefunden hätte, "die ich wohl nirgends sonst mehr finden werde, denn überall hat sich alles verändert". Auch hier wird wohl noch mehr durch das gesagt, was nicht ausgesprochen wird ...

Es findet sich auch die Aufzeichnung einer Rundfunkaufnahme vom 6. Februar 1943 - das war die Zeit der Endphase der Schlacht um Stalingrad. Max Planck ruft hier die Deutschen zur Pflichterfüllung auf, an welchen Ort auch immer sie gestellt sein mögen: "Wir denken an die Verkünder mannhafter, aufrechter Lebensführung, wir denken an Männer wie Luther und Kant und wir lauschen den Worten, die sie uns auch heute noch zurufen." Und er sagt, daß er "felsenfest an die Zukunft unseres heißgeliebten Vaterlandes" glauben würde. "Ein Volk von solch gesundem sittlichem Empfinden, von solchem Sinn für schlichte Wahrhaftigkeit und zugleich von solchem natürlichen Drang zum werktätigen Schaffen, ein solches Volk kann nicht untergehen." Damit schließt er und wenn man dabei an Menschen wie ihn selbst denkt, möchte man ihm wohl sehr, sehr gerne glauben.

Die CD's haben wohl mit Recht beste Kritiken bekommen. (supposé)

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