Sonntag, 25. Juli 2021

4.700 v. Ztr. - Indogermanen am Mittellauf der Donau?

Gelangten sie nur wenige hundert Jahre nach ihrer Enthongenese schon in das Herzland der Vinča-Kultur in Serbien?
- Ihre Waffenvernarrtheit verrät sie womöglich, wo immer sind auch hingekommen sind ....

Womöglich ein außerordentlich überzeugender Beweis dafür, daß die Indogermanen schon um 4.700 v. Ztr., 200 Jahre nach ihrer Ethnogenese, bis in das Herzgebiet der Vinča-Kultur (Wiki) am Mittellauf der Donau und ins Mündungsgebiet der Save, eines ihrer Nebenflüsse, vorgedrungen waren, also 800 Kilometer Donau-aufwärts von dem (hier auf dem Blog schon behandelten) Königsgrab von Giurgiulești aus gesehen, das stellen die vor gut zehn Jahren gefundenen kleinen Lehmfigurinen dar, die 40 Kilometer südwestlich von Belgrad nahe der serbischen Ortschaft Stubline (Wiki) gefunden worden sind (Abb. 1) (1). Diese Ortschaft liegt 13 Kilometer südlich der Save, des dortigen Nebenflusses der Donau.

Abb. 1: Auswahl der Figurinen der Vinča-Kultur von dem Fundort Stubline um 4.700 v. Ztr - Die zentrale Figur trägt das Lehm-Modell eines Zepters; andere Figuren tragen Lehm-Modelle von Hammeräxten (aus 1)

Um 4.700 v. Ztr. befand sich hier eine recht große Siedlung der Vinča-Kultur, die aus 200 Häusern bestand. Die Kultur, die die Archäologen hier vorfinden, war auch just um 4.700 v. Ztr. schon in die Endphase ihres Bestehens eingetreten. 

Finden wir nun in den dort gefundenen kleinen, ein wenig lächerlich anmutenden Lehm-Figurinen Nachbildungen der Angehörigen jenes Volkes wieder, mit dessen Zuwanderung an das Ufer der Save der Untergang der Vinča-Kultur einher gegangen ist? Diese Figurinen scheinen es doch ganz offensichtlich zu bezeugen. Keine andere Kultur dieses Zeitraums weist eine solche Waffenvernarrtheit auf wie die Indogermanen. Und genau diese Waffenvernarrtheit findet sich - recht exakt - auch bei diesen Lehmfigurinen dargestellt! In einer neuen Studie heißt es zu der Frage, ob Metallwerkzeuge an die Existenz einer "Elite" innerhalb der Gesellschaft gebunden sind (1):

Ein interessanter Fund ...wirft neues Licht auf diese Perspektive. Es wurden 43 Lehm-Figurinen entdeckt zusammen mit 11 Lehm-Miniatur-Modellen von (Kupfer-)Erzeugnissen in sieben oder acht charakteristischen Anordnungen (...) Im Gegensatz zu den Figurinen selbst sind die Lehm-Modelle jener Waffen, bzw. Werkzeuge, die sie tragen, sorgfältig geformt und poliert unter besonderer Beachtung von Details. Ihre Form erlaubt sogar die Unterscheidung unterschiedlicher Waffen-, bzw. Werkzeug-Typen wie Hammeräxte, Pickäxte, lange Beile mit Klinge, Hammer, Streitkolben oder "Zepter". Einige Miniatur-Lehm-Werkzeug-Modelle weisen interessanterweise erstaunlich große Ähnlichkeit auf zu zeitgleichen originalgroßen Gegenstücken in Kupfer. ...
Originaltext: An interesting find from the Vinča culture site of Stubline potentially sheds a novel light on this perspective. Forty-three clay figurines were recovered, together with 11 miniature clay models of (copper) implements in seven or eight spatial clusters (Crnobrnja, 2011; Crnobrnja et al. 2010). These figurines were found arranged (Fig. 14) in front of a large domed oven inside a dwelling structure, surrounded by ceramic material typologically characteristic for the Vinča D2 phase, and dated to c. 4650/4600 BC (Crnobrnja, 2011, p. 132). Forty-two of the figurines are identical in their design, having carelessly-shaped cylindrical bodies with bird-like heads. They contrast with the remaining figurine, a much larger object that was made with more technical skill. All the figurines have a hole in the right shoulder, and in some of these the miniature model tools seem to have been inserted (possibly using an organic material for handles). Unlike the figurines, the clay models of the implements were meticulously shaped and polished, with particular attention paid to fine details. Their form even allows for the distinguishing of different types of tools, such as hammer-axes, pickaxes, long tools with a blade, mallets and a macehead or ‘sceptre’ (Crnobrnja, 2011, p. 134). Interestingly, some of the miniature implement models in clay are strikingly similar to their contemporaneous full-size counterparts in copper metal. One looks like the gilded hammer-axe from Varna 1 (burial no. 4) and others look like the Pločnik hammer-axes, while a counterpart for the macehead or ‘sceptre’ can be found at Divostin II (House 13) (Leusch et al. 2017, p. 113, fig. 7; Porčić, 2019). Not all the figurines have clay tools associated with them, but all have a hole in the right shoulder, implying that possibly these suffered from post-depositional processes. While the figurines at Stubline are undoubtedly important, exactly what they represent has been a matter of debate. While the tall figurine with a macehead (a status marker) may be interpreted as anything from a representation of a highly-ranked individual to a deity, the presentation of an equal community with carefully and distinctively designed miner’s and metallurgist’s tools may represent one of our ‘cooperatives’, as seen through the eyes of the artisan at the time. If the possession of copper was considered an indication of prestige or wealth, then the Stubline figurines may well show that it was equally distributed within a practising community.

Erinnern diese Figurinen nicht auch an bronzezeitliche Felsritzungen aus Skandinavien, wo die dargestellten Figuren ebenfalls Waffen in ähnlicher - womöglich die Götter anbetender? - Art tragen? Wie auch immer es sich damit verhalten möge: Wir haben hier auf jeden Fall Miniatur-Darstellungen vor uns, die geradezu exakt der Waffen-Vernarrtheit entsprechen, die wir in den Gräbern der ersten Indogermanen zwischen Chwalynsk und Warna schon vielfach vorgefunden haben (2). Und jetzt auch schon um 4.700 v. Ztr. mehr als 800 Kilometer Donau- und Save-aufwärts.

Wir wollen allerdings hinzufügen - was es zu beachten gilt -, daß die Mehrzahl der gefundenen Lehm-Figurinen keine Waffen oder Werkzeuge tragen (3-5).

Frühe Indogermanen - Hirten, Jäger, Fischer - Zu Fuß und auf Schiffen

Der Hinweis auf diese Lehmfigurinen veranlaßt uns, auch weiteres Wissen zur Frühgeschichte der Indogermanen, das wir zusammen getragen haben, in diesem Blogartikel zu veröffentlichen. Nach den bisherigen Daten erfolgte die Ausbreitung der Chwalynsk-Kultur bis an die Nordhänge des Kaukasus (Fundort "Progress-2") und bis nach Warna am Schwarzen Meer innerhalb von nur 400 Jahren (6). Mit dem oben angeführten Datum würde sich ein Zeitraum von sogar nur 200 Jahren ergeben. jedenfalls sind das Entfernungen von mehr als 2.000 Kilometern, also zwei mal durch die ganze Bundesrepublik Deutschland hindurch. Und das zu Fuß.

Abb. 2: Die Landschaft des Budschak in Bessarabien - Nördlich des Schwarzen Meeres, Siedlungsgebiet der Indogermanen ab 4.400 v. Ztr. - Und der Bessarabiendeutschen ab 1814 und bis 1939 (Wiki)

Was für einen immensen Kinderreichtum muß ein kleines Volk bei Chwalynsk an der Wolga gehabt haben, um innerhalb von 400 Jahren - oder womöglich nur 200 Jahren - ein so riesiges Territorium von der Größe mindestens ganz Deutschlands besiedeln zu können? Und um zusätzlich noch um 4.400 v. Ztr. in die Königsfamilie von Warna einzuheiraten?

Abb. 3: Die Siedlungen der Cucuteni-Tripolje-Kultur 4.500 bis 3.500 v. Ztr. (aus: 7)

Hätte es jemals in der Völkergeschichte - vor Erfindung des Rades und vor Domestizierung des Pferdes - eine vergleichbare Ausbreitungsbewegung eines Volkes aus einem kleinen Entstehungsraum heraus gegeben? Nun, gegebenenfalls kann diese Ausbreitung der Urindogermanen verglichen werden mit der Ausbreitung der Linearbandkeramiker aus ihrem Entstehungsgebiet im Wiener Becken heraus innerhalb weniger Jahrhunderte bis an die Kanalküste und bis in die Ukraine zwischen 5.500 und 5.300 v. Ztr.. Also so ganz unmöglich ist das nicht.

Da das Land westlich des Mittellaufs des Dnjepr damals sehr dicht von der Cucuteni-Tripolje-Kultur besiedelt gewesen war (Abb. 3), macht es womöglich auch Sinn, für eintausend Jahre die Grenze zwischen unseren Vorfahren, den Steppennomaden, und den seßhaften Bauern anatolisch-neolithischer Herkunft im damaligen Siebenbürgen, Bessarabien und der Westukraine grob bei Krementschuk (Wiki) am Dnjepr anzusetzen (Abb. 4).

Abb. 4: Der Dnjepr bei Krementschuk (Wiki)

Hinter dem oft seenartig verbreiteten Mittelauf des Dnjepr lagen die Großsiedlungen der Cucuteni-Tripolje-Kultur. Und das - vermutlich - lange Jahrhunderte vergleichsweise gut geschützt (Abb. 3).

Aber der schon genannte Umstand soll noch einmal betont werden: Der sich hier andeutende Aktionsraum vom Mittellauf der Wolga einerseits, den Nordhängen des Kaukasus andererseits und dem Mittellauf der Donau zum Dritten ist von den Indogermanen zwischen 4.700 und 3.700 v. Ztr. nur zu Fuß durchwandert worden. Wir dürfen uns unsere Vorfahren also als Rinderhirten vorstellen, die zu Fuß - vielleicht ähnlich wie die Stämme der Massai oder der Turkana in Ostafrika oder der Bantu-Völker in Westafrika - zu Fuß ihren Herden folgten. Da Flußläufe in früheren Jahrtausenden noch eine viel größere Rolle für weitreichende Kulturkontakte spielen, darf man auch annehmen, daß die frühen Indogermanen die Möglichkeit nutzten, sich über die Flüße hinweg zum Teil am schnellsten fortbewegen zu können. Sobald die Medwediza (Wiki) auf der Wolgaplatte westlich der Wolga von ihnen erreicht war, konnten sie diesen Fluß bis zum Don abwärts fahren und sodann den Don abwärts bis ins Asowsche Meer. Von dort erreichten sie über das Schwarze Meer hinweg die Donaumündung. Da die Schiffahrt zwischen dem Kaspischen Meer bis zum Mittellauf der Wolga ebenfalls angenommen werden muß, sind diese Zusammenhänge nicht ganz so fernliegend wie es auf den ersten Blick anmuten muß.

Sie hatten also kleine, gemischte Herden, sie gingen auf die Jagd - alles zu Fuß. Und sie fischten in den Flüssen. Und das alles über tausende von Kilometern Steppenland und Wasserwegen hinweg.

Die Chwalynsk-Kultur - 1977 entdeckt

Im folgenden noch einmal einiges zur Entdeckungsgeschichte der Chwalynsk-Kultur, des Urvolkes der Indogermanen. Sie wurde erst 1977 entdeckt, zumindest in nennenswertem Ausmaß. 1967 war ein Wolga-Staudamm bei Balakowo gebaut worden, um Energie zu gewinnen. (Übrigens ein Umstand, der dem Fischreichtum innerhalb der Wolga, insbesondere auch Wander-Fischen wie der Kaukasus-Forelle, außerordentlich abträglich war. Inzwischen wird - sicherlich auch hier - an der Wiederansiedlung fast ausgestorbener Fischarten in der Wolga gearbeitet.) Durch diesen Staudamm - einer von mehreren Wolga-Staudämmen jener Zeit - entstand der "Saratower Stausee" (Wiki). Dieser erstreckt sich bis heute über 230 Kilometer bis hinauf nach Samara. 2007 schrieb der US-amerikanische Archäologe David Anthony in seinem Klassiker zur Urgeschichte der Indogermanen (8, S. 181):

1977 wurde ein vorgeschichtliches Gräberfeld am Westufer der Mittleren Wolga in Chwalynsk entdeckt. Bedroht durch das Wasser, das hinter einem Wolga-Staudamm aufgestaut wurde, wurde es von einem Team  unter der Leitung von Igor Vasiliev aus Samara ausgegraben. Inzwischen ist es durch die Bodenerosion völlig zerstört worden. Fundstätten des Chwalynsk-Typs sind inzwischen bekannt geworden von der Samara-Region an südwärts entlang der Ufer der Wolga bis hinab zur Kaspischen Senke und bis zur Ryn-Wüste im Süden. (...) Die Chwalynsk-Kultur (...) entstand um 4.700 oder 4.600 v. Ztr. in der Region der Mittleren Wolga. (...) Die späte Chwalynsk-Kultur an dem Fundort Kara-Khuduk an der Unteren Wolga wird auf 3.900 bis 3.800 v. Ztr. datiert und hat dort vielleicht sogar noch länger überdauert.
A prehistoric cemetery was discovered at Khvalynsk in 1977 on the west  bank of the middle Volga. Threatened by the water impounded behind a  Volga dam, it was excavated by teams led by Igor Vasiliev of Samara (figure  9.7). Its location has since been completely destroyed by bank erosion. Sites  of the Khvalynsk type are now known from the Samara region southward  along the banks of the Volga into the Caspian Depression and the Ryn  Peski desert in the south. The characteristic pottery included open bowls  and bag-like, round-bottomed pots, thick-walled and shell-tempered, with  very distinctive sharply everted thick "collars" around the rims. They were  densely embellished with bands of pricked and comb-stamped decoration  that often covered the entire exterior surface. Early Khvalynsk, well documented at the Khvalynsk cemetery, began around 4700-4600 BCE in the  middle Volga region (after adjusting the dates downward for the 15 N con-  tent of the humnan bones on which the dates were measured). Late Khvalynsk on the lower Volga is dated 3900-3800 BCE at the site of Kara-Khuduk but probably survived even longer than this on the lower Volga. 

Die hier genannte Ryn-Wüste (Wiki) liegt zwischen den Unterläufen von Wolga und Ural am Nordrand des Kaspischen Meeres. Und an ihrem westlichen Rand liegt auch Kara-Khuduk. Das heißt also, die Chwalynsk-Kultur hat sich hier über eine Fläche von der Größe Deutschlands zu beiden Seiten der Wolga nach Süden ausgebreitet.

Und es darf auch vermutet werden, daß es in diesem Volk schon eine sehr differenzierte Arbeitsteilung gegeben hat. Denn während man in der Wolga Fische fing, ging man in der Ryn-Wüste zur Jagd auf spezielle Tierarten, hielt man in den Wäldern und Steppen der Wolga-Höhen Rinder, Schafe, Ziegen und gegebenenfalls Pferde und machte dort zusätzlich Jagd auf andere Tierarten, zum Beispiel - gegebenenfalls - Wildpferde. Es gab Menschen, die Keramik herstellten, es gab Menschen, die erste Gegenstände, Schmuckstücke aus Kupfer schufen. Andere bearbeiteten Feuerstein.

Abb. 5: Einzelgräber und Mehrfachbestattungen auf dem Gräberfeld von Chwalynsk am Westufer der Wolga (8, S. 183)

Das Gräberfeld Chwalynsk I umfaßte 158 Gräber und ist bis heute (zumindest bis 2007) das größte bislang entdeckte und ergrabene Gräberfeld der Chwalynsk-Kultur geblieben. Andere Gräberfelder umfassen höchstens zehn Gräber. 

Interessanterweise wurden die Knochen von Männern zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr oft nicht in ihrem natürlichen Zusammenhang beigesetzt. Sie scheinen also erst nach ihrer Verwesung beigesetzt worden zu sein, so daß der Zusammenhang der Knochen nicht in jedem Fall mehr gegeben war. Dies deutet auf einen sehr speziellen Umgang mit angesehenen Männern der Gemeinschaft nach ihrem Tod hin. 

Einen solchen sehr speziellen Umgang mit Toten findet man in dieser Region bei den indogermanischen Völkern auch noch zweitausend Jahre später, während der Bronzezeit (9). Bei 3 % der Bestattungen in Samara und weiter südlich - insgesamt bei etwa hundert Skeletten - fand man, daß der Kopf vom Körper abgetrennt worden war, und daß das Gesicht übermodelliert worden war. Offenbar waren die Trauernden bemüht, eine angesehene, verstorbene Persönlichkeit möglichst lange in ihrer Nähe und in lebendiger Erinnerung zu behalten. Die Bearbeiter stellen fest, daß das so gestaltete Gesicht (9, S. 51),

stets einen friedvollen Ausdruck trägt.

Aber zurück ins Mittelneolithikum, zweitausend Jahre früher: Dreizehn der 158 Gräber in Chwalynsk waren Kindergräber. Diese waren alle überdurchschnittlich reich ausgestattet. Dies wird als ein Hinweis darauf angesehen, daß sozialer Status und Wohlstand schon zu dieser Zeit vererbt worden ist. Auch dies ein Hinweis darauf, daß wir es mit einer vergleichsweise komplexen, arbeitsteiligen Gesellschaft zu tun haben, in der Besitz und Wohlstand angehäuft werden konnte (8):

In Chwalynsk finden sich viel mehr Tieropfer als in irgendeinem Gräberfeld der (zeitgleichen) Dnjepr-Donez-Kultur (im Westen): 52 Schafe, bzw. Ziegen, 23 Rinder und 11 Pferde wurden (im Laufe der Zeit anläßlich der Bestattung von) 158 Menschen geopfert.
Khvalynsk had many more animal sacrifices than any DDII cemetery: 52  (or 70) sheep/goat, 23 cattle, and 11 horses, to accompany the burials of 158  humans. 

Zu den Pferdeopfern ist zu erfahren (8):

Die Pferde wurden symbolisch wie domestizierte Tiere behandelt: sie wurden gruppiert mit Rindern und Schafen, bzw. Ziegen in Begräbnisritualen, für die offensichtlich kein gejagtes Wild benutzt wurde.
Horses certainly  were treated symbolically like domesticated animals at Khvalynsk: they  were grouped with cattle and sheep/goat in human funeral rituals that excluded obviously wild animals.

Ob das ein Hinweis darauf ist, daß wilde Pferde in Herden gehalten worden sind? Ob an diese Möglichkeit in der Forschung schon gedacht worden ist? Vielleicht gab es Übergangsformen zur Domestikation so wie bei den Rentieren? Weiter lesen wir (8):

Siedlungen der Chwalynsk-Kultur sind auch nördlich von Saramra bei Gundurvoka und Lebyazhinka I am Sok gefunden worden.
Khvalynsk settlements have been found at Gundurovka and Lebyazhinka I on the Sok River, north of the Samara.

Der Sok (russisch Сок) (Wiki) ist ein linker Zufluß der Wolga, 364 km lang und mündet von Nordosten her in Samara in die Wolga. Auf dem russischen Wikipedia-Artikel zum Sok steht dementsprechend auch schon sehr informiert über einen neueren Forschungsstand (Wiki):

Der mesolithische Jäger und Sammler Nr. I0124, der vor 7500 Jahren in der Wolga-Region am Sok (Lopatino I) lebte, war Träger der Y-chromosomalen Haplogruppe R1b1a und der mitochondrialen Haplogruppe U5a1d.

Lopatino am Sok liegt noch einmal 260 Kilometer nordöstlich von Chwalynsk. - Anthony schreibt weiter (8):

Die Menschen von Chwalynsk aßen sehr viel Fisch. (...) Wahrscheinlich bestand 70 % ihres Fleischkonsums aus Fisch. Reine Chwalynsk-Lagerplätze sind an der Unteren Wolga in der Ryn-Wüste gefunden worden. Bei diesen handelte es sich aber um Jäger-Lagerplätze, die spezialisiert waren auf die Jagd auf Onager und die Saiga-Antilope. Sie machten dort 80 bis 90 % der Tierknochen aus. Aber selbst hier, in Kara Khuduk I finden wir einige Schaf-/Ziegen und Rinder-Knochen (6  bis 9 %).
We do know from the bones of the Khvalynsk people themselves that they ate a lot of fish; with an average I5 N measurement of 14.8%, fish probably represented 70% of their meat diet. Pure Khvalynsk camps have been found on the lower Volga in the Ryn Peski desert, but these were specialized hunters' camps where onagers and saiga antelope were the quarry, comprising 80-90 percent of the animal bones. Even here, at Kara Khuduk I, we find a few sheep/goat and cattle bones  (6-9 %), perhaps provisions carried by Khvalynsk hunters. 

Und weiter ist zu erfahren (8, S. 62):

Im Gräberfeld von Chwalynsk, datiert auf 4.600 bis 4.200 v. Ztr. an der Mittleren Wolga wurden Schafe als Hauptopfertiere geschlachtet, die meisten von ihnen waren älter, als ob sie für die Nutzung von Wolle oder Milch gehalten worden waren.
At Khvalynsk, a cemetery dated about 4600-4200 BCE on the  middle Volga in Russia, sheep were the principal animal sacrificed in the  graves, and most of them were mature, as if being kept alive for wool or  milk.

Und außerdem (8):

Die erste Ausgrabung am Gräberfeld von Chwalynsk 1977 bis 1979 (Ausgrabung I) deckte 158 Gräber auf; die zweite Ausgrabung 1980 bis 1985 (Ausgrabung II) deckte, wie mir gesagt worden ist, 43 weitere Gräber auf.
The first excavation at the Khvalynsk cemetery, in 1977-79 (excavation  I), uncovered 158 graves; the second excavation in 1980-85 (excavation II)  recovered, I have been told, 43 additional graves.

Bevor durch die Chwalynsk-Kultur domestizierte Rinder und Schafe nach Süden ausgebreitet wurden, gab es - nach einer Studie aus dem Jahr 2015 keine domestizierten Tiere an der Unteren Wolga (10). Dieser Forschungsstand würde allerhand Fragen aufwerfen. Es will einem noch schwer fallen zu glauben, daß dies der endgültige Forschungsstand bleiben wird. 2019 hält Anthony dementsprechend dann allerdings fest (6, S. 11):

Entlang der Ufer der Unteren Wolga sind viele Jäger-Fischer-Lagerplätze ausgegraben worden, die auf 6.200 bis 4.500 v. Ztr. datiert wurden. Sie könnten die Quelle der Kaukasus-Jäger-Sammler-Herkunft in der Steppe sein. Um 6.200 v. Ztr., als diese Lagerplätze zuerst begründet wurden in Kair Shak III und Varfolomievka, jagten sie vornehmlich die Saiga-Antilope rund um Dzhangar im Süden der Unteren Wolga und fast ausschließlich Onager in den trockeneren Wüstensteppen bei Kair Shak im Norden der Unteren Wolga.
Along the banks of the lower Volga many excavated hunting-fishing camp sites are dated 6200-4500 BC. They could be the source of CHG ancestry in the steppes. At about 6200 BC, when these camps were first established at Kair Shak III and Varfolomievka (42 and 28 on Figure 2), they hunted primarily saiga antelope around Dzhangar, south of the lower Volga, and almost exclusively onagers in the drier desert-steppes at Kair Shak, north of the lower Volga. Farther north at the lower/middle Volga ecotone, at sites such as Varfolomievka and Oroshaemoe hunter-fishers who made pottery similar to that at Kair-Shak hunted onagers and saiga antelope in the desert-steppe, horses in the steppe, and aurochs in the riverine forests. Finally, in the Volga steppes north of Saratov and near Samara, hunter-fishers who made a different kind of pottery (Samara type) and hunted wild horses and red deer definitely were EHG.

Sollte die Kaukasus-Genetik zu den Indogermanen wirklich durch reine Jäger-Sammler-Völker gelangt sein? Aber warum entsteht die Chwalynsk-Kultur dann gleichzeitig mit der Haltung domestizierter Rinder, Schafe und Ziegen? Von wo stammten dann diese Tiere? Anthony schreibt weiter (6):

Vor 4.500 v. Ztr. erscheint Kaukasus-Jäger-Sammler-Genetik bei den Osteuropäischen Jäger-Fischern in den Waldsteppen der Mittleren Wolga zwischen Samara und Saratow zu gleichen Zeit, in der dort domestizierte Rinder, sowie Schafe und Ziegen auftreten.
But before 4500 BC, CHG ancestry appeared among the EHG hunter-fishers in the middle Volga steppes from Samara to Saratov, at the same time that domesticated cattle and sheep-goats appeared. The Reich lab now has whole-genome aDNA data from more than 30 individuals from three Eneolithic cemeteries in the Volga steppes between the cities of Saratov and Samara (Khlopkov Bugor, Khvalynsk, and Ekaterinovka), all dated around the middle of the fifth millennium BC. Many dates from human bone are older, even before 5000 BC, but they are affected by strong reservoir effects, derived from a diet rich in fish, making them appear too old (Shishlina et al 2009), so the dates I use here accord with published and unpublished dates from a few dated animal bones (not fish-eaters) in graves.

Bis 4.300 v. Ztr. hat sich die Chwalynsk-Kultur dann bis zum Nordkaukasus ausgebreitet (6):

Wang u.a. (2018) entdeckten, daß sich das Volk der Mittleren Wolga hinunter bis zu den nordkaukasischen Steppen ausbreitete, wo es Grabstätten wie Progress-2 und Vonyuchka gibt, datiert auf 4.300 v. Ztr., wo derselbe Chwalynsk-artige Vorfahrentyp erscheint, eine Mischung aus Kaukasus-Jäger-Sammlern und Osteuropäischen Jäger-Sammlern ohne anatolisch-neolithische Bauern-Herkunft, jedoch mit Y-chromosomalen Haplogruppen R1b. Diese drei Individuen in den nordkaukasischen Steppen hatten einen höheren Anteil von Kaukasus-Jäger-Sammler-Herkunft, diesselbe wie die (späteren) Jamnaja.
Wang et al. (2018) discovered that this middle Volga mating network extended down to the North Caucasian steppes, where at cemeteries such as Progress-2 and Vonyuchka, dated 4300 BC, the same Khvalynsk-type ancestry appeared, an admixture of CHG and EHG with no Anatolian Farmer ancestry, with steppe-derived Y-chromosome haplogroup R1b. These three individuals in the North Caucasus steppes had higher proportions of CHG, overlapping Yamnaya.

Ackermelde (Gänsefuß) - Europäische "Getreidesorte" schon im Neolithikum

Das Samara-Projekt von David Anthony erbrachte schon 2007 für die Spätbronzezeit (!!!) an der Mittleren Wolga (11, S. 394):

In den frühesten, das ganze Jahr über genutzten Siedlungen der Spätbronzezeit gab es keinerlei Hinweise auf Ackerbau - aber reiche Hinweise auf das Sammeln von wilden Pflanzen - nahrhafte Samen von Gänsefuß und Amarant, Pflanzen, die dicht beeinanderstehend wachsen, und die im Samenertrag pro Hektar so produktiv sind wie Einkorn-Weizen. (...) Wilde Pflanzen sind bislang größtenteils unbeachtet geblieben, wenn von den produktiven Kapazitäten und der etwaigen Unabhängigkeit von Steppen-Ökonomien die Rede war.
The earliest permanent year-round settlements in the LBA contained no evidence of agriculture but abundant evidence for the gathering of wild plants - the nutritious seeds of Chenopodium and Amaranthus, which can grow in dense stands as productive in seed yield per hectar as einkorn wheat. (...) Wild plant resources have been largely ignored in arguments about the productive capacity and potential autonomy of steppe subsistence economies.

Abb. 6: Jeder hat schon einmal die Ackermelde, den Weißen Gänsefuß gesehen. Sie/er ist der Erstbesiedler von Brachflächen in Mitteleuropa (Wiki) - Kaum jemand aber weiß, daß die Samen dieser Pflanze schon seit seit dem Mittleren Neolithikum in Europa gegessen werden.

Was für neue Perspektiven. Über den Gänsefuß (Chenopodium) ist zu erfahren (Wiki):

Wirtschaftliche Bedeutung als Pseudogetreide besitzen beispielsweise Quinoa (Chenopodium quinoa) oder Kañiwa (Chenopodium pallidicaule), sowie Huauzontle (Chenopodium nuttalliae) als Gemüse. Viele weitere Arten sind eßbar, ihre Samen dienten in Notzeiten als Mehlzusatz und ihre Blätter als spinatartiges Gemüse.

Außerdem (Wiki):

Zu dem Genus Chenopodium gehören mehrere Pflanzen, die als Nutzpflanzen genutzt werden wie der eng verwandte Spinat .... Dazu gehört der Weiße Gänsefuß, Kañiwa und Quinoa. .... (...) Weißer Gänsefuß wurde in der Ertebolle-Kultur in Europa genutzt. Angehörige der östlichen Jamnaja-Kultur ernteten um 3.500 bis 2.500 v. Ztr. Weißen Gänsefuß als offensichtlichen Ersatz für Getreide und um ihre ansonsten vornehmlich aus Fleisch und Milch bestehende Ernährung abzurunden.
The genus Chenopodium contains several plants of minor to moderate importance as food crops as leaf vegetables – used like the closely related spinach (Spinacia oleracea) and similar plants called quelite in Mexico – and pseudocereals. These include white goosefoot (C. album), kañiwa (C. pallidicaule) and quinoa (C. quinoa). On the Greek island of Crete, tender shoots and leaves of a species called krouvida (κρουβίδα) or psarovlito (ψαρόβλητο) are eaten by the locals, boiled or steamed. As studied by Bruce D. Smith, Kristen Gremillion and others, goosefoots have a history of culinary use dating back to 4000 BC or earlier, when pitseed goosefoot (C. berlandieri) was a staple crop in the Native American eastern agricultural complex, and white goosefoot was apparently used by the Ertebølle culture of Europe. Members of the eastern Yamnaya culture also harvested white goosefoot as an apparent cereal substitute to round out an otherwise mostly meat and dairy diet c. 3500–2500 BCE. There is increased interest in particular in goosefoot seeds today, which are suitable as part of a gluten-free diet. Quinoa oil, extracted from the seeds of C. quinoa, has similar properties, but is superior in quality, to corn oil. Oil of chenopodium is extracted from the seeds of epazote, which is not in this genus anymore. Shagreen leather was produced in the past using the small, hard goosefoot seeds. C. album was one of the main model organisms for the molecular biological study of chlorophyllase. Goosefoot pollen, in particular of the widespread and usually abundant C. album, is an allergen to many people and a common cause of hay fever. (... )Many goosefoot species are thus significant weeds, and some have become invasive species.

Der Weiße Gänsefuß wird auch Ackermelde genannt. Er kommt vor (Wiki) ...

... vor allem als Erstbesiedler auf Schuttplätzen, an Wegen, in Äckern und Gärten, auch an Ufern und in Schlägen. Er gedeiht auf allen ausreichend nährstoffreichen Böden. Seit der jüngeren Steinzeit ist er ein Kulturbegleiter. (...) Im Westhimalaja und in Indien wird der Weiße Gänsefuß kultiviert und dort werden seine Blätter und Sprosse wie Spinat als Kochgemüse genutzt. Der Genuß großer Mengen ist jedoch wegen der leicht abführenden Wirkung schädlich. Größere Mengen der Samen wurden in Pfahlbauten gefunden und legen die Möglichkeit eines prähistorischen Ackerbaus nahe. Die Samen werden in Indien sogar dem Buchweizen vorgezogen. Sie ergeben gekocht eine Grütze. Auch werden sie zu Mehl verarbeitet, das meist als Beimischung zu so genannten „Hungerbroten“ verwendet wird; z. B. während der Hungersnot in Rußland 1891/1892. Als Brot sind sie aber nicht so gut verdaubar wie in gekochtem Zustand. Die Samen können auch zu Sprossen gekeimt werden und Salaten zugegeben werden. Es wird empfohlen, die Samen über Nacht einzuweichen und vor der Zubereitung gut abzuspülen, um die Saponine zu entfernen. Junge Blütenstände ergeben gekocht ein Brokkoli-artiges Gemüse.

Ergänzung 3.10.21: In einem Kommentar zu einem Vortrag des Archäobotanikers Prof. Ferran Antolín über Pflanzenreste in neolithischen Siedlungen in Nordostspanien (Katalonien) und Südfrankreich war von uns gefragt worden (12):

"Sind eigentlich auch Getreidesorten wie Ackermelde (Gänsefuß) oder Amarant gesucht/gefunden worden?" 

Seine Antwort (12): 

"Danke für die interessante Frage. Chenopodium album (Gänsefuß) ist in großen Mengen bei einigen unserer Fundstellen gefunden, und nicht nur in unverkohltem Zustand, sondern auch verkohlt. Das wäre ein Hinweis auf die Nutzung vom Gänsefuß. Ob es kultiviert wurde oder nicht können wir noch nicht beweisen und es ist auf jeden Fall umstritten, ob man es genutzt hat oder nicht."

Der Gänsefuß (=Ackermelde) ist allerdings, so sei hier noch festhalten, eine C3-Pflanze (Wiki). Ab der Mittelbronzezeit wird in Italien der Konsum von C4-Pflanzen festgestellt (13). Dabei könnte es sich um den Amarant gehandelt haben (da Hirse, eine andere C4-Pflanze ja scheinbar erst später nach Europa kam).

Amarant (=Fuchsschwanz)

Die Pflanze Amarant nun wird auch Fuchsschwanz genannt (Wiki):

Genutzt werden vor allem die feinkörnigen, an Hirse erinnernden Samen des Garten-Fuchsschwanzes (Amaranthus caudatus), in der Andenregion bis heute unter dem Namen Kiwicha bekannt. Die Azteken nannten ihn huautli. (...) Amaranthus-Arten sind in den wärmeren Zonen der Erde verbreitet, meist in trockenen Steppengebieten, in Ödland und Kulturland. (...) Amarant zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Er wurde bereits von der Coxcatlán-Kultur in Tehuacán (Mexiko) kultiviert, und in fast 9000 Jahre alten Gräbern wurden Samen nachgewiesen. Bei den Azteken, Inka und Maya waren die getreideähnlichen Amarant-Körner neben Quinoa und Mais ein Hauptnahrungsmittel. Wegen der auch religiösen Bedeutung des Amarants, unter anderem im Rahmen einer kommunionsähnlichen Zeremonie im Zusammenhang mit einem Fest zu Ehren des Aztekengottes Huitzilopochtli (bei der auch Menschenblut zur Anwendung kam), wurde der Amarant-Anbau im 16. Jahrhundert von den Spaniern unter Androhung der Todesstrafe verboten. Nach Aufhebung des Verbots blieb der Nutzen der Pflanze für Jahrhunderte fast völlig vergessen.

Und (Wiki):

Dieser Genus ist weltweit verbreitet. In vorkolonialen Zeiten wurde der Amarant von den Azteken kultiviert. (...) Man nimmt an, daß er bis zur spanischen Eroberung bis zu 80 % ihrer Energiezufuhr deckte. .... Rituelle Wettrennen, Prozessionen, Tänze, Lieder, Gebete und abschließend Menschenopfer.
The native range of the genus is cosmopolitan. In pre-Hispanic times, amaranth was cultivated by the Aztec and their tributary communities in a quantity very similar to maize. Known to the Aztecs as huāuhtli, amaranth is thought to have represented up to 80% of their energy consumption before the Spanish conquest. Another important use of amaranth throughout Mesoamerica was in ritual drinks and foods. To this day, amaranth grains are toasted much like popcorn and mixed with honey, molasses, or chocolate to make a treat called alegría, meaning "joy" in Spanish. Diego Durán described the festivities for the Aztec god Huitzilopochtli. The Aztec month of Panquetzaliztli (7 December to 26 December) was dedicated to Huitzilopochtli. People decorated their homes and trees with paper flags; ritual races, processions, dances, songs, prayers, and finally human sacrifices were held. This was one of the more important Aztec festivals, and the people prepared for the whole month. They fasted or ate very little; a statue of the god was made out of amaranth seeds and honey, and at the end of the month, it was cut into small pieces so everybody could eat a piece of the god. After the Spanish conquest, cultivation of amaranth was outlawed, while some of the festivities were subsumed into the Christmas celebration. While all species are believed to be native to the New World, several have been cultivated and introduced to warm regions worldwide. Amaranth's cosmopolitan distribution makes it one of many plants providing evidence of Pre-Columbian oceanic contact. [32][33] The earliest archeological evidence for amaranth in the Old World was found in an excavation in Narhan, India, dated to 1000-800 BCE[34][dubious – discuss]  Because of its importance as a symbol of indigenous culture, its palatability, ease of cooking, and a protein that is particularly well-suited to human nutritional needs, interest in amaranth seeds (especially A. cruentus and A. hypochondriacus) revived in the 1970s. It was recovered in Mexico from wild varieties[citation needed] and is now commercially cultivated. It is a popular snack in Mexico, sometimes mixed with chocolate or puffed rice, and its use has spread to Europe and parts of North America.

Über den "Aufsteigenden Fuchsschwanz" (Amarantus blitum) ist zu erfahren (Wiki):

Der Aufsteigende Fuchsschwanz ist eine alte Kulturpflanze, die schon in den Pfahlbauten nachgewiesen wurde und somit ein Kulturrelikt und ein Archäophyt darstellt. Die im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze ist heute weltweit verschleppt. Von Theophrast wird ein angebautes Gemüse „bliton“ oder „blitum“ genannt. Im „Capitulare de villis“ Karls des Großen heißt die Pflanze „blidas“. Wegen aufwendiger Ernte und geringer Qualität wurde sie im deutschsprachigen Raum schon im 16. Jahrhundert vom Spinat verdrängt. (...) Amarant ist glutenfrei. Dies macht es zu einem vollwertigen und verträglichen Getreideersatz bei Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie). Zudem ist der hohe Eisengehalt wertvoll bei Eisenmangelanämie und während der Schwangerschaft. (...) Weitere zum Teil auch nur regional gebräuchliche Bezeichnungen für den Aufsteigenden Fuchsschwanz sind oder waren: Blutkraut (Schlesien), Blutmayer (Schlesien), Erdbeerspinat (Bern), Flöhkraut (Berner Oberland), Maier, Rautrich (Sommerfeld), Rotbuckeln (Zürich), Stur (Ostpreußen) und Tausendschön.

Und (Wiki):

The Greeks call the Amaranthus blitum var. silvestre, vlita (Modern Greek: βλίτα), and eat the leaves and the tender shoots cooked in steam or boiled and then served with olive oil, lemon and salt. Similarly, it is also picked as young shoots in Lebanon and cooked in olive oil, onion, chilli, and burghul, seasoned with salt and drizzled with lemon juice before eating with pita bread. It is considered a side dish and particularly popular in the north of Lebanon.

Mit diesem Ausflug in neolithische Getreide-Arten, auf die man bislang noch wenig aufmerksam geworden war, soll dieser Blogartikel beschlossen werden, in dem vielfältige weitere Puzzle-Teile zur Frühgeschichte der Indogermanen zusammen getragen worden sind.

_____________

  1. Radivojević, M., Roberts, B.W. Early Balkan Metallurgy: Origins, Evolution and Society, 6200–3700 BC. J World Prehist 34, 195–278 (2021). Veröffentlichtlich 15.7.2021, https://doi.org/10.1007/s10963-021-09155-7
  2. Bading, Ingo: Die Indogermanen des 5. Jahrtausends v. Ztr. - Was wissen wir über sie? Mai 2021, https://studgendeutsch.blogspot.com/2021/05/die-indogermanen-des-5-jahrtausends-v.html
  3. Miloš Spasić, « A Group Find of Neolithic Figurines of the Vinča Culture from Stubline, Serbia », Les Carnets de l’ACoSt [Online], 12 | 2014, Online since 30 July 2015, connection on 25 July 2021. URL : http://journals.openedition.org/acost/217 ; DOI : https://doi.org/10.4000/acost.217
  4. https://www.ilustrovana.com/vincanske-figurine-iz-stublina/
  5. https://www.vreme.com/cms/view.php?id=911228
  6. Anthony, David: Archaeology, Genetics, and Language in the Steppes: A Comment on Bomhard. In: Journal of Indo-European Studies, 2019 (Academia
  7. Harper, T. K., Diachenko, A., Rassamakin, Y. Y., & Kennett, D. J. (2019). Ecological dimensions of population dynamics and subsistence in Neo-Eneolithic Eastern Europe. Journal of Anthropological Archaeology, 53, 92-101. https://doi.org/10.1016/j.jaa.2018.11.006 
  8. Anthony, David: The Horse, the Wheel and Language, 2007, https://archive.org/stream/horsewheelandlanguage/horsewheelandlanguage_djvu.txt 
  9. Kruc, S., Kubyšev, A. I., Otrošcenko, V. V., & Pustovalov, S. Z. Das menschliche Gesicht der Bronzezeit. In: Gold der Steppe. Archäologie der Ukraine (Neumünster 1991), 51-53.
  10. Alexander Vybornov, Pavel Kosintsev, M. Kulkova: The origin of farming in the Lower Volga Region. Documenta Praehistorica 42:67, December 2015 (Academia)
  11. Anthony, David; Brown, Dorcas: The Herding-and-Gathering Economy at Krasnosamarskoe, Russia, and the end of the dependency model of steppe pastoralism. In: Social Orders and Social Landscapes, 2007, hrsg. von Charles W. Hartley, Laura M. Popova, Adam T. Smith, S. 393ff (GB)
  12. Ferran Antolin: Ackerbau, Risiken und Resilienzstrategien im Neolithikum im nordwestlichen Mittelmeergebiet, 307.2021, https://youtu.be/9beUJIN32nc.
  13. Isotopic evidence for population dynamics in the Central Italian Copper Age and Bronze Age.  Marco Romboni, Ilenia Arienzo, Mauro Antonio Di Vito, Carmine Lubritto, Monica Piochi, Maria Rosa Di Cicco, Olga Rickards, Mario Federico Rolfo, Jan Sevink, Flavio De Angelis and Luca Alessandri. bioRxiv. posted 1 October 2021, 10.1101/2021.09.30.462554, http://biorxiv.org/content/early/2021/10/01/2021.09.30.462554

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