Donnerstag, 18. Oktober 2007

"Globalisierung" durch die Indo-Europäer

Wir bekommen von der Humangenetik ein immer exakteres Bild geliefert über die Humanevolution, bzw. (Welt-)Geschichte in den letzten 10.000 Jahren. Es müßten nur einmal alle relevanten Daten zusammengetragen werden, die heute schon bekannt sind (OMIM-Datenbank), und sie müßten mit den historisch bekannten Daten abgeglichen werden, um

1. schon ein sehr genaues und differenziertes Bild zu bekommen und
2. neue Forschungshypothesen aufstellen zu können.

Dazu ist von "Studium generale" schon sehr umfangreich Literatur zusammengestellt und durchgesehen worden (Lulu.com), dabei man aber feststellt, daß das Gebiet uferlos ist und daß man das eigentlich in einer ganzen Arbeitsgruppe machen müßte.

Auch Humangenetiker Razib Khan hat als einzelner natürlich nur einen Überblick über jeweils einen Ausschnitt von allen Einzeldaten, die bislang bekannt geworden sind. Aber er nähert sich, wie man meinen kann, doch immer genauer der eigentlichen historischen Wirklichkeit an, wenn er schreibt (Gene Expression, September 2007) (siehe auch die beiden vorigen Beiträge auf St. gen.) (Hervorhebungen nicht im Original):
(...) Even the early serological work on the Ainu of Japan seemed to show that this putatively Caucasoid population, as determined by older anthropometric methods and description, was more closely related by descent to the populations of East Asia than to Western Eurasians. Analysis of the Indian subcontinent seemed to show that there was more genetic distance between these peoples and those of the Middle East & Europe than some of the older models had projected. (...)

I posted yesterday about a study which studied the skin color variation in South Asians. The SNP of SLC24A5 which is fixed in Europeans and not present in Africans and East Asians, seems to exhibit high penetration within South Asia. In fact, it explains about the same proportion of the skin color difference between the lightest and darkest quintile of South Asians as it does in relation to the complexions of Europeans and Africans. [Spannende Aussage!] Lactase persistence also exhibits a similar pattern [spannend], the same allele seems to have swept from the Atlantic to the Bay of Bengal. Its penetration into Sub-Saharan Africa is patchier, and it seems not to have any discernible impact on East Asia.
Man möchte meinen, daß dies alles erklärt werden kann mit einer früheren Ausbreitung von indo-europäischen Völkern - auch nach Nordafrika hinein, deren Kulturen heute fast vollständig untergegangen sind und die sich höchstens noch in Sprachen im Mittleren Osten manifestieren. Von Völkern, deren Gene aber erhalten geblieben sind und mitunter vor Ort positive Selektion durchlaufen haben mögen. Man kann sogar weitergehen und vermuten, daß es vor allem Kentum-Sprachige, also Indo-Europäer aus Westeuropa, waren, die den nachhaltigsten genetischen Einfluß, zumindest in Afrika diesbezüglich, hinterlassen haben.

Die vormittelalterliche "Völkerwanderung", die die Wandalen bis Afrika brachte, ist nur das letzte Ausebben dieser Bewegung gewesen. Die eigentlich "letzte", wirklich große, bekannte Nord-Süd-Wanderung wird der Seevölker-Sturm (bzw. die "Dorische Wanderung") um 1200 v. Ztr. gewesen sein, die viele europäische Gene nach Afrika gebracht haben wird.

Aber Vergleichbares muß auch schon vorher - geradezu "zyklisch" - geschehen sein. Auch Razib Khan nähert sich immer mehr dieser soeben dargestellten Sichtweise und Interpretation der Daten an, zumal er auch mehr Detailkenntnisse zu den humangenetischen Forschungen auf dem indischen Subkontinent hat, von dem er herstammt, und in Südasien:
In "The Real Eve", a survey of the literature on neutral genetic markers as proxies for ancestry, Steve Oppenheimer asserted that the basic population groups we see around us today were established and in place by the end of the last Ice Age. In other words, most of the ancestors of people in East Asia, the Middle East, South Asia, Europe and Africa were on those continents 10,000 years ago. Of course there have been changes within the continents, the expansion of the Han within the last 3,000 years in China or the Bantu expansion in Africa are two examples. Additionally, there have been genetic overlays upon the bedrock, for example, the injection of African and Arabian female and male lineages respectively throughout what has become the Arab world over the last 1,500 years. (...)

I think this is wrong, and Oppenheimer in his chapter on East Asia supplies a clue to why this story isn't complete: he notes that the classical East Asian physical type, that is, Mongoloid, seems to emerge very recently. One could posit that this and artifact due to the paucity of fossil remains in this region for anatomically modern humans. But no, I think the answer is that the Mongoloid physical type emerged within the last 10,000 years due to recent human evolution! We also know from the data that the classical Northern European with fair hair, blue eyes and a taste for milk is also a recent evolutionary development, within the last 10,000 years. In Africa malaria probably resulted in some of the highest selection coefficients known to man, all within the last 5,000 years. In South Asia we know that lactase persistence and lighter skin are due to recent evolution, and likely both are exogenous. In fact, the allele is identitical by descent with that which is common in the Middle East and Europe. (...)

A group like the Indo-Europeans may be only a small proportion of the ancestry of modern Persians, Indians, Germans and Russians, but they might have been significant in spreading genes of great impact across this broad zone, generating surface commonalities which contradict the deep time cleavages wrought by the isolation of the Ice Age.
Razib Khan spricht also, wenn man ihn recht versteht, die Meinung aus, daß die Menschen heute äußerlich und oberflächlich sich (genetisch) stärker ähneln, als sie es genetisch tatsächlich aufgrund von langer Isolation in der Eiszeit sind. Er sagt also: die Rasseunterschiede, die man heute äußerlich sieht, müssen nicht unbedingt die sein, die genetisch tatsächlich innerlich vorhanden sind. Die "inneren" Unterschiede können sogar noch größer sein als die äußeren nahelegen.

Die "tiefere" genetische "Basis" (nach den Worten von Cavalli-Sforza) könnte tatsächlich sogar noch grundlegendere Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen aufweisen, als die Teil-"Globalisierung" - etwa durch die indo-europäischen Wanderungen - uns das heute oberflächlich vortäuscht.

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