Montag, 16. Juli 2007

Gesellschaftlicher Pluralismus gefährdet Ehestabilität

Da der fehlende Lebenspartner der Hauptgrund dafür ist, daß Menschen in Deutschland nicht (so viel) Kinder haben wie sie wollen (siehe St. gen.), muß man sich natürlich verstärkt Gedanken darüber machen, was zu einer solchen Situation führt, bzw.: geführt hat. Dazu hat die Berliner Morgenpost einen neuen Artikel (Berliner Morgenpost) (gekürzt):
Was Paare auf Dauer zusammenhält
Ähnliches Weltbild, Freiräume für Eigenes, intensive Kommunikation
Von Jörg Zittlau

In deutschen Beziehungskisten kriselt es heftig. Jede dritte Ehe wird geschieden, alljährlich beschließen mehr als 210 000 Paare, fortan getrennte Wege zu gehen. Die Zahl der 60 bis 65-jährigen und selbst die der über 75-jährigen Trennungswilligen ist heute doppelt so hoch wie vor gerademal zehn Jahren. Angesichts solcher Zahlen stellt sich die Frage: Wie können es Paare überhaupt schaffen, ein Leben lang glücklich zu sein?

Die Stuttgarter Sozialwissenschaftlerin Gabriele Schmid-Kloss befragte Ehepaare, die seit über 35 Jahren zusammen leben, nach den Geheimnissen für ihr Beziehungsglück. Die Studienteilnehmer wurden nicht paarweise, sondern getrennt voneinander befragt, damit sie sich nicht in ihren Antworten abstimmen konnten. Nichtsdestoweniger beobachtete Schmid-Kloss, "dass ganze Episoden von den Partnern unabhängig voneinander nahezu gleich berichtet wurden".

Was bereits deutlich macht: Ein wesentliches Geheimnis stabiler Ehen scheint darin zu bestehen, dass man die Welt auf ähnliche Weise erlebt und in hoher Qualität miteinander kommuniziert. Denn sonst wären die befragten Ehe-Oldies in ihren Schilderungen mehr voneinander abgewichen.

Auch in ihren Wertvorstellungen liegen Langzeitpartner in der Regel recht dicht beieinander, in moralischen Fragen gilt bei ihnen also der Satz "Gleich zu Gleich gesellt sich gern". Was sich unter anderem darin niederschlägt, dass sie bei Wahlen ihre Kreuzchen meistens bei den gleichen Parteien machen.

Hundertprozentig decken müssen sich die Interessen jedoch nicht. So erklärten viele der von Schmid-Kloss befragten Paare, dass die Partner auch unterschiedliche Hobbys und Leidenschaften haben sollten, um sich ihren Freiraum zu erhalten.

Kinder werden von den meisten Langzeitpaaren ebenfalls als Stabilisierungsfaktor gesehen. Doch möglicherweise wird diese Einschätzung von rückblickender Altersmilde geleitet. Denn aktuelle Untersuchungen lassen keinen Zweifel daran, dass es in den fünf Jahren nach der Geburt des ersten Kindes in der Beziehung gewaltig knirscht. "Wenn das Kind da ist, streiten sich die Paare nicht nur häufiger, sondern auch zunehmend heftiger", betont der Münchner Psychologe Bernhard Kalicki. (...)

Oft unterschätzt als Beziehungsstabilisator wird die Zuverlässigkeit. Gewissenhafte Menschen mit Sinn für Organisation und Ordnung bringen zwar nicht gerade das Blut potenzieller Sexualpartner in Wallung. Doch auf eine langfristige Bindung wirken diese - auf den ersten Blick langweiligen - Eigenschaften durchaus lebenserhaltend. (...)
Wenn es für Paarbindung wichtig ist, daß Menschen die Welt auf ähnliche Weise erleben, dann sollte eine hochgradiger Pluralismus von Weltsichten, Einstellungen und Mentalitäten in einer Gesellschaft sich kontraproduktiv auf Paarbindung auswirken. Ich glaube, das ist es, was wir heute beobachten. Und das ist auch der Grund, weshalb konservativ-religiöse Gruppierungen noch die beste Ehestabilität aufweisen. (siehe Michael Blume-Blog) Hier ist es halt viel leichter, die Welt auf ähnliche Weise zu erleben. Geht man aber zu einem traditionellen religiösen Weltbild auf Distanz, gibt es nur noch wenig "Einheitlichkeit" in unserer Gesellschaft bezüglich Weltbild, Moral, Mentalitäten, Wertvorstellungen etc..

Jeder hat eine andere Meinung, andere Einstellungen, andere Idealvorstellungen (vom Partner, vom Leben) und man diskutiert und diskutiert. Und in der Zeit gehen das Leben und die gebärfähigen Lebensjahre einer Frau vorbei. Das ist exakt und detailliert das, was heute passiert. Auch in meinem Leben. Wir sollten uns schneller und intensiver darum kümmern, welche Weltsichten, Wertvorstellungen, welche Ethik, welche Idealvorstellungen für die gesellschaftliche Entwicklung zukunftsweisend sind und welche nicht. Auch wenn es schmerzhaft ist. Und das muß - zwangsläufig - mitunter schmerzhaft sein. Aber einen anderen Weg gibt es nicht. - Oder weiß jemand einen?

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