Dienstag, 27. März 2007

Steven Pinker, "The New Republic" und die Gewalt in der Menschheitsgeschichte

Steven Pinker, von dem für September eine Buchneuerscheinung angekündigt ist, ist Stammautor des amerikanischen "neoliberalen" Magazins "The New Republic", vormals "das" "Flagschiff" der amerikanischen Linken.

Zunächst einmal zu dieser Zeitschrift, denn ihre Geschichte ist, wie man bei Wikipedia sehen kann, auch interessant. Sie wurde unter anderem von Walter Lippmann begründet, jenem einflußreichen amerikanischen Journalisten und Präsidenten-Berater, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg die erste Theorie über "Öffentliche Meinung" veröffentlichte (sehr geschätzt von der deutschen Erforscherin der Gesetze der öffentlichen Meinung, Elisabeth Noelle-Neumann, z.B. in ihrem Buch "Die Schweigespirale"). Durch seine Veröffentlichungen während und nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte Walter Lippmann auf, daß er die Gesetze der Formung öffentlicher Meinung (z.B. durch "Stereotypen-Bildung" und vieles andere) hervorragend beherrschte und diese Fähigkeit auch dazu benutzte, nun selbst amerikanische Führungskreise und die Öffentlichkeit auf jene merkwürdige bipolare Weltordnung vorzubereiten, die spätestens seit 1941 Teil der Kriegsziele der westlichen Demokratien gewesen ist. (Das entscheidende Merkmal dieser Kriegsziele war die "Bolschewisierung Ostdeutschlands und Osteuropas" bis zur Elbe. Falls sich herausstellen sollte, daß dies tatsächlich das Kriegsziel der westlichen Demokratien seit 1941 gewesen ist, wäre alles Gerede über eine "Zweite Front" auf dem Balkan, wie sie Churchill angeblich favorisiert hatte, um der Sowjetunion in Osteuropa zuvorzukommen, Kriegs- und Nachkriegspropaganda gewesen. Und genau dies ist auch die These einer Doktorarbeit von Peter Böttger ["Winston Churchill und die Zweite Front", Peter Lang 1984].) Jedenfalls: Die Vorbereitung der westlichen Welt auf die bipolare Weltordnung und die Popularisierung des neuen Denkens in solchen Kategorien ("Stereotypen") unternahm Walter Lippmann insbesondere in seinen Schriften "U.S. War Aims" (1944) und "Der Kalte Krieg"(1947). Wie konsterniert britische Linke auf die flüssig wechselnden Allianzen solcher "Weltordnungen" reagieren konnten, kann man ja geradezu klassisch in dem 1948 veröffentlichten Roman "1984" nachlesen, der kein Zukunftsroman ist, sondern die britische Kriegs- und Nachkriegserfahrung von George Orwell widerspiegelt, der in einer solchen Welt bewußt nicht weiterleben wollte.

Da der heutige Herausgeber des
"New Republic", Martin Peretz, seit einigen Jahrzehnten sehr prononciert Israel, den Zionismus und den amerikanischen Interventionismus weltweit unterstützt, gilt die Zeitschrift "New Republic" heute vielen amerikanischen Linken als neokonservativ. (Noch mancherlei anderes Erhellendes zum "New Republic" findet man auf Wikipedia deutsch und englisch.)

Doch zurück zu Steven Pinker. - Schon im Juni letzten Jahres veröffentlichte Steven Pinker im "New Republic" seinen wichtigen Aufsatz "Groups and Genes" über die Evolution des hohen aschkenasischen Intelligenz-Quotienten. Und schon im "Weltfragezentrum" von "The Edge" hatte er Anfang dieses Jahres seine These zum Rückgang der physischen Gewalt in der Menschheitsgeschichte vertreten. In seinem neuen "New Republic"-Aufsatz "A History of Violence" erläutert er diese These nun noch einmal. (hier oder hier)

Es scheint - obwohl man es noch nirgends ausdrücklich gelesen hat -, als ob Steven Pinker einen Zusammenhang sieht zwischen dem Rückgang physischer Gewalt in der Menschheits-Geschichte und der parallelen IQ-Evolution. Jedenfalls kommt einem dieser Gedanke, daß eine solche These naheliegend sein könnte. Um so weniger man nämlich in zwischenmenschlichen Beziehungen und in Beziehungen zwischen menschlichen Gruppen aufgrund von "Zivilisations-Prozessen" mit "roher Gewalt" ausrichten kann, um so mehr muß man seinen "Grips" anstrengen, um so intelligenter und klüger muß man mit zwischenmenschlichen Einzel- und Gruppenbeziehungen umgehen. Und das könnte die IQ-Evolution gefördert haben.

Zu dieser IQ-Evolution würde dann ganz besonders passen, daß man sich selbst und seine Gruppe befähigt, die öffentliche Meinung von Gesellschaften zu beeinflussen, was ja auch Kevin MacDonald in "The Culture of Critique" klar herausarbeitet.

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