Sonntag, 15. April 2007

"Banale Betonkisten" oder formschöne Rathäuser?

Architektur und Städtebau sorgen in deutschen Städten wie etwa in Frankfurt am Main immer wieder für die heftigsten, emotionalsten Diskussionen. Mit Recht. Denn nach dem Krieg wurde ein derart verwüstender Umgang mit der deutschen städtebaulichen Vergangenheit betrieben - und das auch noch als "fortschrittlich" hingestellt -, daß einem heute meist nur noch die Haare zu Berge stehen. Nun scheint das kleine Städtchen Gladbeck unaufgeregt neue Wege in die Zukunft aufzuzeigen. (Welt) Man meint, einen Bericht über Frankfurt zu lesen, wenn man da liest:

"... Das formschöne Jugendstil-Rathaus ... von 1910, überragt von einem weit in die Lande grüßenden Turm, wurde 1974 durch zwei banale, beschönigend „Solitäre“ genannte Betonkisten ergänzt. Das Gefühl eines zentralen Stadtplatzes konnte an diesem windigen Ort trotz Grün und hübschen Geschäften nie aufkommen. Da die Kuben wegen der hohen PCB-Belastung auf Dauer nicht zu halten waren, ergriff Baurat Michael Stojan die Chance, das Steuer in der Planungspolitik herumzureißen (...) Jetzt bildet der neu entstandene Platz vor dem Rathaus den Stolz von Gladbeck und eine Sehenswürdigkeit für Städtetouristen.

Was hat sich geändert? Anstelle der grauen Würfel haben die Architekten ... in Kooperation mit der Stadtverwaltung eine Gruppe von roten Backsteingebäuden errichtet. ... Diese architektonische Zwiesprache wirkt als ein Element der Integration, der Geselligkeit, der sozialen Verschwisterung. Rathaus und Stadt verwachsen gleichsam zu einer „Familie“, aus bloßer Nachbarschaft wird, was ein altes, schönes Wort buchstäblich aussagt: „Gemeinde“."

"... dass sich Architektur ... nicht „kurzlebigen internationalen Modetrends“ unterwerfen darf, sondern zu den historischen Errungenschaften bekennen sollte, die bei den Bürgern hoch im Kurs stehen ...." - "ein Städtebau, der die „Sehnsucht der Bürger nach vertrauten Stadträumen und Architekturen“ ansprechen will ..."

Solche Worte möchte man sich möglichst laut in Frankfurter Ohren wünschen. (Und natürlich nicht nur in Frankfurter ...)

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